Golla: "In Kassel endlich mal wieder als Heimteam”

Hier hatte er seine ersten Auftritte in der stärksten Liga der Welt, im Trikot der MT Melsungen legte er die Basis für eine atemberaubende Karriere. Vom Bundesliga-Debüt in Nordhessen als 18-Jähriger bis zum Kapitän der deutschen Nationalmannschaft mit inzwischen 42 Länderspielen sind gerade einmal fünf Jahre vergangen. Am Sonntag nun gastiert er zum ersten Mal mit der DHB-Auswahl in Kassl. Und macht aus seiner Vorfreude keinen Hehl.

Geballte Power am gegnerischen Wurfkreis: Johannes Golla kehrt am Sonntag mit der Nationalmannschaft an seine frühere Wirkungsstätte zurück – Archivfoto: S. Klahn/DHB.

Seit Montag befindet sich der Johannes Golla mit der Nationalmannschaft zum ersten Nach-EM-Lehrgang in Kamen-Kaiserau. Höhepunkte und Abschluss der Woche sind die zwei Länderspiele gegen Ungarn in Gummersbach, Samstag, 19. März, 16.15 Uhr, und Kassel, Sonntag, 20. März, 17.15 Uhr. Tickets für Kassel gibt es hier.

Im November erstmals DHB-Kapitän, im Januar Führungsfigur, bester deutscher Werfer und All Star bei der EM, und im Februar mit dem German Handball Award ausgezeichnet – Johannes Golla hat in den vergangenen Monaten unglaublich viel erlebt. Im DHB-Interview verrät der 24-Jährige im Hinblick auf seinem Auftritt in Nordhessen: "Es ist geplant, dass meine Eltern vorbeikommen, vielleicht kommen auch meine Verlobte und meine Tochter – schließlich hatten wir eine gemeinsame Zeit in Melsungen und Kassel. Dort bin ich Profi geworden. Ich freue mich immer wieder auf Kassel, um viele bekannte Gesichter zu sehen. Besonders freue ich mich in der Rothenbach-Halle mal wieder mit dem Heimteam auflaufen zu dürfen - zum ersten Mal seit meinem Wechsel nach Flensburg”.

Mit welchen Gedanken sind Sie zum ersten Lehrgang nach der EM gereist?

Johannes Golla: Ich hatte viel Zeit mir Gedanken zu machen, da ich im Auto aus Flensburg nach Kamen-Kaiserau angereist bin. Das EM-Turnier hat definitiv viele Gesprächsthemen hinterlassen, diese Woche wird dazu genutzt, gemeinsam darüber zu sprechen.

Auch, weil Sie sich corona-bedingt in Bratislava gar nicht von allen Mitspielern verabschieden konnten?
Johannes Golla: Ja! Ich habe hier eine ganze Menge Spieler getroffen, von denen ich mich nicht persönlich verabschieden konnte. Wir hatten in Bratislava einen Videocall am letzten Abend, und haben uns über Whatsapp ausgetauscht, aber jetzt haben wir persönlich die gute Möglichkeit alles zu besprechen und die Schlüsse daraus zu ziehen.

Was sind die Ziele für den Lehrgang und die Länderspiele gegen Ungarn?
Johannes Golla: Wir wollen an den Themen von November weiterarbeiten, haben dazu einen leicht veränderten Kader, also haben wir wieder neue Aufgaben, um Spieler ins System zu integrieren. Wir haben schon viele Sachen mit Alfred besprochen, was bei der EM gut und nicht so gut war und wollen nun Sicherheit in die Abläufe bekommen. Gegen Ungarn muss alles funktionieren, um zu gewinnen und es ist genau der richtige Gegner, um alles zu testen, was wir in Zukunft vorhaben.

Wie hat sich die arg von Corona gebeutelte Mannschaft während der EM entwickelt?
Johannes Golla: Der Zusammenhalt kann nicht besser sein. Wir sind als Team definitiv näher zusammengerückt bei der EM. Wir haben uns besser kennengelernt, haben gemeinsame Erlebnisse durchgemacht. Als Mannschaft hat uns die EM nicht geschadet.

Sie sprechen von einem besonderen Turnier - auch weil es für Sie das erste Turnier als Kapitän der DHB-Auswahl war oder weil Sie am Ende sogar ins All-Star-Team gewählt wurden?
Johannes Golla: Beides, und natürlich die gesamte Corona-Situation rund um unsere Mannschaft. Das erste Spiel als Kapitän und das erste Turnier als Kapitän werde ich im Leben nicht vergessen.

Waren Sie überrascht, als Sie schon zuhause informiert wurden, dass Sie All-Star-Kreisläufer wurden?
Johannes Golla: Ich war natürlich überrascht, weil ich nie damit gerechnet hatte, und das war eine ganz tolle Anerkennung, über die ich mich sehr gefreut habe. Persönlich war das ein schöner Begleiteffekt für mich, nachdem es mit der Mannschaft aus bekannten Gründen nicht so gelaufen war, wie wir uns das vorgestellt hatten. Diese Auszeichnung ist für die ganze Mannschaft, nicht nur für mich.

Tragen Sie jetzt mehr Last, Verantwortung oder mehr Freude in der neuen Rolle?
Johannes Golla: Mehr Aufgaben sind es auf jeden Fall, aber ich empfinde das nicht als Last, sondern als Möglichkeit, mich noch mehr einzubringen. Ich will diese Freude auch an andere weitergeben, um auf und neben dem Spielfeld einfach mehr Verantwortung zu tragen.

Alfred Gislason hat Sie als besten Kapitän, mit dem er je zusammengearbeitet hat, bezeichnet - wie sehr ehrt Sie diese Bemerkung?
Johannes Golla: Da muss man ein bisschen vorsichtig sein. Das ist zwar nett, dass er das so sieht, dass ich mich engagiere - und das möchte ich auch - aber man muss auf dem Boden bleiben, denn Alfred hat in seiner Karriere viele prägende Spieler trainiert. Von daher werde ich alles geben, damit ich mich da einreihen kann, aber ich bin ja noch ganz frisch, daher würde ich noch nicht so weit gehen.

Fiel es Ihnen schwer, nach der EM gleich wieder den Schalter auf den Verein umzulegen?
Johannes Golla: Nein, ich habe vielmehr gleich diese Riesenvorfreude verspürt und ich bin es ja gewöhnt, so wenig Zeit zwischen den einzelnen Wettkämpfen zu haben, aber dank meiner Familie konnte ich die kurze Zeit nutzen, um den Kopf freizubekommen. Und in den nächsten Monaten habe ich mit Flensburg und der Nationalmannschaft natürlich noch hohe Ziele, es wird noch einiges passieren.

Durch einige Wechsel und den Rücktritt von Patrick Wiencek muss in der Abwehr einiges neu aufgebaut werden. Wie läuft es aktuell im Lehrgang in diesem Punkt?

Johannes Golla: Es gibt neue Konstellationen, einige Spieler sind zum ersten Mal bei der Nationalmannschaft dabei. Wir haben die Basics besprochen, wie wir in der Abwehr spielen wollen, aber auch altbekannte Konstellationen müssen sich besser finden. Wir haben viel Material aus dem Januar bekommen, zum Beispiel, als Simon Ernst und ich im Innenblock spielten. Da haben wir gesehen, wie wir besser verteidigen wollen, wo die Schwachpunkte sind. Wir werden das ansprechen, um es in den nächsten Spielen besser zu machen.

Werden Sie als gebürtiger Hesse am Sonntag in Ihrer alten sportlichen Heimat Kassel von Ihrer Familie unterstützt werden?
Johannes Golla: Es ist geplant, dass meine Eltern vorbeikommen, vielleicht kommen auch meine Verlobte und meine Tochter - schließlich hatten wir eine gemeinsame Zeit in Melsungen und Kassel. Dort bin ich Profi geworden. Ich freue mich immer wieder auf Kassel, um viele bekannte Gesichter zu sehen. Besonders freue ich mich in der Rothenbach-Halle mal wieder mit dem Heimteam auflaufen zu dürfen - zum ersten Mal seit meinem Wechsel nach Flensburg (Das komplette Interview lesen Sie auf dhb.de)