28:22 gegen Gummersbach - MT bleibt dank überragender zweiter Halbzeit in der Erfolgsspur

Die MT Melsungen schickt sich an, die LIQUI MOLY Handball-Bundesliga von unten aufzurollen. Das 28:22 (10:14) gegen den VfL Gummersbach war der vierte Pflichtspiel-Sieg in Folge und das dritte Ligaspiel hintereinander mit herausragender Defensivleistung. Wobei insbesondere in der zweiten Hälfte hinten „Beton angerührt“ wurde und sich Nebojsa Simic mit 17 gehaltenen Bällen ein weiters Mal als überragender Rückhalt erwies. Als beste Torschützen glänzten diesmal mit je sechs Treffern Arnar Freyr Arnarsson und Andre Gomes, während Hakon Styrmisson für Gummersbach auf die gleiche Anzahl an Erfolgen kam.


Wieder einmal überragend: Nebojsa Simic lieferte 17 superstarke Paraden – Foto: A. Käsler.

Ohne große Überraschungen in der Startformation beider Teams ging es los in der Rothenbach-Halle, also auf Melsunger Seite auch ohne Domagoj Pavlovic, der zwar auf der Bank saß, aber nicht zum Einsatz kam. Ebenfalls noch in Warteposition blieb zunächst André Gomes, dafür wechselten sich im Rückraum Agustin Casado und Elvar Örn Jonsson auf der Mitte und Halblinks ab. Beim VfL ging es, wie nicht anders zu erwarten, mit dem überragend in die Saison gekommenen Dominik Mappes auf der Spielmacherposition los, dafür saß Ole Pregler, bei der Vorstellung vom Publikum als Melsunger lautstark begrüßt, draußen.

Was sofort auffiel: Gummersbach war heiß! Insbesondere in der sehr offensiv ausgerichteten Abwehr, wo permanent Bewegung in alle Richtungen war. Das seitliche Verschieben klappte, gleichzeitig war der Schritt nach hinten, falls nötig, immer zur rechten Zeit. Was, auch wegen einer frühen Zeitstrafe gegen Gleb Kalarash, nach neun Minuten folgerichtig in eine 4:1-Führung für die Gäste mündete. Wenig Zählbares also für die Hausherren, die allerdings auch Möglichkeiten wie einen Tempogegenstoß von Julian Fuchs ausließen.

Erst als Elvar Örn Jonsson ins Rollen kann, Aus der zweiten Reihe ebenso traf wie nach einer feinen Einzelleistung auf Halblinks, tat sich aus Melsunger Sicht etwas auf der Anzeigetafel. Zumal Agustin Casado als Draufgabe die spielerische Variante bemühte und Ivan Martinovic per Kempa-Anspiel zum 4:5 bediente (12.). Die MT also endlich richtig im Spiel? Nein, noch nicht. Weil sich Gummersbach schnell auf die Wechselspiele im Rückraum eingestellt hatte, die Räume eng machte und sich so einige Bälle sicherte. Dazu gesellte sich ein Siebenmeter von Martinovic an den Pfosten und ein misslungener zweite Kempa-Trick von Casado auf Martinovic. Und obwohl auch Hakon Styrmisson einen Siebenmeter über die Latte setzte, ging der VfL wieder auf 5:8 weg (20.).



Was die Torausbeute insgesamt betraf, also eine Fortsetzung der Wetzlar-Partie zehn Tage zuvor. Auch wenn Kai Häfner und Arnar Freyr Arnarsson (Foto: H. Hartung) den Anschluss zunächst wieder herstellten. Die Oberbergischen blieben ungerührt, bleiben auch weiter offensiv im Deckungsspiel und eroberten sich genug Bälle, um trotz eines glänzend aufgelegten Nebojsa Simic, der unter anderem bärenstark einen Tempogegenstoß von Tom Kieseler parierte, diesmal sogar auf vier Tore Unterschied zu stellen: Elligi Vidarsson erzielte das 8:12 (26.). Ein Abstand, der trotz zweier schöner Arnarsson-Treffer vom Kreis auch zur Pause noch Bestand hatte.

Mit dem Anwurf zur zweiten Hälfte löste Dimitri Ignatow auf Rechtsaußen Julian Fuchs ab, sonst blieb die MT-Aufstellung unverändert. Und auch das Gesamtbild änderte sich nicht: diesmal Elvar Örn Jonsson mit einem nur halbherzigen Abschluss, der für Tibor Ivanisevic kein Problem darstelle und sofort war der gast wieder in Ballbesitz. Zum Glück ohne Folgen, weil Ellidi Vidarsson nur das Lattenkreuz anvisierte. Dann machte zwar Arnar Freyr Arnarsson das elfte Melsunger Tor, aber Hakon Styrmisson konterte umgehend zum 11:15 (34.). Es blieb Stückwerk, was die Fuldastädter ablieferten. Zumal Tibor Ivanisevic den Simic gab und ein ums andere Mal glänzend parierte.

Auch der zweite Gastgeber-Erfolg nach der Pause entsprang einem Anspiel an den Kreis. Diesmal war es Aidenas Malasinskas, der Gleb Kalarash fand. Überhaupt nicht in Schwung kommen wollte das schnelle Passspiel in der ersten und zweiten Welle. Ball um Ball ging in der Vorwärtsbewegung verloren. Also verlegte sich vornehmlich Agustin Casado darauf, die scheinbar einzig lohnenswerte Variante zu bemühen: zwei tolle Anspiele auf Arnar Freyr Arnarsson, zwei Tore. Und als David Mandic von Linksaußen zum 16:17 lochte (44.), war ob der kämpferisch untadeligen Trotzreaktion auf vorangegangene Versäumnisse plötzlich Stimmung unter dem Dach.

Es kam in diesem plötzlichen MT-Flow noch besser. Nebojsa Simic nahm die Kampfansage von Ivanisevic an, schraubte sein Paradenkonto auf mittlerweile dreizehn hoch, David Mandic setzte, in den Ablauf passend von Kreis erzielt, den Ausgleich drauf und nach Stepan Zemanns dritter Zeitstrafe sowie der daraus resultierenden Qualifikation gelang Ivan Martinovic mit seinem ersten Tor des Tages auch die erste Gastgeber-Führung zum 18:17 (46.). Jetzt haderte Gummersbach mit den eigenen Flüchtigkeitsfehlern und verlor darüber die zuvor ausgeübte Kontrolle über das Spiel.



Gästecoach Gudjon Valur Sigurdsson reagierte, ersetzte im Tor Tibor Ivanisevic durch Fabian Norsten, nahm den im Angriff zu Gunsten eines siebten Feldspielers sofort wieder runter. Insofern erfolgreich, dass Lukas Blohme und Jonas Stüber nach Gegentreffern jeweils den Anschluss wiederherstellten. Als jedoch Simic abermals auf den Plan trat und mit einer Riesenparade gegen Stüber das Spielgerät sicherte, erhöhte André Gomes (Foto: H. Hartung) trotz angezeigtem passivem Spiel mit einem Gewaltwurf passgenau ins linke obere Eck gar das 23:20 (53.) und setzte Nummer 24 gleich hintendrauf, nachdem Hakan Styrmisson seinen zweiten Strafwurf des Tages am Tor vorbei gesetzt hatte.

Das war der KO-Schlag für den VfL, dem auch ein Rückwechsel auf Tibor Ivanisevic im Tor nichts mehr nützte. Zudem  war das MT-Spiel nun doch zu sicher und vor allem in der Vorwärtsbewegung zu zwingend geworden. In der Abwehr fehlte den Gästen die Konzentration, im Angriff nach dem über lange Zeit erfolgreich geführten Abnutzungskampf die Kraft. Ganz anders Melsungen mit dem längst auf den Rängen stehenden Publikum im Rücken, das über permanenten Applaus die letzten Reserven aus der Mannschaft herauskitzelte. Und in den Schlusssekunden vor Begeisterung tobte, als Nebojsa Simic seine siebzehnte Parade ablieferte und der zum Schluss noch eingewechselte Florian Drosten den Abpraller zum Endstand förmlich ins Gummersbacher Tor trug.

Stimmen zum Spiel

Roberto Garcia Parrondo: Ich bin glücklich heute über diesen Sieg, vor allem mit der zweiten Halbzeit, in der meine Mannschaft sehr gut gefightet hat. Es war überragend, mit welcher Intensität und mit welchem Kampfgeist sie aufgetreten ist. Ein weiterer Grund, warum ich über diese zwei Punkte so glücklich bin, ist, dass sie gegen eine der kämpferisch besten Mannschaften der Liga geholt haben. Denn Gummersbach hat nicht umsonst als Aufsteiger schon so viele Punkte auf dem Konto.

Gudjon Valur Sigurdsson: Glückwunsch an Melsungen zum am Ende verdienten Sieg. Ich bin trotzdem stolz und zufrieden auf und über das, was mein Team über 45 Minuten hier gespielt hat. Aber leider hat Melsungen ebenso überragend gedeckt und Simic hat seine Form der letzten Spiele voll bestätigt. Wir waren allerdings bei den Gegenstößen auch etwas zu zurückhaltend. Ich will der Mannschaft dennoch keine Vorwürfe machen, Melsungen ist im Moment eben eine Nummer zu groß für uns.

Statistik

MT Melsungen: Simic (17 Paraden / 22 Gegentore), Morawski (n. e.); Malasinskas, Casado 2, Ignatow 1, Ohl, Drosten 1, Jonsson 5, Arnarsson 6, Gomes 6, Kalarash 1, Häfner 1, Fuchs, Martinovic 2, Mandic 3, Pavlovic - Trainer Roberto Garcia Parrondo.

VfL Gummersbach: Ivanisevic (9 P. / 23 G.), Norsten (0 P. / 5 G.); Vidarsson 4, Kodrin, Köster 3, Blohme 5, Schroven, Schluroff, Mappes, Pregler 1, Styrmisson 6/2, Kiesler, Stüber 1, Jansen 2, Zeman - Trainer Gudjon Valur Sigurdsson.

Schiedsrichter: Julian Fendtke (Berlin) / Niels Wienrich (Berlin)

Die nächsten Spiele:
Mi., 09.11.22, 20:30 Uhr, FRISCH AUF! Göppingen – MT Melsungen, EWS-Arena Göppingen
So., 13.11.22, 16:00 Uhr, MT Melsungen – TVB Stuttgart, Rothenbach-Halle Kassel