EHF-CUP: MT STARTET ERFOLGREICH IN DIE GRUPPENPHASE

Die MT Melsungen hat ihren Auftakt in die Gruppenphase des EHF-Cups erfolgreich bestritten. Gegen den polnischen Vertreter KPR Gwardia Opole siegten die Nordhessen in einem wesentlich ausgeglichener verlaufenen Spiel als erwartet mit 26:21 (12:10). Ohne die geschonten Stammspieler Simic, Kühn, Häfner, Allendorf und Reichmann hatte die MT nach starkem Beginn viel Mühe mit ihren Gästen. Die kamen nach einer Sechs-Tore-Führung der Gastgeber Mitte der zweiten Hälfte sogar zum Ausgleich. Am Ende setzte sich dann die bessere Physis des Bundesligisten durch, der in Dimitri Ignatow (6 Tore) seinen erfolgreichsten Schützen hatte. Für Opole war Patryk Mauer siebenmal erfolgreich, davon dreimal per Siebenmeter.

Die Startaufstellung der Gastgeber war schon überraschend. Im Tor Johan Sjästrand, am Kreis Timm Schneider, auf den Außenbahnen Yves Kunkel und Dimitri Ignatow, im Rückraum Roman Sidorowicz, Stefan Salger sowie als Spielmacher Domagoj Pavlovic. Dass das jedoch alles andere als eine „B-Sieben“ ist, stellten die Genannten ganz schnell unter Beweis. Vorn schnell und kompromisslos mit Toren von Ignatow, dem zum Siebenmeter eingewechselten Lasse Mikkelsen von der Linie, Sidorowicz sowie Salger, hinten ein furioser Sjöstrand mit gleich vier gehaltenen Bällen. Nach knapp mehr als fünf Minuten stand es 4:0.

Erst nach fast sieben Minuten brachte Wiktor Kawka auch die Gäste auf die Anzeigetafel, Mateust Jankowski legte per Tempogegenstoß gleich noch einen nach und zog dabei zusätzlich die erste Zeitstrafe der Partie gegen Pavlovic (8.). Am generellen Bild auf der Platte änderte das nichts. Das Tempo blieb hoch, Melsungen fokussiert. Abzulesen an johan Sjöstrands schnellem Sprint zurück ins verlassene Tor bei Unterzahl mit gelungenem Hechtsprung nach dem Ball oder Dimitri Ignatows 6:2, das er hart bedrängt im Gegenstoß mit der rechten Hand erzielte. Schon nach zehn Minuten war die erste Auszeit der Gäste fällig.

Mit dem Erfolg, dass es die Melsunger danach nicht mehr ganz so leicht hatten gegen die aggressiver zu Werke gehenden Polen. Zwar hatte das auch Strafen zur Folge und Jan Klimkow hatte Glück, dass es bei seinem Einsteigen gegen Stefan Salger bei einer Bankstrafe blieb, aber den Spielfluss der MT brachte die etwas rustikalere Gangart immerhin ins Stocken. Was sich in der rapide nach unten gehenden Torfrequenz ausdrückte, aber zunächst nichts am Abstand änderte. Der wuchs im Gegenteil sogar leicht an, weil Dimitri Ignatow und Finn Lemke Ballgewinne in der Abwehr zu leichten Toren zum 11:5 im schnellen Gegenstoß nutzten (24.).

Warum die MT-Dominanz dann mit einem Schlag zu Ende war, darüber lässt sich nur spekulieren. Doch nach Mateusz Zembrzyckis Volltreffer zum 11:6 (25.) passte plötzlich nicht mehr viel. Der Schlussmann traf über das gesamte Spielfeld hinweg ins verlassene MT-Tor, weil Johan Sjöstrand nach Timm Schniders Bankstrafe einem weiteren Feldspieler Platz gemacht hatte. Im Anschluss klafften hinten urplötzlich vorher nicht gesehene Löcher, durch die Kreisläufer Mateusz Jankowski bedient wurde und Rechtsaußen Patryk Mauer traf ebenfalls sicher. Komplettiert wurde der 4:0-Lauf Opoles zum Pausenstand wieder durch Jankowski aus der Nahwurfzone.

Unmittelbar nach Wiederanpfiff gelang wiederum Mauer sogar der direkte Anschluss, das Spiel war wieder völlig offen. Zumal Mauer auch die beiden nächsten Treffer Melsungens von Ignatow und Salger jeweils per Siebenmeter beantwortete und Jankowski den darauffolgenden Salger-Treffer ebenfalls konterte (15:14, 36.). Dass Jan Klimow nicht sogar den Ausgleich markierte, war nur Johan Sjöstrands glänzender Reaktion zu verdanken. Einmal mehr Salger verschaffte den Nordhessen mit dem 16:14 wieder ein klein wenig Luft (38.).

Trainer Heiko Grimm nahm nach Mauers nächstem Siebenmetertor eine Auszeit, brachte Lasse Mikkelsen. Melsungens Regisseur zeigte auch gleich Spielwitz und setzte Timm Schneider ein, der scheiterte aber völlig frei an Mateusz Zembrzycki und erwischte in seiner nächsten Abwehraktion Maiej Zarzycki voll im Gesicht – Rot. Schwächung der Mannschaft also in dieser kritischen Situation, was  Szymon Dzialakiewicz eiskalt durch die entstandene Lücke zum 16:16 nutzte. Größeren Schaden verhinderte erneut Johan Sjöstrand, der einen Rückstand per Glanzparade gegen Jan Klimkow verhinderte (42.).

Melsungens schwedischer Keeper blieb ein Faktor. Immer wieder war er zur Stelle, um Versäumnisse seiner Vorderleute auszumerzen. Marino Maric, der nach Schneider Ausscheiden den Kreis besetzte, und Yves Kunkel im Gegenstoß nach doppeltem Doppelpass mit Finn Lemke stellten dadurch wieder auf 19:17 (48.), Dimitri Ignatow und noch einmal Kunkel erhöhten auf 21:18 (50.). Es lief also doch wieder nach dem Geschmack der rot-weißen Fans, auch wenn die Art und Weise die erwünschte Souveränität vermissen ließ.

Eine klare Überlegenheit war der MT in den verbleibenden zehn Minuten nicht abzusprechen. Im Spielstand drückte sich das jedoch nur unzureichend aus. Dazu wurden vorn zu viele gute Chancen liegen gelassen und hinten war immer wieder Sjöstrand der ruhende Pol, wenn die Abwehr gepatzt hatte. So genügte es, dass Lasse Mikkelsen von der Siebenmeterlinie fehlerfrei blieb und Dimitri Ignatow das Leder aus fast unmöglichem Winkel zwischen kurzem Pfosten und Zembrzycki hindurch zirkelte (24:20, 57.). Der Schlusspunkt unter den am Ende glanzlosen, aber dennoch klaren und verdienten Erfolg der MT Melsungen setzte schließlich Lasse Mikkelsen mit seinem fünften Siebenmetertor bei bereits abgelaufener Spielzeit.

Stimmen zum Spiel

Heiko Grimm: Ich finde, wir haben gut ins Spiel gefunden. Bis zum 12:6 haben wir es auch in der Abwehr gut gemacht, dann hat wohl jeder gedacht das läuft schon und Gas rausgenommen. Das ist uns nicht das erste Mal passiert. Wir mussten heute aber ein paar Spieler mit leichten Verletzungen schonen, auch im Hinblick auf die vielen Spiele in den nächsten Wochen. So war es heute wichtig, einfach nur dieses Spiel zu gewinnen.

Adrian Fiodor: Gratulation an Melsungen zum Sieg. Wir bedanken uns auch beim Gastgeber für das gute Spiel heute. Ich bin stolz, dass unsere Mannschaft hier so gut mithalten konnte. Ganz besonders gratulieren wir Johan Sjöstrand auf Seiten der MT zu seiner starken Leistung.

Stefan Salger: Wir haben gut reingefunden und richtig Gas gegeben, dann aber die letzten zehn Minuten vor der Halbzeit zurückgeschaltet. Das war unser Fehler, denn dadurch hat der Gegner den Glauben an sich selbst zurückgewonnen. Wir mussten hinten raus dann wieder eine Schippe drauflegen, um zu gewinnen.

Patryk Mauer: Gratulation an Melsungen. Irgendwann im Spiel haben wir nach dem hohen Rückstand zu Beginn angefangen, wieder an uns zu glauben. Aber was wir auch machten, der Keeper der MT war überragend. Jetzt freuen wir uns, dass wir erstmal vom Spiel regenerieren können.

Statistik

MT Melsungen: Sjöstrand (16 Paraden / 21 Gegentore), Simic (n. e.); Maric 1, Kühn (n.e.), Lemke 1, Reichmann (n.e.), Ignatow 6, Kunkel 4, Mikkelsen 5/5, Schneider, Allendorf (n.e.), Sidorowicz 3, Häfner (n.e.), Salger 5, Pavlovic 1 - Trainer Heiko Grimm.

Gwardia Opole: Zembrzycki (1 Tor, 13 P. / 26 G.), Malcher (n. e.); Lemaniak 1, Fabianowicz 1, Zarzycki, Klimkow, Malecki, Mokrzki 1, Zieniewicz, Jankowski 6, Kawka 1, Mauer 7/3, Milewski 1, Morawski 1, Dzialakiewicz 1, Skraburski - Trainer Rafal Kuptel.

Schiedsrichter: Andrej Budzak / Michal Zahradnik (Slowakei)

EHF-Spielaufsicht: Ayberk Dilmen (Türkei)

Zeitstrafen: 6 – 14 (Pavlovic 7:41, Salger 19:11, Schneider 23:14 – Kawka 9:33 29:36, Fabianowicz 11:28, Klimkow 16:55 31:11, Jankowski 36:19, Zarzycki 59:58)

Disqualifikation: Schneider (MT, 40:37)

Strafwürfe: 5/5 – 3/3

Zuschauer: 2.786 in der Rothenbach-Halle, Kassel.

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Das nächste Spiel:
Do., 13.02.20, 19:00 Uhr, MT Melsungen – TVB Stuttgart


Heinz Hartung-Foto: Johan Sjöstrand war der große Rückhalt, der MT-Keeper wehrte 16 Bälle ab!