HBL-Chef Bohmann: MT hat intelligentes Konzept

BILD hatte am Donnerstag die Chefs der Deutschen Eishockey-Liga, der Basketball-Bundesliga und der Handball-Bundesliga zum “Sport-Gipfel” eingeladen. Gernot Tripcke (DEL), Stefan Holz (BBL) und Frank Bohmann (HBL), der per Videochat ins BILD-Studio zugeschaltet war, standen 45 Minuten lang den beiden BILD-Redakteuren Filip Thiel und Timm Detering Rede und Antwort. Und nicht nur denen.

Im BILD-Sportgipfel ging es in erster Linie natürlich um die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen in den Top-Hallensportarten Eishockey, Basketball und Handball. Während in den beiden erstgenannten Ligen noch auf den Saisonstart hingearbeitet wird, sind in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga bereits zwei Spieltage absolviert. Fast jeder der 20 Clubs hat also schon ein Heimspiel über die Bühne gebracht. Auffällig war dabei: Die Anzahl der zugelassenen Zuschauerzahlen in den einzelnen Arenen war höchst unterschiedlich, je nachdem, wie viele die zuständigen lokalen Behörden genehmigt hatten. 

Frank Bohmann zeigte sich mit dem Saisonstart zufrieden: Organisatorisch lief alles glatt. Das gemeinsam mit der BBL formulierte Hygiene- und Betriebskonzept wurde vollumfänglich erfüllt. Auch der zuvor ausgetragene Supercup zwischen dem Deutschen Meister und dem Deutschen Pokalsieger in Düsseldorf ist problemlos gelaufen. Unter den gegebenen Umständen haben wir das gut gemacht, der Sport fängt wieder an. Wir haben stark eingeschränkte Zuschauerzahlen. Aber auch das wurde von den Clubs so angenommen. Wir haben ein gutes Feedback von den Behörden bekommen – sowohl von den Gesundheitsbehörden vor Ort, als auch von den Landesministerien und dem Bundesministerium, die uns für die Durchführung der Veranstaltungen gelobt haben. Wir glauben, dass wir für den Sport eine gute Arbeit gemacht haben.   

Auch der MT Melsungen wurde von Seiten des zuständigen Gesundheitsamtes zur gelungenen Heimpremiere unter den besonderen Bedingungen gratuliert. In der Rothenbach-Halle sind von der Stadt Kassel maximal 2.100 Zuschauer zugelassen. Das entspricht fast der Hälfte der Gesamtkapazität der Halle, die durch eine neue Sitzplatztribüne anstelle der bisherigen Stehränge nun über 4.400 Plätze verfügt. In anderen, weitaus größeren Handball-Arenen hingegen sind zum Teil weniger Besucher zugelassen.

Heinevetter: Respekt, wie der Handball das gelöst hat

MT-Torhüter Silvio Heinevetter war als Fragesteller im BILD-Sportgipfel zugeschaltet. Bevor der Neuzugang der Nordhessen seine Fragen stellte, zollte er den Verantwortlichen großen Respekt, wie der Handball die Situation gelöst hat. Das sei bravourös – gerade auch im Vergleich mit anderen Sportarten oder auch auf internationaler Ebene – und deshalb aller Ehren wert. Dann fragte Heinevetter, wie es künftig in puncto Zuschauer gehandhabt wird, ob jedes einzelne Gesundheitsamt entscheidet, wieviel Leute beim Spiel anwesend sein dürfen oder ob es irgendwann eine Regelung für die gesamte Liga geben wird. Außerdem wollte er wissen, warum die Quarantänefristen für die Spieler in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich lang sind. In einem Fall würden fünf Tage, im anderen 14 Tage gelten. Das dürfe doch nicht sein. Er sei schließlich auch schon mal davon betroffen gewesen. 

Bohmann: MT hat intelligentes Konzept

Dazu Frank Bohmann: In Deutschland haben wir ein föderales System und das Gesundheitswesen liegt bei den Landesministerien, die wiederum die Verantwortung an die örtlichen Behörden, in der Regel die Gesundheits- bzw. Landratsämter, weitergeben und die dann den jeweiligen Spielbetrieb freigeben. Wir haben vor einigen Wochen Gespräche mit den Chefs der Staatskanzleien geführt, um eine bundesweite Regelung anzustreben. Von dort aus gab es viel Verständnis für die Belange des Sports. Man hat dann eine Empfehlung herausgegeben, eine Zuschauerzahl von 20 Prozent der Stadionkapazität zuzulassen. Die Umsetzung erfolgt aber wieder über die Länder und die einzelnen Behörden, die den jeweiligen Infrastrukturen vor Ort Rechnung tragen. Es gibt Arenen mit besonders guten Zugängen, mit schlau konzipierten Ausgängen, mit Lüftungskonzepten und einer Bestuhlung, die mehr als 20 Prozent zulässt. Silvio Heinevetter spielt bei der MT Melsungen, die ihre Spiele in Kassel austrägt. Dort ist die Zuschauerquote deutlich höher. Das ist ein intelligentes Konzept. Es gibt Hallen, wie etwa in Berlin, wo weniger als 20 Prozent zugelassen sind. Ja, es ist ein regionaler Flickenteppich und damit müssen wir zunächst leben. Und auch damit, dass Zuschauerkapazitäten sehr kurzfristig verändert werden.

Probelauf bis Ende Oktober

Bohmann verwies auch auf die Absprache der HBL mit den Chefs der Staatskanzleien, dass es bis Ende Oktober eine Art Probelauf gibt, bei dem geschaut werden soll, ob sich durch die Spiele vor Zuschauern das örtliche Infektionsgeschehen verändert. Das könne man bislang ganz klar verneinen. Es seien keinerlei Auffälligkeiten festzustellen. Das Risiko, als Zuschauer in die Halle zu gehen, sei schließlich nicht höher, als beim Einkaufen im Supermarkt.

Der komplette BILD-Sportgipfel ist hier zu sehen!

Titelfoto und Heinevetter-Portrait: A. Käsler; Bohmann-Foto: HBL/KLahn