Die MT-Profis in Qurantäne: Hometraining, Kochen, Handball gucken, Musik machen ...

Seit einer guten Woche befindet sich das MT-Team in häuslicher Quarantäne. Wie schon in der Phase nach dem coronabedingten Abbruch der Saison im März halten sich die Spieler auch nun wieder mit Hometraining fit. Der gravierende Unterschied: Während damals nur der Wettkampfbetrieb und das gemeinsame Hallentraining eingestellt waren und man sich deshalb wenigstens in kleinen Grüppchen zum Lauftreff verabreden konnte, darf man bei einer Quarantäne ja praktisch nicht die Wohnung verlassen. Umso mehr versuchen die MT-Profis, sich im tristen Alltag etwas Ablenkung zu verschaffen. HNA-Redakteur Björn Mahr hat einige Stimmen eingefangen.


Silvio Heinevetter
– Bereits zum dritten Mal befindet sich Silvio Heinevetter in häuslicher Quarantäne. Der MT-Torwart war bereits im März nach einem Nationalmannschaftslehrgang sowie Ende August nach dem Kontakt mit einem infizierten Melsunger Betreuer in Quarantäne geschickt worden. „Ich bin jetzt halber Profi“, sagt Silvio Heinevetter. Und dann fügt er doch mit etwas ernsterer Stimme hinzu: „Nein, so richtig kannst du dich nicht an diese Situation gewöhnen.“ – Zumindest ist er essensmäßig voll ausgestattet: „Es ist genug in der Tiefkühltruhe, viel Fleisch und Gemüse.“ Wenn er in den eigenen vier Wänden nicht gerade das Trainingsprogramm absolviert, dann liest er, hört Podcasts oder schaut sich eine Serie an. Sein Tipp: Das Damengambit. Und sonst? „Da telefoniere ich den halben Tag lang.“


Yves Kunkel
– Eigentlich sollte Yves Kunkel am Montag in Frankfurt für sein Sportmanagement-Studium an der Fern-Uni Düsseldorf zwei Klausuren schreiben: in den Fächern Sportbusiness-Ökonomie und Wirtschaftsinformatik. Dafür hatte er viel gelernt. Wegen der Quarantäne musste er absagen. „Das ist ärgerlich, weil es immer nur ein, zwei Termine pro Monat gibt“, sagt der Linksaußen. Eine andere Entscheidung erwies sich derweil als goldrichtig, „Meine Frau Selina und ich hatten uns für den Fall einer Quarantäne eine Spielekonsole zugelegt“, berichtet Kunkel. Nun spielen sie das Fußballspiel Fifa gegeneinander. Regelmäßig nehmen sie sich aber auch Zeit zum Kochen – manchmal sogar etwas mehr. So bereiteten sie Kohlrouladen mit Rotkraut und Salzkartoffeln zu.


Nebojsa Simic
– Der Kontakt zu seiner Frau und seinem Kind ist durch die Quarantäne erheblich eingeschränkt – deshalb lebt MT-Torwart Nebojsa Simic aktuell in der oberen Etage der Melsunger Wohnung – Übungsprogramm inklusive. Daneben hat er das Geschehen in der Handball-Bundesliga voll im Blick; „Ich schaue mir drei, vier Spiele pro Woche an.“ Nur Handball – das geht bei Simic auch nicht. Er genießt es, einen Kaffee zu trinken und aus dem Fenster zu schauen. Und für einige Spielchen am Computer ist der Montenegriner auch immer zu haben. Zu seinen Favoriten gehören League of Legends und Call of Duty. Dass „Simo“ gut gestärkt durch die Woche kommt, darauf achtet seine Frau Aleksandra. Sie stellt ihrem Mann auf einer Platte das Essen bereit.


Stefan Salger
– Bei der MT Melsungen sind sie Teamkollegen – im Internet sind sie allerdings Gegner. Rückraumakteur Stefan Salger spielt regelmäßig gegen Kreisläufer Felix Danner, und zwar das Computerspiel zur nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA. Und wer gewinnt? „Felix ist schon ein sehr guter Gegner, jeder Spielausgang ist wirklich knapp. Aber ich bin schon der Bessere“, sagt Salger schmunzelnd. Zwar gehört der gebürtige Allgäuer auch zu den Hobbyköchen im Melsunger Team, der 24 Jahre alte Ex-Ludwigshafener hat aber noch eine andere große Leidenschaft: Kaffee, im speziellen Espresso. Durch die Quarantäne kann Salger seine Kenntnisse über Siebträger-Maschinen weiter vertiefen. „Ich arbeite zurzeit daran, den perfekten Mahlgrad zu finden“, bemerkt der 2,07 Meter große Handball-Profi.


Kai Häfner
– Viel Hanteltraining und etwas Gehirnjogging – so kommt MT-Nationalspieler Kai Häfner durch den Tag. Der 31-Jährige nutzt jetzt die Zeit, um sein Masterstudium weiter voranzutreiben. Häfner studiert an der Fern-Universität Bad Honnef General Management. „Ich habe mich nun wieder ein bisschen reingelesen“, erzählt der Melsunger Profi.
Da er quarantänebedingt zurzeit von seiner Frau Saskia und Sohn Levi Hans getrennt ist, steht er selbst am Herd. Was aber kein Problem ist: „Ich koche gern, wenn ich Zeit habe. Aber für mich allein – das ist schon etwas zäh.“


Marino Maric
– Ganz neu ist das Gefühl für Marino Maric nicht. Im April musste er bereits zusammen mit seinem MT-Kollegen Domagoj Pavlovic in Kroatien in eine 14-tägige Quarantäne. „Das war angenehmer als jetzt, weil Domba ein Appartement auf der Insel Krk hat“, sagt Maric. Jetzt hört er oft Radio – einen Sender aus der Heimat. „Die kroatische Musik hebt ein bisschen die Stimmung“, ergänzt der 30-Jährige. Ansonsten spielt er Klavier oder am PC: Call of Duty. Da er auch ein großer Fußballfan ist, schaut er sich die Spiele in der Nations League an – und das betrifft nicht nur Kroatiens Team.