Aufstieg vor 20 Jahren
Der 7. Mai ist ein besonderes Datum für die MT Melsungen. An diesem Tag vor exakt 20 Jahren machten nordhessischen Handballer den Aufstieg in die Bundesliga perfekt.
Am 7. Mai 2005 fiel die Entscheidung: Die Handballer der MT Melsungen stiegen in die 1. Bundesliga auf. Zur Aufstiegsmannschaft gehörte Daniel Holl, der heute dem Aufsichtsrat des Handball-Bundesligisten angehört. Ein Interview:
Wissen Sie noch, was Sie am Abend des 7. Mai 2005 gemacht haben?
Klar. An dem Tag sind wir Meister geworden und aufgestiegen. Der Empfang an der Halle, die Atmosphäre beim Spiel – das vergisst man nicht. Ich weiß, dass wir mit zehn Toren Unterschied gegen Balingen gewonnen haben. Dann ging die wilde Party los.
Welche Bilder sind Ihnen besonders im Kopf geblieben?
Vor allem eines: die Freude bei unserer Chefin Barbara Braun-Lüdicke und ihrem Mann Martin. Die beiden waren sehr glücklich, dass es mit dem Aufstieg endlich geklappt hat. Wir haben mit unseren Fans in der Stadtsporthalle gefeiert. Unser Kapitän Erik Wudtke legte eine sensationelle Show auf einem Garagentor in der Halle. Das waren unbeschreibliche Glücksgefühle. Am nächsten Tag ging es dann mit einem Autokorso durch die Stadt weiter. Es war eine Riesenparty auf dem Marktplatz. Damals wurde dort auch das neue Logo der MT Melsungen vorgestellt. Bis dahin waren wir ja noch als MSG Melsungen/Böddiger angetreten.
Was hat die Mannschaft so stark gemacht, dass Sie den Aufstieg in die 1. Liga geschafft hat?
Es war das Meisterstück unseres Trainers Rastislav Trtik. Ich habe das Gefühl gehabt, dass der Verein genau diese Art Trainer gesucht und auch gebraucht hat. Rasti war ein harter Hund, ein absoluter Schleifer. Da kann man jeden aus der damaligen Mannschaft fragen. Wir hatten teilweise bis zu drei Trainingseinheiten pro Tag. Da waren außergewöhnliche Übungen dabei, die er aus Tschechien mitgebracht hatte.
Der damalige Trainer Trtik ließ in einem seltenen 4:2-System decken. Wie anspruchsvoll war diese Spielweise für die Mannschaft?
Es war sehr anstrengend, weil jeder Spieler seine Position halten musste. Durch die zwei vorgezogenen Verteidiger hatte der gegnerische Kreisläufer viel mehr Freiraum, und das deutete für alle Abwehrspieler: mehr Laufarbeit. Jeder Akteur musste seinen direkten Widersacher halten. Das Paradestück waren die beiden vorgezogenen Deckungsspieler Petr Hruby und Michal Kraus – sie verkörperten das tschechische Modell. Die Aufgabe kannten die Beiden aus der Nationalmannschaft. Zusammen mit Spielmacher Petr Hazl und Torwartlegende Andrej Lawrow waren sie die entscheidenden Garanten für den Aufstieg.
Wie viel Kontakt haben Sie noch zu den Kollegen von damals?
Wir stehen im regen Austausch. Es gibt sogar eine WhatsApp-Gruppe mit den Jungs von damals. Da veröffentliche ich immer mal Nachrichten aus dem MT-Leben. Mit Spielern wie meinem damaligen Gespannpartner Karsten Wöhler habe ich fast wöchentlich Kontakt. Auch mit Markus Pregler telefoniere ich hin und wieder. Vielleicht holt man die Helden von damals zum 20-Jährigen nun noch mal zusammen.
Seit mehr als einem Jahr sind Sie Mitglied des MT-Aufsichtsrates. Wie viel Spaß macht es Ihnen, an der Erfolgsgeschichte des Melsunger Handballs weiter mitzuschreiben?
Eine Menge. Es ist eine schöne Sache, sich um die Überwachung und die strategische Ausrichtung mit zu kümmern und seinen Teil einzubringen. Wir haben ja drei Ausschüsse gebildet: Strategie, Personal und Finanzen. Und ich bin mit Dr. Stefan Ruppert und Dr. Thomas Nöcker im Personalausschuss, wir stehen damit im engen Austausch mit Sportvorstand Michael Allendorf. Wir besprechen beispielsweise mögliche Spielerverpflichtungen.
Was beeindruckt Sie in dieser Saison am meisten?
Unser Erfolg entspricht der DNA der MT. Das Team hat sich weiterentwickelt. Ich habe das Gefühl, dass da eine geschlossene Einheit auf dem Feld steht. Wir haben eine bärenstarke Abwehr mit einem bis zu seinem verletzungsbedingen Ausscheiden hervorragenden Nebojsa Simic.
Gibt es in den kommenden Wochen den ersten Titel der Klubgeschichte zu bejubeln?
Das würden wir uns von Vereinsseite natürlich wünschen. Nicht nur die Mannschaft, sondern auch das komplette Umfeld inklusive der Fans hätten diesen Erfolg verdient. Ein Titel wäre auch der passende Dank an Barbara Braun-Lüdicke.Daniel Holl. (Foto: Käsler)
Zur Person
Daniel Holl (43 Jahre) ist Mitglied des Aufsichtsrates des Handball-Bundesligisten MT Melsungen. Er gehörte zu der Melsunger Mannschaft, die 2005 den Aufstieg in die 1. Bundesliga unter Dach und Fach gebracht hat. Holl führt in Rotenburg zusammen mit seinem Bruder Jan-Oliver den Familienbetrieb mit Schwerpunkt Fenster- und Türenbau. Er ist verheiratet mit der ehemaligen Bundesliga Spielerin Simone Holl-Poulsen und Vater einer Tochter und eines Sohnes.
Das Interview führte Björn Mahr/HNA.
Fotos: Hartung/privat