EURO 2: Deutschland macht es Norwegen richtig schwer
Die deutsche Nationalmannschaft hat auch ihr zweites Hauptrundenspiel verloren. Nach der 23:29-Niederlage am Donnerstag gegen Spanien hatten die Gislason-Schützlinge nur gut 24 Stunden später gegen Norwegen mit 23:28 das Nachsehen. Damit sind Chancen auf einen Halbfinaleinzug merklich gesunken. Die DHB-Auswahl trat gegen die Skandinavier in derselben Besetzung an, wie gegen die Iberer - weitere Corona-Ausfälle hatte es von Donnerstag auf Freitag zum Glück nicht mehr gegeben. Einziger MT-Akteur im Aufgebot war Tobias Reichmann. Der Rechtsaußen erzielte zwei Treffer, davon einen per Strafwurf. Ein weiterer Siebenmeter landete unglücklich am Pfosten
Nur sehr schwer durchzukommen war es für die deutsche Sieben, so wie es hier Philipp Weber und Johannes Golla versuchen – Foto: S. Klahn/DHB.
Die international recht unerfahrene Mannschaft um Kapitän Johannes Golla machte es den klar favorisierten Norwegern über weite Strecken des Spiels richtig schwer. Dennoch setzten sich Sagosen & Co am Ende klar durch. Sie hatten das eingespieltere Team, machten weniger Fehler, agierten im Angriff mit hohem Tempo, ihre Aktionen waren zwingender. Hinzu kam die Tatsache, dass in ihren Reihen außer Sander Sagosen weitere Weltklassespieler stehen. Dennoch durfte die deutsche Mannschaft erhobenen Hauptes das Feld verlassen. Vorbildlicher Einsatz, hohe Kampfbereitschaft und eine wie in allen vorangegangenen Spielen auch diesmal wieder absolut intakte Moral waren die herausstechenden Eigenschaften bei Schwarz-Rot-Gold. Um sich nun noch eine Minimalchance auf das Erreichen des Halbfinals zu erarbeiten, muss am Sonntag unbedingt ein Sieg gegen die Schweden her (ab 17:45 Uhr live in der ARD).
Die Sportschau schreibt zum Spiel:
Von der großen Offensivkraft der Norweger, die ebenfalls am Tag zuvor gespielt und dabei gegen Polen 42 Treffer erzielt hatten, war zu Spielbeginn noch nicht viel zu sehen. Nach acht Minuten lagen die Deutschen mit 4:2 vorn und fanden die Lücken in der zunächst relativ offensiven norwegischen Defensive.
Weil die Deckung der DHB-Auswahl auf der anderen Seite kompakt verschob und physisch hart dagegen hielt, konnte Rechtsaußen Lukas Zerbe früh zwei "leichte" Gegenstoßtore erzielen. Christoph Steinert trat auf der halbrechten Abwehrposition immer mal wieder ganz offensiv auf Norwegens Superstar Sander Sagosen heraus und störte so den Spielfluss des Favoriten.
Norwegen legt zu, Deutschland leistet sich wieder eine Torflaute
Norwegens Trainer Christian Berge stellte dann aber ein bisschen um und wechselte sowohl offensiv als auch defensiv durch. Das fruchtete, die frischen Spieler machten dem DHB-Team Probleme und die Partie kippte. Acht Minuten lang erzielte man zwischenzeitlich kein Tor und konnte sich in dieser Phase bei Johannes Bitter bedanken, der zwischen den Pfosten mehrfach stark zur Stelle war. So war das Tor von David Schmidt in der 23. Minute "nur" der Anschlusstreffer zum 7:8 - es hätte da schon schlimmer sein können.
Es war eine intensive und physische Partie, in der sich beide Mannschaften jeden Treffer hart erarbeiten mussten. Das Team, das bis zur Pause mehr leichte Fehler machte, war aber das deutsche. Mit 12:14 wurden die Seiten gewechselt.
Gegner zu stark und abgezockt
In den ersten Minuten des zweiten Durchgangs gelang es den Skandinaviern mit ihrem breit angelegten Spiel und ihren vielen Kreuzungen im Rückraum die deutsche Abwehr weit auseinander zu ziehen. Nach nur fünf Minuten stand es 14:18, Gislason reagierte, brachte Daniel Rebmann für Bitter und stellte seine Deckung offensiver auf.
Das brachte nur kurzzeitig Erfolg, die Deutschen kamen zwar in Überzahl noch einmal etwas näher heran, aber im Sechs-gegen-Sechs war der mit vielen Bundesligaspielern gespickte Gegner einfach individuell stärker und auch eingespielter. Eine Viertelstunde vor Schluss lagen Johannes Golla und Co. mit 17:22 in Rückstand. Vor allem gegen Erik Thorsteinsen Toft auf der norwegischen halblinken Position hatte der DHB an diesem Abend keine Antwort. Ihm gelangen sieben Treffer. Erfolgreichste deutscher Schütze war Golla mit vier Toren.
Gislason: Trotzdem stolz
In der Schlussphase erinnerte der Bundestrainer seine Spieler nochmal daran, dass in einem potenziellen Dreiervergleich am Ende jedes Tor zählen kann. Die Norweger waren sich dessen aber offenbar auch bewusst und zogen ebenfalls bis zum Ende durch. "Wir haben ein bisschen Lehrgeld gezahlt. Ich bin trotzdem stolz auf meine Jungs, sie haben alles gegeben und nie aufgegeben", erklärte Gislason nach Abpfiff im ZDF (den kompletten Artikel lesen Sie hier).
Deutschland – Norwegen 23:28 (12:14)
Bitter 10 Paraden, Rebmann 2 P. – Golla 4, Wiencek 2, Reichmann 2, Wiede 2, Zerbe 2, Köster 3, Weber 3, Dahmke, Stutzke, Ernst, Stenert, Schmidt, Zieker, Drux.
SR: Lah / Sok (SLO)
Z.: ca. 1.500, Stadion Ondreja Nepelu
Das nächste Spiel:
So., 23.01.22, 18:00 Hr, Deutschland – Schweden (ab 17:45 Uhr, live im Ersten)
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