Als Lohn findet sich die Mannschaft von Trainer Arjan Haenen plötzlich mit Respektabstand nach unten als Tabellen-Achter im Mittelfeld wieder. Vorbeigezogen am bezwungenen Gegner und erstmals auch vor dem Lokalrivalen aus Baunatal rangierend.

Rasant ging’s los in der Melsunger Stadtsporthalle, fast wild. Bedingungsloses Tempo war auf beiden Seiten angesagt, worunter die Genauigkeit sowohl der Pässe als auch der Abschlüsse etwas litt. Aber, das darf dabei nicht untergehen, beide Abwehrreihen waren auch sofort und direkt auf Betriebstemperatur. Von den ersten Angriffen mündeten gleich drei in Siebenmeter. Wobei Manuel Hörr seinen sicher versenkte, das Brüderpaar Niklas und Yannik Ihmann aber nacheinander an Carl Beck scheiterte. Der kurz darauf auch noch einen Tempogegenstoß von Christoph Holletzek parierte. Leichte Vorteile lagen dennoch bei den Gästen, die nach zwölf Minuten mit 5:2 führten.

Was den Hausherren fehlte, war vor allem Druck aus dem Rückraum. Sowohl Merlin Kothe als auch Jan Grolla waren verletzt ausgefallen, Jan Waldgenbach und Manuel Hörr liefen sich ein ums andere Mal fest. Trainer Arjan Haenen reagierte, brachte Rene Andrei und mit dem A-Jugendlichen Jost Liebergesell einen weiteren Rechtshänder in der Aufbaureihe. Die nächsten Highlights setzten aber andere. Da war zunächst der dritte Siebenmeter, diesmal geworfen von Jonas Rost, der Beute von Carl Beck wurde. Und dann noch das wunderbare Kempa-Anspiel von Florian Weiß auf Ben Beekmann, das der knochentrocken zum 5:7 (19.) ins lange untere Eck veredelte. Klasse!

Wenig Tore also trotz unglaublich intensivem Spiel, knisternde Spannung und Zweikämpfe ohne Ende. Längst ohne nennenswerte Vorteile für eine der beiden Mannschaften, aber Söhre zehrte eben noch eine ganze Weile von den Errungenschaften der Anfangsviertelstunde. Bis Alexander Thiel eine Strafe kassierte, die rot-Weiße Deckung in Zusammenarbeit mit dem überragenden Carl Beck dahinter Beton anrührte und Melsungen seine Konterchancen konsequent nutzte. Ben Beekmann vollendete im Tempogegenstoß einen 4:0-Lauf der MT 2 zur ersten Führung, die Yannik Ihmann aber noch vor dem Halbzeitpfiff wieder egalisieren konnte. Nur 22 Tore bei Hälfte der Spielzeit, aber langweilig war es nicht eine einzige Sekunde.

Zurück aus der Kabine, ging der Wahnsinn direkt weiter. Mit dem faszinierenden Tempo des ersten Durchgangs einerseits, nun aber auch mit den verdienten Erfolgen der Gastgeber, die vor allem in Sachen Einsatz ein wahres Feuerwerk abbrannten. Konnte Söhre bis zum 13:13 durch Niklas Ihmann noch gegenhalten, brachen danach schnell die Dämme. Viermal hintereinander rappelte es im Kasten von Jan Knoob, allein dreimal davon hatte Manuel Hörr abgezogen: 17:13 (36.). Und Melsungens Regisseur war noch längst nicht fertig mit seiner Mission.

Erschwerend kam für Söhre hinzu, dass sich Niklas Ihmann beim Versuch eines Hebers über Carl Beck beim Aufkommen das Knie verdrehte und raus musste. Außerdem feierte Melsungens Keeper gegen Tom Folger seinen vierten gehaltenen Siebenmeter des Abends – irre! Aber längst noch keine Vorentscheidung. Im Gegenteil reagierten die Gäste trotzig, erinnerten sich an ihre fulminante Aufholjagd beim Punktgewinn in Hildesheim und setzten zur Wiederholung an: Johannes Keller im Tempogegenstoß erfolgreich zum 20:20 (48.).

Diesmal allerdings sollte es nicht zu Zählbarem reichen für die Niedersachsen. Denn die letzten zehn Minuten gehörten Jan Waldgenbach. Vorher oft glücklos im Abschluss, packte er, als es drauf ankam, die Zauberwürfe aus. Viermal zum 25:21 (56.), dann noch einmal gegen die längst offen im Feld verteidigenden Sportfreunde mit einer Einzelleistung zum 28:24, da war der Deckel dann drauf. Und der dritte doppelte Punktgewinn der MT 2 in trockenen Tüchern. Den Abschluss durfte Jost Liebergesell feiern, der per Siebenmeter sein erstes Drittliga-Tor erzielte.

Der Verlauf: 1:0 (4.), 1:2 (6.), 2:5 (13.), 5:8 (20.), 7:8 (23.), 7:10 (24.), 11:10 (30.), 11:11 (Halbzeit), 13:13 (32.), 17:13 (36.), 19:14 (40.), 20:16 (44.), 20:20 (48.), 24:20 (55.), 25:21 (56.), 27:23 (58.), 29:25 (Ende).

Statistik
MT Melsungen 2: Beck (15 Paraden / 25 Gegentore), Büde (n. e.), Herbst (n. e.) – Stehl 4, Hörr 8/1, Reinbold 4, Rietze, Backhaus, Beekmann 3, Liebergesell 1/1, Waldgenbach 8/1, Andrei 1, Weiß, Tsymbaliuk, Markos – Trainer Arjan Haenen.

Sportfreunde Söhre von 1947: Knoob (7 P. / 20 G.), Engelhardt (1 P. / 9 G.) – Folger 1, Rost, Thiel 2, Bartels, Y. Ihmann 6, Kellner 1, Kordas 3, N. Ihmann 3/1, Kouba 1, Lehrke, Hanel 4, Klein 1, Holletzek 2, Scherbanowitz 1 – Trainer Sven Lakenmacher.

Z: 134 - SR: Deniz Argav / Maximilian Frankholz (Frechen / Wuppertal) - Strafen: 4 - 4 Minuten – 7m: 4/3 - 5/1.