Zweimal bereits kreuzten sich die Wege beider Mannschaften zuvor in dieser Saison, zweimal hatten die Melsunger Mühe mit den Rheinhessen. So war auch diesmal gerade in der Anfangsviertelstunde nicht gut Kirchen essen mit einem aggressiven und spielstarken Gegner, der so gar nicht wie ein Tabellen-Schlusslicht auftrat. Dreimal ging der TV sogar in Führung, ehe der erst kürzlich aus einer Verletzung zurückgekommene Thorge Lutze das Spiel der Gastgeber besser in den Griff bekam. Vor allem in der Breite zeigten die MT Talents das gefälligere Spiel und hatten bis zum 6:6 (11.) durch Florian Potzkai bereits sechs verschiedene Torschützen auf dem Zettel stehen.

Ausgehend von der bereits zweiten Zeitstrafe gegen Oleksii Tsymbaliuk und dem folgenden 9:9-Ausgleichstreffer per Siebenmeter durch Joel Zimmer rissen sich die Melsunger nach genau einer Viertelstunde ausgerechnet in Unterzahl zusammen und zeigten gerade defensiv in Zusammenarbeit mit dem ganz stark haltenden Lennart Claus ihre Klasse. Sechs Tore in Folge, erzielt vor allem über Lasse Ohl vom Kreis und Florian Drosten im Tempogegenstoß, führten zum 15:9 (21.) und damit die erste klare Führung. Die wieder genau diese beiden Akteure  kurz vor der Pause in Überzahl auf 21:11 ausbauten. In die Kabine ging es mit beruhigenden neun Toren Vorsprung.

Die waren nach Wiederbeginn jedoch recht schnell zu einem guten Teil wieder hergeschenkt. Weil sich zunächst allein der eingewechselte Carl Beck mit zwei klasse Paraden jeweils gegen Paul Bonin an den Vorleistungen von Lennart Claus orientierte, dann aber von seiner Deckung mehrfach sträflich im Stich gelassen wurde. Die fand überhaupt nicht mehr zur Leistung des ersten Durchgangs zurück und vorn vermochte nach Marcell Markos‘ Auftakttreffer allein Thorge Lutze einen Ball zum 23:15 (35.) unterzubringen. Dann war Nieder Olm erst mit den Toren dran und damit plötzlich auch vom Ergebnis: 23:18 durch Philipp Osterhagen (37.).

Sieben gute Minuten der MT Talents folgten und nach Florian Potzkais 29:23 (44.) sah es in der Tat nach einer Vorentscheidung aus. Die es jedoch nicht war, weil sich plötzlich die Fehler bei den Hausherren wieder häuften. Vor allem der Innenblock fand nur wenig Mittel gegen Niklas Glindemann. Doch auch dessen Nebenleute zeigten sich treffsicher, bestraften die Melsunger Ballverluste ohne Gnade. Paul Bonin schloss auf zum 31:29 (53.), Esteban Wolf traf per Siebenmeter gar zum 33:32 (57.). Auch nach Niklas Glindemanns vierzehnten Treffer zum 34:33 war knapp zwei Minuten vor dem Ende noch alles drin. Doch mit seiner letzten Auszeit schaffte es Florian Maienschein, seine Mannschaft noch einmal einzuschwören. Mit den letzten beiden Toren des Tages machten Manuel Hörr und Lukas Schröder den zur Pause vermeintlich bereits feststehenden Sieg endgültig klar.

Stimmen zum Spiel

Florian Maienschein: Es ist immer schwierig, mit so einem klaren -vorsprung aus der Pause zu kommen. Da schalten dann alle im Kopf einen gang zurück und sind nicht mehr so zielstrebig und fokussiert. Wir hatte zwar immer wieder Ansätze, diesen Gang wieder hochzuschalten, aber es ist uns doch nicht gelungen. Allein 15 Fehlwürfe in der zweiten Halbzeit, das ist zu viel! Und auf Niklas Glindemann haben wir keinen Zugriff mehr bekommen. Dass Nieder-Olm zum Ende hin nicht eingebrochen ist, haben wir uns selbst zuzuschreiben, denn wir haben ihnen die zweite und dritte Luft gegeben. Dennoch spricht es für uns, dass wir das Spiel in der Crunchtime dann doch noch für uns entscheiden und den Sack zugemacht haben.

Jan Ludwig: Wir haben uns das Leben in der ersten Halbzeit selbst schwer gemacht. Waren zu lauffaul in der Vorbereitung und haben uns im Angriff viele Fehler durch inkonsequentes 1-gegen-1 geleistet. Darüber haben wir in der Halbzeit lange gesprochen. Dann  muss ich den Hut vor meiner Mannschaft ziehen, denn sie hat nach Wiederbeginn den Schalter gefunden. Wir haben etwas umgestellt und den Melsunger Innenblock unter mehr Druck gesetzt, indem wir unseren Shooter auf die Mitte genommen haben. Dadurch, dass wir dadurch dann viele Bälle aufs Tor bekommen haben, kamen die Melsunger auch nicht mehr zu so vielen Gegenstößen und wir nochmal ran.

Statistik

MT Talents: Claus (12 Paraden / 21 Gegentore), Beck (3 P. / 12 G.) – Ohl, Hörr, Tsymbaliuk, Engler, Markos, Lutze, Potzkai, T. Wolf, Schröder, Drosten, Liebergesell – Trainer Florian Maienschein.

TV Nieder-Olm: Wald (13 P. / 36 G.), Welter (n. e.) – Osterhagen 4, Glindemann 14, Josch, Bonin 4, D. Milosavljevic 4, O. Milosavljevic, Wolf 4/3, Brednich, Zimmer 3/1 – Trainer Jan Ludwig.

Z: 123 - SR: Knackstedt / Brühl (Blankenburg) - Strafen: 10 : 8 Minuten –7m: 5/5 : 5/4.