Fantreffen: MT steht Rede und Antwort

Kein Spiel, trotzdem war Betrieb im Foyer der Kasseler Rothenbach-Halle: Gut 100 Anhänger der MT Melsungen sind dem Aufruf gefolgt und haben dem Handball-Bundesligisten beim Fantreffen auf den Zahn gefühlt. Trainer, Spieler und Verantwortliche stellten sich der Kritik.

Nach fünf Niederlagen in Folge mit zum Teil enttäuschenden Auftritten gab es Redebedarf. Deshalb gab es erstmals in der Geschichte der MT solch eine Art Fantreffen. Dass die sportliche Krise nicht an einem Abend durch Gespräche gelöst werden kann, war dabei allen Anwesenden klar. Darum ging es auch nicht. Es ging um einen Austausch und um ein Zeichen vonseiten der MT, dass sich der Verein „in dieser Phase nicht versteckt, sondern offen den Dialog mit den Fans sucht“, wie es Moderator Bernd Kaiser gleich zu Beginn der Veranstaltung ausdrückte. 

Die Protagonisten

Auf dem Podium im Foyer der Rothenbach-Halle nahmen neben Trainer Roberto Garcia Parrondo und Sportdirektor Michael Allendorf auch Torhüter Nebojsa Simic, Rechtsaußen Timo Kastening und Kapitän Kai Häfner Platz. Außerdem stand Axel Geerken Rede und Antwort. Der MT-Vorstand, angesprochen auf die hohe Fluktuation bei Trainern und Spielern, nahm die fehlende Kontinuität in den zurückliegenden Jahren auf seine Kappe.

Der Rest der Mannschaft fand sich geschlossen in der Rothenbach-Halle ein und mischte sich unter die Gäste. Kastening, der als erster Spieler das Mikrofon in die Hand nahm, betonte, dass dieser ehrliche Austausch mit den Fans wichtig sei, aber angesichts des Anlasses „steht keiner von uns gern hier oben“. Alle wollten, dass es wieder besser wird. An die Fans gerichtet, sagte Teamkollege Häfner: „Glaubt uns, keiner von uns spielt absichtlich schlecht. Das tut uns am meisten weh.“

Der Ablauf

Die Fans hatten die Möglichkeit, vorab ihre Fragen zu schicken. Davon wurde zahlreich Gebrauch gemacht. Eine Frage lautete zum Beispiel, wann der Trainer sein erstes Interview auf Deutsch geben würde. Die Antwort gab Parrondo selbst – zur Freude der Fans auf Deutsch. Neben den eingesendeten Fragen hatten die Anhänger zudem vor Ort die Chance nachzuhaken. Der Abend endete schließlich mit Gesprächen in kleineren Runden – Fans und Profis in engem Kontakt.

Die Themen

Auf der Suche nach Antworten ging es dem MT-Anhang nicht nur um Erklärungen für die aktuelle sportliche Misere. Darüber hinaus wollten die Fans Informationen zu Themen wie Transferpolitik, taktische Ausrichtung, Vereinsphilosophie oder auch Zukunftsperspektive. Die MT stehe für Leidenschaft im Sport, für Nahbarkeit, familiäre Atmosphäre und Authentizität, erklärte Vorstand Geerken: „Gerade jetzt nach Corona wollen wir den Kontakt zu unseren Fans wieder näher werden lassen.“

Hinsichtlich des Personals sagte Allendorf, dass die Mannschaft gezielt verändert werde, dabei gehe es aber nicht um „super Namen“: „Wir brauchen Spieler, die hier etwas bewegen wollen.“ Mit den jungen Akteuren auf den Außenpositionen werde weiter fest geplant. Den Fans ging es außerdem um die Personalie Ole Pregler, das Melsunger Eigengewächs, das kürzlich in Gummersbach unterschrieben hat. „Er möchte dort spielen, um sich weiterzuentwickeln“, sagte Allendorf. Sie hätten sich im Winter lange unterhalten, seien im Guten auseinander gegangen und verfolgten beide das Ziel, dass Ole mittelfristig zur MT zurückkomme.

Auf den Vorwurf, die Mannschaft sei eine Truppe aus Legionären ohne Teamgeist, entgegnete Kastening, dass er im Profibereich noch keine Mannschaft gesehen habe, die nur mit Eigengewächsen auflaufe. Für ihn selbst spielten vier Faktoren eine Rolle: sportliche Perspektive, persönliche Entwicklungschancen, Zusammenspiel mit Familie und Gehalt. „Bei der MT hat das alles am besten gepasst. Deswegen bin ich hier hergewechselt.“

Die Perspektive

Auf lange Sicht bleibe das sportliche Ziel der MT der internationale Wettbewerb, sagte Axel Geerken. „Die Realität ist aber, dass wir dafür aktuell nicht gut genug sind“, gab Parrondo selbstkritisch zu. Dennoch habe jeder den Anspruch, international zu spielen, wie Häfner sagte: „Andere Mannschaften kommen in einen Flow, wir sind leider in einen Abwärtsstrudel geraten“, ergänzte der Kapitän. Daraus wollten sie sich so schnell wie möglich befreien und noch das Beste aus den verbleibenden Spielen herausholen.

Auch vonseiten der Fans gab es ein dickes Dankeschön für den Abend und für die Chance, sich mit der Mannschaft auszutauschen. Geplant ist, solche Treffen in Zukunft regelmäßiger zu veranstalten. Wobei Nebojsa Simic anmerkte, dass sie beim nächsten Mal dann hoffentlich nach fünf Siegen zusammenkommen könnten: „Dann brauchen wir keine Aussprache, sondern machen hier Party.“ Nicht nur für diese Aussage bekam der Sympathieträger an diesem Abend Applaus.