Alle Sinne auf Re-Start

Bei Handball-Bundesligist MT Melsungen fiebern alle der Wiederaufnahme des Wettkampfbetriebs entgegen. Heute Abend ist es nun soweit: Nach 53 Tagen Unterbrechung wegen WM und coronabedingter Spielverlegungen steigen die Nordhessen wieder ins Geschehen der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga ein. Alle Sinne sind für den Re-Start geschärft. Um 19:00 Uhr wird im Essener Sportpark “Am Hallo“ die Partie beim traditionsreichen TuSEM angepfiffen. Die Ränge dort bleiben auch heute leer. Sky überträgt wie immer live.

Alibek Käsler-Foto: Julius Kühn spielt heute gegen seinen früheren Verein. Wer sich anschließend wohl mehr über das Wiedersehen freuen wird?

Es ist fast so aufregend, wie vor einem Saisonstart. Denn die Situationen sind durchaus vergleichbar. Auch jetzt weiß man nicht genau, auf welchem Leistungslevel man sich nach einer solch langen Wettkampfpause befindet. Klar, es wurde zielstrebig auf diesen Tag hingearbeitet. Die meiste Zeit jedoch in arg reduzierter Besetzung. Denn die Hälfte der Melsunger Mannschaft war ja im WM-Einsatz in Ägypten unterwegs. Insofern stand für das gemeinsame Training mit dem kompletten Kader nur eine kurze Zeitspanne zur Verfügung. Wobei komplett nicht ganz richtig ist, da es mit Tobias Reichmann und Domagoj Pavlovic zwei Rekonvaleszenten gibt. Apropos: Ob Letztgenannter heute Abend einen Versuch wagen kann, nach seiner Ende November erlittenen Fußverletzung erstmalig wieder das Hallenparkett zu betreten, wird sich zeigen.  

Wie auch immer die Formation aussehen wird, die Gudmundur Gudmundsson ins Rennen schickt, selbst er als erfahrener Trainer vermag keine Prognose darüber abzugeben, wie schnell der Motor seiner Truppe wieder auf Touren kommt. Die einzige Orientierung, die er hat, ist das Spiel am 20. Dezember in Göppingen. Und das war richtig gut. Da hat die MT kompromisslos ihre Linie 60 Minuten lang durchgezogen und sich letztendlich mit einem 30:23-Sieg belohnt. So wird es spannend zu beobachten sein, ob die Rotweißen heute Abend daran anknüpfen können oder einen Stotterstart hinlegt.

Bei Gegnern, wie Aufsteiger Essen, ist besondere Vorsicht geboten. Wer vermeintlich nichts zu verlieren hat, wird mitunter besonders gefährlich. Wie das ausgehen kann, musste die MT leidvoll gegen Coburg, den anderen Aufsteiger erfahren. Die Franken nämlich erteilten dem Favoriten in dessen eigener Halle in Kassel Mitte Dezember mit 32:27 eine kleine Lehrstunde. So sollte es heute für die MT in Essen tunlichst nicht enden.

Und erst recht nicht, wie zum Abschied der MT aus ihrem ersten Bundesligaspielort Rotenburg a.d.Fulda. An jenem 22. Dezember 2007 gastierte der TuSEM als Tabellenschlusslicht in der Meirotels-Halle und versaute den Hausherren mit 32:27 die letzte Party auf dem Rodenberg. 11 Jahre zuvor erwies sich Essen im Halbfinale des DHB-Pokals in Hamburg schon einmal als zu harte Nuss für die Melsunger, die sich 17:22 geschlagen geben mussten.

Heute gibt es übrigens auf beiden Seiten jeweils einen Spieler, der mit dem Gegner besondere Berührungspunkte hat. Da ist zum einen der derzeit beim TuSEM unter Vertrag stehende Dimitri Ignatow. Der Rechtsaußen trug zuvor – aus der Melsunger Jugend kommend – das Bartenwetzer- Trikot auch in der 1. Liga. In Essen soll er weiter Spielpraxis sammeln. Zum anderen läuft mit MT-Shooter Julius Kühn ein ehemaliger TuSEM-Spieler auf. Der Goalgetter spielte von 2012 bis 2014 beim Ruhrgebietsclub zunächst in der A-Jugend und schaffte nach dem Sprung in die 1. Mannschaft dort sogar den Bundesligaaufstieg. So schön die Erinnerungen jedoch auch sein mögen, sie werden heute unweigerlich in den Hintergrund rücken. Denn bei der MT sind alle Sinne auf Re-Start ausgerichtet.

Schiedsrichter in Essen:
Christian Hannes (Aachen) / David Hannes (Frankfurt); DHB-Spielaufsicht: Jutta Ehrmann-Wolf

TV-Berichterstattung: Sky startet ab 18:30 Uhr mit Interviews und Vorberichten, Kommentator ist Dennis Baier.

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