27:22 - MT feiert überzeugenden Derbysieg über Wetzlar zum Heimspiel-Abschluss

Mit einem überlegen herausgespielten 27:22 (13:12) über die HSG Wetzlar feierte die MT Melsungen im letzten Heimspiel der Saison einen versöhnlichen Abschluss mit ihren Fans in der mit 3.837 Zuschauern (Saisonrekord!) sehr gut gefüllten Kasseler Rothenbach-Halle. Und schuf mit 60 starken Handballminuten den würdigen Rahmen für die anschließende Verabschiedung von gleich acht Spielern nach Ablauf dieser Spielzeit. Bis zur Pause vermochten die Mittelhessen noch Schritt zu halten, dann war ein 6:2-Lauf in den ersten zehn Minuten nach dem Seitenwechsel die Vorentscheidung. Mit Julius Kühn, Tobias Reichmann und Kai Häfner waren gleich drei Spieler sechsmal erfolgreich, Olle Forsell Schefvert traf für die Gäste fünfmal ins Netz.

Er war kaum zu stoppen: Julius Kühn steuerte sechs Treffer zum Derbysieg bei – Foto: H. Hartung.

Auch im letzten Heimspiel der Saison war die MT gezwungen zu improvisieren, da erneut weder ein Stamm-Spielmacher, noch „Backup“ Yves Kunkel zur Verfügung stand. Also war Julius Kühn auf ungewohnter Position gefragt, bekam dort aber tatkräftige Unterstützung von Kai Häfner, der viel Zug ins Zentrum an den Tag legte. Womit die offensive 5:1-Deckung der Gäste, in der sich Emil Mellegard vorgezogen stark auf Kühn fokussierte,so ihre Probleme hatte. Umso mehr Platz also für Häfner, der, neben Kühn und Michael Allendorf, folgerichtig gleich zweimal beteiligt war an der 4:1-Führung nach fünf Spielminuten.

Wetzlar tat sich auch offensiv schwer gegen den von Gleb Kalarash und Arnar Freyr Arnarsson glänzend organisierten Deckungsverbund vor Silvio Heinevetter, der bei seinem letzten Auftritt vor eigenem Publikum in der Rothenbach-Halle von Roberto Garcia Parrondo den Vorzug gegenüber Nebojsa Simic bekommen hatte. Allein Olle Forsell Schefvert vermochte diesen Riegel mehrfach zu knacken und zeichnete für alle drei HSG-Tore zum 6:3-Zwischenstand nach neun Minuten verantwortlich. Insgesamt zu wenig für Benjamin Matschke, der schon kurz darauf seine erste Auszeit in Anspruch nahm.

Mit Erfolg, auch wenn sich das zunächst nicht in Form einer Resultatsverbesserung bemerkbar machte. Aber das Spiel der Gäste nach vorn war fortan breiter angelegt, hinten sorgte der Ex-Melsunger Felix Danner für eine Stabilisierung der nun defensiver ausgerichteten Abwehr. Auch die nächste Reaktion von Matschke, den glücklosen Gennadiy Komok im Tor nach Kai Häfners 8:5 (12.) durch Anadin Suljakovic zu ersetzen, griff: der Bosnier war gegen Julius Kühn sofort hellwach und verhinderte Schlimmeres. Machtlos war er allerdings gegen den glänzend aufgelegten Michael Allendorf, der mit dem 9:6 (15.) bereits zum dritten Mal jubeln konnte.

Mit zunehmender Intensität auf dem Feld fühlten sich die Mittelhessen sichtbar wohler. Sie packten wesentlich entschlossener zu und hielten Melsungens Schützen auf Distanz. Was diese mehrfach ins passive Spiel zwang und den rot-weißen Angriff minutenlang fast lahm legte. Lenny Rubin nutzte einen Ballgewinn zum Gegenstoß und dem 10:9 (21.). Jetzt war es an Parrondo, neue Ideen zu entwickeln. Spielerisch mit Alexander Petersson als zweitem Linkshänder im Rückraum durchaus mit Überraschungseffekt, im Abschluss allerdings haperte es weiterhin. Wetzlar besaß sogar den Ball mit der Chance zum Ausgleich, biss sich aber Kalarash und Arnarsson die Zähne aus. So dass sich die MT, auch durch Parrondos Linkshänder-Coup, zur Pause hin durch den von halblinker Position treffenden Kai Häfner wieder in Vorteil bringen konnte.

Der Aufwärtstrend setzte sich nach der Halbzeit fort. Michael Allendorf traf, Silvio Heinevetter parierte glänzend gegen Lars Weissgerber. Sehr aufmerksam war aber auch Anadin Suljakovic, der erst gegen Tobias Reichmann, dann gegen Andre Gomes Sieger blieb. Selbst als ihm Melsungens Rechtsaußen kurz darauf im Gegenstoß entgegen stürmte, behielt er Ruhe und Übersicht. Allein dem starken HSG-Schlussmann war es geschuldet, dass die MT in dieser Phase nicht davonziehen konnte. Dennoch war Tobias Reichmanns 19:14 (41.) per Tempogegenstoß eine kleine Vorentscheidung, denn es fiel in Unterzahl, als Alexander Petersson eine Strafe abzusitzen hatte.

Wetzlar sichtlich angeschlagen, die MT obenauf. Da passte es ins Bild, dass Suljakovic das 20:15 von Kai Häfner „durch die Hosenträger“ verpasst bekam und Heinevetter im Gegenzug spektakulär gegen Ole Klimpke parierte (43.). Wie überhaupt bei den Nordhessen echte Spielfreude durchkam, die sich auch auszahlte. Da zog der Rückraum mit schönen Rochaden Wetzlars Deckung innen zusammen, spielte Andre Gomes den entscheidenden Pass hinter dem Rücken auf Michael Allendorf und der ließ sich, mit Metern von Platz um sich herum, diese Chance natürlich nicht entgehen: 22:17 (47.).

Die vielleicht entscheidende Szene war die des Siebenmeters für Wetzlar, in dessen Vorfeld es heiße Diskussionen zwischen dem unfair angegangenen Olle Forsell Schefvert und Silvio Heinevetter gab. Der von Maximilian Holst geworfene Ball fand seinen Weg nicht ins Netz, dafür wuchtete Julius Kühn das Leder gegenüber zur Sechs-Tore-Führung in die Maschen (52.). Gar sieben vor waren es nach Tobias Reichmanns Strafwurf zum 25:18 (55.). Woraufhin es die Gäste kurzzeitig mit einer sehr offenen Deckung versuchten, damit jedoch auch nicht zum Erfolg kamen.

Die letzten dreieinhalb Minuten der Partie gehörten sowohl dem Abschied wie auch der Jugend, denn Roberto Garcia Parrondo wechselte bis auf Andre Gomes komplett durch. Als Michael Allendorf für Florian Drosten vom Feld ging, endeten für ihn zwölf Jahre als aktiver Spieler bei der MT, was das Publikum mit stehenden Ovationen bedachte. Ebenso emotional war der Wechsel von Tobias Reichmann auf Julian Fuchs und mit David Kuntscher für Alexander Petersson gaben sich zwei scheidende Melsunger beim Platztausch die Hand. Dazu kam auch noch Rohat Sahin und Manuel Hörr zum Einsatz, wobei der sich als Schütze des 27:20 feiern lassen durfte. Die abschließende Ergebniskosmetik der Wetzlarer ging fast unter in lautstarken Gesängen der MT-Fans.

MT Melsungen – HSG Wetzlar 27:22 (13:12)

MT Melsungen: Heinevetter (10 Paraden / 22 Gegentore), Simic (n. e.); Kühn 6, Reichmann 6/4, Drosten, Arnarsson, Allendorf 5, Gomes 3, Kalarash, Häfner 6, Sahin, Hörr 1, Petersson, Fuchs, Kuntscher - Trainer Roberto Garcia Parrondo.

HSG Wetzlar: Komok 2 P. / 14 G.), Suljakovic (5 P. / 13 G.); Srsen 2, Nyfäll 2, Boczkowski, Klimpke 1, Mirkulovski, Danner, Weissgerber 3, Holst 3/3, Fredriksen, Forsell Schefvert 5, Okpara, Mellegard 3, Rubin 3, Novak - Trainer Benjamin Matschke.

Schiedsrichter: Christian Hannes (Aachen) / David Hannes (Frankfurt)

Zeitstrafen: 10 – 6 (Kalarash 11:58 52:52, Kühn 28:43, Petersson 40:20 59:46 - Nyfjäll 6:57, Danner 44:39 49:17)

Strafwürfe: 4/4 – 4/3 (Holst über das Tor 50:35)

Zuschauer: 3.837 in der Rothenbach-Halle, Kassel.