Erleichterung pur - MT schlägt Gummersbach 26:25

Sieg im letzten Heimspiel des Jahres – und welch ein hart erkämpfter: Die MT Melsungen hat nach turbulenten 60 Minuten den VfL Gummersbach 26:25 (13:14) bezwungen. Damit bleiben die Nordhessen auch zum Start der Rückrunde vor eigenem Publikum ungeschlagen.

Der Heimnimbus der MT Melsungen überstand auch das letzte Heimspiel des Jahres. Knapp zwar, aber das 26:25 (13:14) gegen den VfL Gummersbach war vor 4.491 Zuschauern in der Kasseler Rothenbach-Halle der neunte Heimsieg der Saison bei nur einem abgegebenen Zähler gegen Magdeburg.

Bis dorthin war es aber ein sehr weiter Weg, den die Oberbergischen mit vielen Steinen spickten. Sie alle räumte die MT jedoch beiseite. Der Vorarbeiter dabei: Erik Balenciaga als Motor, Antreiber und Vollstrecker. Am Abend der Verkündung seiner Vertragsverlängerung machte der Spanier sein bisher bestes Spiel im rot-weißen Dress. Nicht minder stark präsentierte sich einmal mehr Nebojsa Simic, der sich neben 15 Paraden auch in die Torschützenliste eintrug. Am erfolgreichsten dort war Balenciaga mit acht Treffern aus zehn Versuchen. Für Gummersbach traf Lukas Blohme sechsmal.

Wie war die Stimmung in der Halle?
Feierlich festlich schon vor dem Anpfiff. Wozu sicherlich auch die, über den großen Videowürfel von ihm selbst verkündete, Entscheidung beitrug, dass Erik Balenciaga seinen Vertrag bei der MT vorzeitig um zwei Jahre bis 2027 verlängert hat. Der quirlige Mittelmann, der einen hohen Anteil am attraktiven Spiel der Nordhessen hat, bleibt also noch lange Zeit erhalten. Was unter den Fans ausnahmslos Begeisterung auslöste.

Übertrug sich die Freude über Balenciagas Vertragsverlängerung ins Spiel?
Vor allem beim Spanier selbst. Der war gefühlt noch ein wenig giftiger als sonst, bekam allerdings durch den leicht vorgezogen agierenden Tom Kiesler gleich erstmal eine Art persönlichen Bewacher. Nachdem seine zwei ersten Pässe zwar ankamen, aber zu keinem Erfolg führten, übernahm er den dritten Versuch selbst. Und war damit zum 1:2 (6.) dann auch erster MT-Torschütze. Trotz anfänglichen Rückstandes blieb die gute Stimmung erhalten, was an zwei klasse Paraden von Nebojsa Simic und Arnar Freyr Arnarssons 3:3 (8.) lag.

Hatte die MT aus der Hinrunden-Niederlage in Gummersbach gelernt?
Das Hinspiel lag ja erst knapp sechs Wochen zurück. Das Rückspiel lief anders. Zwar versuchte der VfL wieder, das Tempo in die Höhe zu schrauben. Diesmal aber achteten die Melsunger auf ihre Kräfte. Was zwar in einen 9:12-Rückstand (24.) führte, aber trotzdem eine gewisse Spielkontrolle beinhaltete. Bis zur Pause waren die Rot-Weißen auch wieder auf Tuchfühlung, gleich danach, und mit Timo Kastenings Siebenmeter-Nachwurf zum 18:17 (38.), sogar erstmals vorn. Weil auch danach der Gummersbacher Tempoforderung nicht nachgekommen wurde, setzte sich diesmal letztendlich die bessere Qualität der Melsunger verdient durch.

Wann wurde es besonders laut?
Wenn Simic im Blickpunkt stand. Seine spektakulären Paraden waren schon auch Schalter für die Lautstärke. Aber als der Keeper während einer Zeitstrafe gegen Stepan Zeman sah, dass sein Gegenüber Rebmann nicht im Kasten stand und das 6:6 (16.) aus dem eigenen Kreis heraus selbst erzielte, gab es auf den Rängen schon früh kein Halten mehr.

Gab es einen greifbaren Wendepunkt im Spiel?
Ja, eine Art von vorgezogener Crunchtime mitten im Spiel. Als nämlich die MT Mitte der zweiten Hälfte ihre erstmals übernommene Führung mit aller Macht sofort ausbauen wollte. Das gelang offensiv zunächst nicht, obwohl hinten die Abwehr gemeinsam mit einem bärenstarken Rückhalt Simic dicksten Beton anrührte. Drei, vier Möglichkeiten zum Ausbau waren da, alle wurden vergeben. Bis wieder Balenciaga doppelt auf den Plan trat und dem 21. MT-Treffer gleich noch das 22:19 (47.) folgen ließ. Gummersbach berappelte sich zwar schnell und blieb hartnäckig dran, vermochte aber keinen Ausgleich mehr herzustellen. Das verhinderten Simic mit seiner 15. Parade und Balenciaga, der zehn Sekunden vor Schluss Giorgi Tskhovrebadze im wahrsten Sinne des Wortes einfach auflaufen ließ. Ballbesitz Melsungen, Uhr runterspielen, Schluss, Sieg!

Wer drückte der Partie seinen Stempel auf?
Natürlich war Balenciaga, nicht nur wegen seiner Vertragsverlängerung, der Mann des Abends. Sein Auftritt war grandios.

Und Simo?
Der war ganz sicher nicht minder überragend wie sein genialer Spielmacher. Satte 15 Paraden sammelte der Montenegriner, hielt zwei Siebenmeter, selbst wenn einer davon wiederholt werden musste und dann drin war. Dazu machte der Melsunger Publikumsliebling auch noch ein Tor sogar höchstselbst.

Stimmen zum Spiel
Roberto Garcia Parrondo: Wir haben gewonnen. Trotzdem geht meine Gratulation an Gummersbach, weil das eine klasse Mannschaft war, die mit ganz viel Intensität gespielt hat. Ich mag diese Mannschaft, so wie sie spielt! Sonst war es ein starkes Spiel von uns über die gesamten 60 Minuten, ebenfalls sehr intensiv geführt. In der ersten Hälfte hatten wir zu viele technische Fehler, Ende der zweiten ein wenig zu viel verworfen. Aber meine Mannschaft hat super gekämpft. Man hat heute gesehen, was für ein wichtiger Spieler Nebojsa Simic für uns ist. Und auch Erik Balenciaga ist ein Schlüsselspieler, der auf dem Feld bestimmt, was wir machen.

Gudjon Valur Sigurdsson: Glückwunsch an Roberto und die MT zu den zwei Punkten. Ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen. Wir haben viel investiert, haben gut gedeckt. Aber Melsungen war beim Decken noch besser. Da hatten dann wir ein Problem, sie zu knacken. Leider haben wir ein paar zu viel verworfen, aber das Publikum ist sicher auf seine Kosten gekommen. Die MT war cleverer, wir hatten ein Problem mit Balenciaga und sind nicht ins Tempo gekommen. Wenn wir doch mal durch waren, stand da noch Simic. (Michael Koch)

Statistik
MT Melsungen:
Simic (15 Paraden / 25 Gegentore / 1 Tor), Morawski (n.e.); Kühn 1, Balenciaga 8, Mandic, Sipos 1, Kristopans 4, Ignatow, Moraes, Drosten, Arnarsson 2, Aho, Hörr, Martinovic 4/1, Kastening 5/1 – Trainer Roberto Garcia Parrondo.

VfL Gummersbach: Rebmann (6 Paraden / 18 Gegentore), Ivanisevic (2 P. / 8 G.); Vidarsson 3, Kodrin 2, Vujovic 4/4, Köster 3, Blohme 6, Schroven, Häseler 1, Schluroff, Tskhovrebadze 1, Mappes 3, Pregler, Horzen 2, Kiesler, Zeman – Trainer Gudjon Valur Sigurdsson

Schiedsrichter: Hanspeter Brodbeck (Metzingen) / Simon Reich (Metzingen); DHB-Spielaufsicht: Thorsten Zacharia

Zeitstrafen: 8 – 2 Minuten (Sipos 15:59, Moraes 29:29, Kristopans 32:29/45:29 – Zeman 14:25)

Strafwürfe: 3/2 – 6/4 (Kastening wirft an den Pfosten 14:27 – Simic hält gegen Vujovic 33:45, Mappes scheitert an Simic 45:29)

Zuschauer: 4.491 in der Rothenbach-Halle, Kassel

Spielstände: 0:1 (2.), 0:2 (6.), 1:2 (6.), 3:3 (8.), 6:6 (16.), 8:9 (21.), 9:12 (24.), 11:12 (27.), 12:14 (30.), 13:14 (30.) HZ – 13:15 (31.), 16:16 (34.), 18:17 (38.), 19:19 (41.), 22:19 (47.), 24:21 (50.), 24:23 (51.), 26:24 (54.), 26:25 (57.) Endstand.