HERBER DÄMPFER GEGEN LEIPZIG: 31:34-HEIMNIEDERLAGE
Der MT Melsungen hat die Pause nach der Kiel-Pleite nicht gut getan. Gegen den SC DHfK Leipzig setzte es vor 4.300 Zuschauern in der ausverkauften Kasseler Rothenbach-Halle eine schmerzhafte 31:34 (14:17)-Niederlage. Dabei offenbarte insbesondere die Deckung Schwächen, die von den Messestädtern eiskalt ausgenutzt wurden. Die Vorentscheidung fiel in den letzten sieben Minuten vor der Pause, in denen Leipzig einen knappen Rückstand in eine Drei-Tore-Führung wandelten. Am Ende halfen den Nordhessen auch sieben Tore von Kai Häfner nicht, noch einmal aufzuschließen. Für Leipzig war Lucas Krzikalla neunmal erfolgreich, davon viermal von der Siebenmeterlinie.
Mit einer Parade von Nebojsa Simic gegen Lukas Krzikalla startete die MT stark in die Partie, holte direkt den ersten Strafwurf und Michael Allendorf verwandelte eiskalt zur Führung. Alles nach Plan also so weit, zumal Simic gegen den Leipziger Rechtsaußen auch von der Siebenmeterlinie zunächst Sieger lieb. Pech allerdings, dass der Abpraller wieder in Krzikallas Händen landete und der im dritten Versuch endlich seinen ersten Erfolg verbuchte (4.). Ähnlich intensiv ging es für beide Angriffsreihen weiter, jede Wurfchance wollte hart erarbeitet werden. Das erledigte Melsungen anfangs noch etwas zügiger als die Gäste, der Output indes war unter dem Strich der gleiche: Krzikallas zweites Tor bedeutete den 3:3-Ausgleich (8.).
Was bei der MT gut funktionierte, das war das Spiel über den Kreis. Schon den ersten Siebenmeter hatte Marino Maric herausgeholt, das zwischenzeitliche 4:4 ging ebenfalls auf den Kroaten und auch den nächsten Siebenmeter zum 6:6 (14.), wieder verwandelt von Allendorf, zog er. Weil Leipzig aber jede sich bietende Möglichkeit zum Abschluss über die erste oder spätestens zweite Welle suchte und fand, blieb die Partie eng. Mal führte Melsungen, mal Leipzig. Weiter als einen Treffer konnte sich niemand absetzen, das 10:10 nach 20 Spielminuten war folgerichtig.
Da hatte die MT ihre Spielweise aber schon umgestellt. Weil der SC reagierte und defensiver gegen Maric stand, nutzten Domagoj Pavlovic, Julius Kühn, Roman Sidorowicz und Kai Häfner den sich daraus ergebenden Platz im Rückraum für schöne Kreuzungen und ebenso schöne Sprungwürfe. Leider weiter ohne nachhaltigen Erfolg, denn die Deckung bot zu viele Löcher, die von den Gästen gern genutzt wurden. Trainer Heiko Grimm nahm die erste Auszeit und brachte Johan Sjöstrand für den nach starkem Beginn zunehmend glücklosen Simic (12:12, 23.).
Die nächste SC-Umstellung folgte, Krzikalla nahm Pavlovic in kurze Deckung und die Messestädter waren plötzlich wieder in Vorlage. Auch, weil Allendorf erst an Vortmann scheiterte und etwas später noch einmal den Pfosten traf, dazwischen Lemke im Tempogegenstoß seinen Meister ebenfalls im starken Leipziger Keeper fand. Die Partie kippte in den letzten fünf Minuten vor der Pause völlig. Maximilian Janke war Nutznießer der Melsunger Defensiv-Verunsicherung und erzielte mit den 13:16 die erste Drei-Tore-Führung der Gäste, die dann auch bis in die Kabine Bestand hatte.
Mit zwei Wechseln bei den Rot-Weißen ging es nach dem Seitenwechsel weiter. Nebojsa Simic löste Sjöstrand wieder ab, auf Linksaußen kam Yves Kunkel für Michael Allendorf, dem im ersten Durchgang bis auf seine beiden Siebenmeter nicht viel gelungen war. Den ersten Pluspunkt verbuchte indes Jens Vortmann, der Domagoj Pavlovic‘ Wurf parierte. So wie drei Minuten später auch den von Tobias Reichmann. Die MT mühte sich um Anschluss, war auch die aktivere Mannschaft. Aber immer wieder unterliefen haarsträubende Deckungsfehler, die zweimal hintereinander Alen Milosevic völlig frei vom Kreis nutzte und den Abstand beim 17:20 stabil hielt (37.).
Doch nicht nur im Verteidigen unterliefen diese Fehler, sondern auch im schnellen Umschaltspiel. Da nutzte es gar nichts, dass Tobias Reichmann einen Pass auf Außen abfing, weil Kai Häfner den schnellen Pass in die Spitze genau in die Arme eines Weißen spielte. Statt Verkürzung bedeutete das durch Viggó Kristjánsson das 18:21, nach dem nächsten Fehlabspiel vorn erhöhte Lukas Binder per schnellem Gegenstoß gar auf 18:22 (40.). Ehe es hektisch wurde auf dem Feld, weil sich Philipp Müller und Julius Kühn in die Quere kamen. Das Resultat zur Verwunderung und zum Unverständnis der Fans: beide mussten zur Abkühlung für zwei Minuten auf die Bank.
Was die Torausbeute anging, da blieb alles beim alten. Die Gastgeber arbeiteten verbissen und erkämpften sich ihre Möglichkeiten, Leipzig musste nur auf die nächste sich öffnende Lücke warten. Sobald sich eine auftat, war der Ball auch schon im Netz. Es war Kai Häfner und seinen teils ansatzlosen Würfen aus der zweiten Reihe zu verdanken, dass es nicht näher als bis auf 24:26 heran ging (47.).
Die nächste Chance auf ein Herankommen bot sich mit der Zeitstrafe gegen Maximilian Jahnke zehn Minuten vor Schluss. Bis zum feinen Anspiel von Felix Danner auf Marino Maric passte auch alles, dann war wieder Vortmann die Endstation der Melsunger Ambitionen. Deshalb war Yves Kunkels erster Streich gegen seinen alten Verein auch nur das 25:27 (51.) und nicht etwa die durchaus mögliche Tuchfühlung. Es sollte jedoch einfach nicht sein an diesem Abend. Und so boten auch die verbleibenden Minuten nichts Neues mehr. Die Gäste nutzten weiterhin Melsungens Deckungsschwächen, konnten sich hinten auf Jens Vortmann verlassen und spielten die Uhr routiniert herunter.
Stimmen zum Spiel
Heiko Grimm: Glückwunsch nach Leipzig zum verdienten Sieg. Wir sind natürlich gerade sehr enttäuscht. Über 60 Minuten haben wir es nicht geschafft, eine ordentliche Abwehr zu stellen. Da standen wir zum Teil so weit auseinander, dass sogar in einer 6:0-Deckung Durchbrüche möglich waren. Wir haben das versucht zu ändern, sind auch auf eine 5:1-Variante gegangen, aber es ist uns nicht gelungen. Die Folge war, dass unsere Torhüter uns dadurch auch nicht helfen konnten. In der Abwehr sind eben Basics gefragt. Man muss den Gegner unter Druck setzen um sich Bälle zu erarbeiten. Das war heute nicht so, aber wir brauchen das schon am Donnerstag wieder in Minden. Deshalb wird unser Hauptaugenmerk im Training der nächsten Tage auf der Abwehrarbeit liegen.
André Haber: Das war für uns heute ein Sieg für die Seele. Die Niederlage am vergangenen Sonntag war maximal tragisch für unsere Mannschaft gegen einen Gegner, der ein ähnliches Kaliber hatte wie Melsungen. Und das haben wir in der letzten Sekunde verloren. Deshalb bin ich stolz auf den Glauben an sich, den die Mannschaft heute über 60 Minuten gezeigt hat. Wir haben es geschafft, mit einer Führung in die Halbzeit zu gehen und dann nach dem Seitenwechsel weiter zu scoren. Wir haben die Bälle in der Abwehr immer genau dann gewonnen, wenn wir sie brauchten. Das führt dazu, dass die Mannschaft jetzt überglücklich ist, so wie ich auch. Das war ein Spiel, an das wir uns auch in einem Jahr noch gern erinnern werden, weil es ein besonderes war.
Axel Geerken: Manchmal kann etwas Wut nach einer Niederlage helfen. Heute hätten wir davon vielleicht etwas gebraucht. Glückwunsch aber nach Leipzig zum total verdienten Sieg. Wir hatten in keiner Phase in der Deckung Kompaktheit und deshalb so viele Gegentore bekommen. Auch, weil uns die Torhüter nicht helfen konnten. Sicher ist so ein Spiel bitter, gerade vor ausverkaufter Halle. Jetzt ist es wichtig, die richtige Einstellung in der Abwehr wieder zu finden. Das werden wir auch schaffen und dann werden wir auch in Minden punkten können.
Karsten Günther: Wir freuen uns total über diesen Sieg. Auf die Tabelle schaut von uns aber heute niemand. Heute hat der DHfK so gespielt, wie ich mir das wünsche. Ich freue mich auch über die Leistung von einzelnen Spielern, dort vor allem für Jens Vortmann. Ich könnte da jetzt fast jede Position durchgehen. Und das nach so einem Spiel wie letzten Sonntag. Aber wir brauchen auch im nächsten Spiel schon wieder eine außergewöhnliche Leistung, denn da geht es gegen die Rhein-Neckar Löwen. Heute war das jedenfalls schonmal ein Schritt in die richtige Richtung.
MT Melsungen – SC DHfK Leipzig 31:34 (14:17)
MT Melsungen: Simic (5 Parade / 19 Gegentore), Sjöstrand (3 P. / 15 G.); Maric 3, Kühn 5, Lemke 2, Reichmann 2, Ignatow, Kunkel 2, Mikkelsen, Danner 1, Schneider, Allendorf 5/5, Sidorowicz 1, Häfner 7, Salger, Pavlovic 3 - Trainer Heiko Grimm.
SC DHfK: Vortmann (13 P. / 29 G.), Birlehm (bei zwei Siebenmetern, 0 P. / 2 G.); Semper, Wiesmach, Krzikalla 9/4, Binder 6, Janke 4, Müller, Roscheck 1, Weber 5, Mamic 2, Remke, Gebala 1, Milosevic 2, Kristiánsson 4, Santos - Trainer André Haber.
Schiedsrichter: Colin Hartmann (Magdeburg) / Stefan Schneider (Irxleben)
Zeitstrafen: 4 – 6 (Kühn 17:56 40:29 - Roscheck 13:41, Müller 40:29, Jahnke 49:37)
Strafwürfe: 5/5 – 5/4 (Krzikalla scheitert an Simic 3:07)
Zuschauer: 4.300 in der Rothenbach-Halle, Kassel (ausverkauft).
Die nächsten Spiele:
Do, 14.11.19, 19:00 Uhr, GWD Minden – MT Melsungen, Kampa Halle Minden
Sa, 16.11.19, 19:00 Uhr, MT Melsungen – Olympiacos Piraeus (GRE), Rothenbach-Halle Kassel
Heinz Hartung-Foto: Kai Häfner lässt sich nicht aufhalten und ist hier auf dem Weg zu einem seiner sieben Treffer.