EM 2020: DEUTSCHLAND VERSPIELT GEGEN KROATIEN MÖGLICHEN SIEG

Trotz der besten Leistung im bisherigen Turnier verliert Deutschland mit 24:25 gegen Kroatien und hat nun nur noch sehr theoretische Chancen, das Halbfinale zu erreichen. Erfolgreichste Schützen vor 9.703 Zuschauern in der Wiener Stadthalle waren Igor Karacic (7) für Kroatien und Tobias Reichmann, Timo Kastening und Philipp Weber (jeweils 4) für Deutschland. Kai Häfner traf dreimal und Julius Kühn einmal. Obwohl das DHB-Team jeweils dreimal im Spielverlauf mit jeweils 5 Toren davonziehen konnte, reichte es nicht, um die keinesfalls überragenden Kroaten in Schach zu halten. Zwei Ballverluste und zwei Fehlwürfe in der entscheidenden Phase nutzte der Gegner, um das Blatt zu seinen Gunsten zu wenden. Selbst wenn Deutschland seine beiden ausstehenden Spiele am Montag gegen Österreich und am Mittwoch gegen Tschechien gewinnen sollte, wären Spanien und Kroatien aufgrund der gewonnenen Spiele gegen das Prokop-Team bei Punktgleichheit im direkten Vergleich besser gestellt. Wahrscheinlicher ist es nun, dass Deutschland Gruppendritter wird und damit um Platz 5 spielen würde. Dazu müsste die Mannschaft dann nach Stockholm reisen.

Was für ein Krimi im Topspiel der Hauptrunde der Handball Europameisterschaft: Deutschland und Kroatien lieferten sich einen heißen Fight - mit dem besseren Ende für die Kroaten. Das deutsche Team lag über weite Strecken in Front, doch als sich Fehler einschlichen, kämpften sich die Kroaten zurück. Anderthalb Minuten vor dem Ende ging Kroatien in Führung. Mit einer Parade hielt Marin Sego den Erfolg kurz vor Abpfiff fest.

Bundestrainer Christian Prokop setzte zu Beginn erneut auf das Außenduo Timo Kastening und Uwe Gensheimer. Im Rückraum starteten Philipp Weber, Paul Drux und Kai Häfner, Hendrik Pekeler und Andreas Wolff komplettierten die Startaufstellung. Verzichten musste das deutsche Team indes auf den kurzfristig erkrankten Johannes Golla.

In der Anfangsphase begegneten sich die beiden Teams auf Augenhöhe. Kroatien mit Domagoj Duvnjak auf der Spitze zwang die DHB-Auswahl zu einem langen Angriff und ging selbst durch Marino Maric in Führung. Kastening egalisierte jedoch schnell wieder und erzielte nach einem schönen Steal das 4:2 (7.).

Nach einer Zeitstrafe gegen Kai Häfner glich Ivan Karacic noch einmal aus (4:4, 10.), doch Deutschland übernahm zunehmend die Kontrolle. Keeper Andreas Wolff präsentierte sich stark, die Defensive arbeitete mit einem hohen Einsatz und verteidigte robust. Insgesamt sechs Zeitstrafen kassiere das deutsche Team, holte sich über den Kampf jedoch auch viel Emotion.

Neben der Abwehr war auch das Tempospiel ein wichtiger Faktor. Nach Gegentoren konterte die deutsche Mannschaft wiederholt mit einer schnellen Mitte, Kroatien hatte Probleme im Rückzug. Mit drei Treffern in Folge stellte Uwe Gensheimer erstmals auf drei Tore (8:5, 18.) und Lino Cervar nahm die Auszeit.

Kroatien tat sich jedoch weiter schwer, obwohl Deutschland nach zwei schnell aufeinanderfolgenden Zeitstrafen gegen Hendrik Pekeler und David Schmidt in doppelter Unterzahl agierte. Das Cervar-Team kam zwar zum Anschluss (9:8, 22.), doch nach einer Auszeit von Prokop netzte der starke Weber zum 10:8 (23.) ein und zog die Hinausstellung von Luka Stepancic.

Dass der Vorsprung des deutschen Teams in den kommenden Minuten auf fünf Tore anwuchs (13:8, 28.) war auch der Verdienst von Wolff. Das Torhüterduell ging klar an Wolff, der alleine drei Siebenmeter und zahlreiche weitere Würfe entschärfte. Kroaten blieb fünf Minuten torlos. Igor Karacic erlöste seine Mannschaft mit dem 13:9 (28.). Nach einem letzten Siebenmeter, den Tobias Reichmann sicher verwandelte, ging es mit 14:11 in die Kabine.

Nach Wiederanpfiff setzte Prokop erstmals auf Julius Kühn, während Cervar nach Ablauf der Zeitstrafe auf den siebten Feldspieler setzte. Karacic kam zwar zum Durchbruch, sein Ball ging jedoch am Tor vorbei. Das bestrafte Kastening sofort: Per Dreher erhöhte der Rechtsaußen auf 15:11 (33.).

Kroatien stabilisierte sich jedoch zunehmend und fand bessere Lösungen gegen die deutsche Defensive. Stepancic sprang durch und verkürzte auf 19:17 (42.), dann legte der Rückraumspieler das 21:20 (47.) nach. Es war der erste Anschluss seit der Anfangsviertelstunde und Prokop zog sofort die Auszeit.

Nun war es der erwartet enge Fight. Kühn erhöhte noch einmal auf zwei Tore (22:20, 47.), doch Kroatien kam durch Mandic wenig später zum Ausgleich (22:22, 48.). Nach einem technischen Fehler der Deutschen hatte Kroatien sogar die Chance zur Führung, doch Wolff parierte zweimal kurz nacheinander - darunter auch einen Gegenstoß.

Es wurde ein Nervenspiel - und im deutschen Team hielt besonders Reichmann stand. Der Rechtsaußen kam nur für die Siebenmeter in die Partie; diese verwandelte er jedoch souverän. Erst traf er zum 23:22 (53.), dann ließ er 24:23 (55.) folgen. Kroatien wehrte sich jedoch. Duvnjak stahl einen Querpass von Häfner und tankte sich zum 24:24 (57.) durch.

Zweieinhalb Minuten vor dem Ende betätigte Cervar den Buzzer, es stand weiterhin unentschieden. Die deutsche Abwehr stand gut und verteidigte engagiert. Pekeler kassierte allerdings nach einem Gesichtstreffer eine Zeitstrafe, das DHB-Team würde die Partie in Unterzahl beenden.

Kroatien nutzte die Überzahl und brach zum 25:24 (59.) durch. Prokop brachte den zusätzlichen Feldspieler und nahm 50 Sekunden vor dem Ende die Auszeit. Das DHB-Team suchte die Chance, fand jedoch kein Durchkommen mehr. Erst bei angezeigtem passivem Spiel gelang es Kühn, Kohlbacher in Szene zu setzen, doch der Kreisläufer scheiterte an Marin Sego. Auch der letzte Notwurf blieb in der Deckung hängen - und Kroatien feierte den knappen Erfolg.
Den original Spielbericht lesen Sie hier: handball-world.news

Hauptrundengruppe 1 – Tabelle nach dem heutigen Spieltag:

1. ESP: 6 Punkte, +17 Tore
2. CRO: 6 Punkte, +13 Tore
3. GER: 2 Punkte, ± 0 Tore
4. AUT: 2 Punkte, -5 Tor
5. BLR: 2 Punkte, -13 Tore
6. CZE: 0 Punkte, -12 Tore

Die weiteren Hauptrundenspeile mit deutscher Beteiligung

Mo., 20.01.20, 20:30 Uhr, AUT – GER (live in der ARD)
Mi., 22.01.20, 20:30 Uhr, CZE – GER (live im ZDF)
(Alle Spiele Stadthalle Wien)

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Sascha Klahn-Foto: Kai Häfner wird von Domagoj Duvniak auf dem Weg zum Tor gestoppt.