EURO 22: Alles gegeben, aber es hat nicht gereicht

Die deutsche Nationalmannschaft hat auch gegen Schweden kämpferisch wieder einmal alles gegeben, musste aber auch in diesem dritten EM-Hauptrundenspiel wie schon zuvor gegen Spanien und Norwegen eine Niederlage einstecken. Durch das 21:25 (10:12) am Sonntag gegen den Vizeweltmeister vor 1992 Zuschauern im Stadion Ondreja Nepelun in Bratislava hat das DHB-Team seine letzte Chance auf das Erreichen des Halbfinales verspielt.


Paul Drux mit vollem Einsatz: Der Berliner war mit drei Treffern nach dem Gummersbacher Julian Köster (4) zweitbester deutscher Torschütze – Foto: S. Klahn/DHB.


Dabei sah es runde eine Dreiviertelstunde lang serh gut aus, Golla & Co. waren bis dahin der Mannschaft um seinen Flensburger Vereinskameraden Jim Gottfridsson ebenbürtig (15:15, 15:16). In der Schlussphase aber zeigte sich dann der enorme Kräfteverschleiß des coronagebeutelten Kaders von Alfred Gislason. Einziger MT-Mitwirkender, wie schon in den beiden anderen Hinrundenspielen war auch diesmal Rechtsaußen Tobias Reichmann, dem zwei Siebenmetertreffer gelangen. Nun steht mit dem Match am Dienstag gegen Russland die letzte Begegnung der Europameisterschaft an, die im Grunde genommen nur noch von statistischem Wert ist (18:00, live im ZDF). 

Die Sportschau blickt so auf das Spiel:

Der erste Durchgang bot nur selten offensive Glanzlichter. Man merkte, dass es für beide Mannschaften um richtig viel ging. Beide leisteten sich viele Fehler und spielten immer wieder unsauber. Dementsprechend stand es zur Pause verhältnismäßig torarm 10:12.

Wie dominant die Abwehrreihen und wie fehlerhaft das Angriffsspiel beider Kontrahenten war, zeigte sich auch daran, dass die deutschen Torhüter trotz der wenigen Treffer nur zwei und die schwedischen nur fünf Bälle in den ersten 30 Minuten parierten. Dabei hatte vor allem Deutschlands Johannes Bitter auch immer wieder einfach Pech. Es war eine intensive und umkämpfte Partie, bei der sich früh abzeichnete: Wer im Angriff achtsamer mit dem Spielgerät umgeht, wird hier heute gewinnen.

Keineswegs chancenlos, aber zu hektisch

Das Fehlerfestival setzte sich in Hälfte nahtlos fort. Es waren keine vier Minuen gespielt, da da hatte Fabian Wiede schon zweimal den Ball in die Hände der Schweden gespielt. Aber der Vizeweltmeister tat sich ebenfalls schwer, klare Torchancen herauszuspielen und leistete seinerseits weiter Unkonzentriertheiten. Über ihre Deckung blieb die DHB-Auswahl also im Spiel.

Tobias Reichmann traf per Strafwurf in der 37. Minute zum 13:13 - dem ersten Ausgleich seit dem 1:1. Schwedens Trainer Glenn Solberg brachte nun seinen zwischenzeitlich geschonten Superstar Jim Gottfridsson zurück ins Spiel. Mehrfach hatten die Deutschen nun die Chance, auch in Führung zu gehen, waren dabei aber mehrfach zu hektisch. Vier Minuten lang fiel überhaupt kein Treffer, dann waren die Schweden wieder vorn - 15:16 nach 44 Minuten. "Wir schmeißen in der ersten Welle vier Bälle weg. Ich habe mich tierisch geärgert", sagte Gislason nach dem Spiel angesprochen auf diese Phase.

Schweden eingespielter

Auch in die Schlussphase hinein blieb es ein echter Kampf auf der Platte. Es war das siebte Spiel in zehn, beziehungsweise elf Tagen für die beiden Kontrahenten. Die Schweden waren es am Ende, die etwas vorsichtiger mit dem Ball agierten und eben auch eingespielter waren, als die Deutschen, die bekanntlich aufgrund der großen Corona-Probleme in einer sehr improvisierten Besetzung agieren mussten.

Darüber hinaus gewannen Andreas Palicka und Tobias Thulin das Torhüterduell. Es kam zu viel zusammen für das aufopferungsvoll kämpfende DHB-Team, um den Spiel noch umzudrehen. Beim Stande von 18:21 sechs Minuten vor Schluss nahm Gislason seine letzte Auszeit - doch auch das fruchtete nicht mehr. Bester deutscher Schütze war Julian Köster mit vier Treffern, Schwedens Hampus Wanne war sechsmal erfolgreich.

Drux: Kraft hat gefehlt, Gislason: Haben ein sehr gute Abwehr gespielt

"Wir haben versucht, alles reinzugeben. Uns hat zum Schluss, glaube ich, einfach ein bisschen die Kraft gefehlt", erklärte ein erschöpfter Paul Drux unmittelbar nach Abpfiff am Sportschau-Mikrofon, hatte die Mannschaft aber größtenteils "auf Augenhöhe" mit dem Vizeweltmeister gesehen. Auch der nach seiner Corona-Infektion kurzfristig zurückgekehrte Hendrik Wagner hatte nach wenigen Minuten nach Aussagen des Bundestrainers im Spiel dann doch keine Kraft mehr.

"Wir haben abwehrmäßig ein sehr gutes Spiel gemacht. Wir standen nach einer Dreiviertelstunde bei einem Unentschieden. Vorne haben wir eigentlich bis auf die letzte Viertelstunde gut gespielt, dann kamen wir aber gegen die 6-0 der Schweden nicht mehr gut voran", analysierte der Isländer weiterhin. Den kompletten Artikel lesen Sie hier!

Alle Infos, Ergebnisse und Statistiken lesen Sie auf der offiziellen Seite der EHF.

Deutschland – Schweden 21:25 (10:12)

Bitter 3 Paraden, Rebmann 1 P. – Golla 2, Wiencek 2, Reichmann 2/2, Wiede 2, Zerbe 2, Köster 4, Weber, Wagner 1, Dahmke 2, Stutzke 1, Ernst, Schmidt, Zieker, Drux 3.

SR: Brunner / Salah (SUI)
Z.: ca. 1.992, Stadion Ondreja Nepelu

Das nächste Spiel:
Die., 25.01.22, 18:00 Uhr, Deutschland – Russland (Übertragung ab 17:45 Uhr, live im ZDF)
 


Deutscher Handballbund (DHB) vermeldet: Erste Nationalspieler sind bereits auf dem Heimweg

Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat die Heimreise der aktuell in Quarantäne befindlichen Nationalspieler und Offiziellen organisiert und inzwischen auch begonnen. In einem ersten medizinischen Transport mit Fachpersonal und entsprechender Ausstattung wurden am Sonntag Luca Witzke (Leipzig) und Lukas Mertens (Magdeburg) wieder nach Deutschland gebracht. Anmerkung: Weitere Spieler, die corona-positv getestet waren, werden wohl noch vor dem letzten Hauptundenspiel folgen.