JBLH: 37:21 - MT TALENTS WIE IM RAUSCH GEGEN DEN SC MAGDEBURG

Das war eine Demonstration in Sachen Jugendhandball! Mit einer bärenstarken Vorstellung schossen die MT Talents den SC Magdeburg im Meisterrunden-Spiel der Jugendhandball-Bundesliga mit 37:21 (18:13) aus der Halle. Eine Viertelstunde schien es, als würde sich das allgemein erwartete enge Spiel entwickeln, dann gaben die Gastgeber mächtig Gas. Mit einem 14:1-Lauf, der schon vor der Halbzeitpause begann und erst 13 Minuten vor Schluss sein Ende fand, spielten sich die Gastgeber zeitweise in einen Rausch. Dabei glänzten neben den erfolgreichsten Torschützen Julian Fuchs (10/4) und Malvin Haeske (7) auch die Torhüter. Jannik Büde kam nach seiner Einwechslung zur zweiten Halbzeit auf eine Quote von 58% gehaltener Bälle.

Ein ehemaliger Magdeburger bestimmte das Geschehen in den Anfangsminuten gegen seine ehemaligen Mannschaftskollegen fast nach Belieben. Malvin Haeske packte hinten in der Abwehr ordentlich zu und nutzte vorn jede sich bietende Lücke zum Abschluss. Die Folge war eine schnelle 3:1-Führung (5.) und, nachdem die Gäste zwischenzeitlich wieder ausgeglichen hatten, auch die erneute 5:4-Führung durch den Linkshänder (8.). Weil Elias Ruddat einen Siebenmeter nur an den Pfosten setzte und der erstmals nach seinem überstandenen Kreuzbandriss wieder aktive Paul Kompenhans sowie Jan Dobriczikowski auf 7:4 erhöhten, war nach 14 Minuten die erste Auszeit der Gäste fällig (14.).

Mit der anschließend auf 6:0 umgestellten SCM-Deckung hatten die MT Talents ebenso wenig Probleme wie mit der offensiveren Variante zuvor. Auch wenn die Magdeburger nach Ole Preglers 10:7 (18.) ihre stärkste Phase hatten. Offensiv zumindest, denn während Torhüter Moritz Goldmann auf Seiten der Nordhessen einige starke Szenen hatte, brachte Niklas Behrendt keine Hand an den Ball und auch der eingewechselte Janik Patzwaldt agierte nur selten glücklich. Vorn aber stellte Justin Döblers Strafwurf den 11:10-Abschluss her (22.) – der SCM war endlich drin im Spiel.

So schien es jedenfalls. Tatsächlich aber war der Faden schon wieder gerissen, gerade als er sich abzuzeichnen schien. Selbst eine Unterzahl nach Zeitstrafe gegen Ole Pregler gewannen die Gastgeber durch den Treffer von David Kuntscher zum 13:10 (24.). Und zogen durch den treffsicheren Julian Fuchs sogar auf vier Tore weg. Ein letztes Lebenszeichen der Gäste war Lasse Oskar Bahrs 16:13 (28.), dann spielte praktisch nur noch Melsungen Handball.

Und das nicht nur für den Rest der ersten Hälfte, sondern vom Anwurf weg auch in der zweiten. Es brauchte zwar zwei Minuten Anlauf, aber dann stellte sich alles so dar wie schon zu Beginn der Partie: Malvin Haeske spielte Katz und Maus mit der SCM-Deckung, traf entweder selbst oder leistete produktiv Anspiele, die über kurz oder lang zum Erfolg seiner Nebenleute führten. Der frisch eingewechselte Jannik Büde vernagelte seinen Kasten nahezu komplett und musste nur beim Wurf von Justin Döbler einmal hinter sich greifen. Das war dann allerdings schon das Tor zum 23:14 (40.).

Melsungen war aber längst noch nicht satt. Im Gegenteil wirbelten die Nordhessen in bestechender Manier übers Feld. Es war fast noch Glück für die Gäste, dass Janik Patzwaldt einige Male glänzend reagierte und das Schlimmste damit verhinderte. Doch auch so nahm die Entwicklung des Spielstandes nie für möglich gehaltene Ausmaße an. Haeske und Fuchs leisteten sich weiterhin kaum einen Fehlversuch, Benjamin Fitozovic traf bei Zeitstrafe gegen Elias Ruddat und verlassenem Magdeburger Gehäuse nach einer der vielen Büde-Paraden vom eigenen Wurfkreis aus zum zwischenzeitlichen 26:14 (42.).

Erst nachdem David Kuntscher den 30. Treffer erzielt hatte (47.), durften auch die Magdeburger nach einem rekordverdächtigen 14:1-Lauf der MT Talents wieder am Spiel teilnehmen. Justin Döbler traf sogar gleich doppelt, ohne jedoch damit irgendeine Trotzreaktion seiner Mannschaft anzustoßen. Die hatte sich längst in ihr Schicksal ergeben und musste gegen Ende zudem auf Janik Patzwaldt verzichten. Der hatte einen Kopftreffer von Benjamin Fitozovic abbekommen, nachdem dieser durch Foulspiel die Kontrolle über seinen angesetzten Wurf verloren hatte. Am zurückgewechselten Niklas Behrendt lag es jedoch nicht, dass der alte Abstand schnell wieder hergestellt war.

Rene Andrei setzte schließlich den letzten Treffer einer Partie, die mit einer grandios auftrumpfenden Melsunger Mannschaft sowie komplett chancenlosen Magdeburgern in dieser Form ganz sicher nicht als Fingerzeig in dieser bisher so engen und ausgeglichenen Gruppe 2 der Meisterschaftsrunde angesehen werden sollte oder darf. Den einen gelang an diesem Abend fast alles, die anderen standen über drei Viertel der Spielzeit praktisch komplett neben sich. Was so vermutlich so schnell nicht wieder vorkommen wird. Dennoch war es unter dem Strich ein auch in dieser Höhe keinesfalls unverdienter Erfolg der in allen Belangen überlegenen Bartenwetzer, die neben den zwei Punkten damit auch den am Ende vielleicht wichtigen direkten Vergleich mit dem Bördestädtern in der Tasche haben dürften.

Stimmen zum Spiel

Björn Brede: Die Basis für unseren Sieg war die Abwehr. Wir hatten uns unter der Woche im Vorfeld damit beschäftigt und uns dabei auf die Art und Weise konzentriert, wie Magdeburg normalerweise spielt. Das hat die Mannschaft dann perfekt umgesetzt. Am Ende war das Spiel mit den wenigsten Gegentoren für uns. Dass wir in der Lage sind, über 30 Tore zu werfen, wissen wir. Und zusammen mit den Ballgewinnen hinten hat uns das den klaren Sieg beschert. Ab dem Moment, wo Magdeburg seine Abwehr defensiver gestellt hat, lief es in unsere Richtung. Dazu dann der Top-Start in die zweite Hälfte. Am Ende konnten alle Spieler eingesetzt werden, auch das ist gut. Insgesamt war die Mannschaft geschlossen stark. Mit beiden Torhütern und der starken Abwehr davor, was sehr geholfen hat. Und am Ende waren die Leistungen der Spieler mit weniger erzielten Toren nicht weniger Wert, weil sie dem entsprechend ihren Beitrag defensiv geleistet haben.

Fabian Metzner: Es spricht Bände, wenn wir 20 Fehlwürfe und zwölf technische Fehler produziert haben. Das sind 32 Bälle, die wir einfach so weggeworfen haben. In der ersten Halbzeit haben wir in der Abwehr keinen Zugriff bekommen. Das war nicht konsequent und der Einsatz fehlte. Normalerweise ist die zweite Halbzeit bei uns die stärkere. Aber dann haben wir einen 1:12-Lauf, wo wir absolut nichts treffen. Vorn schlechte Entscheidungen getroffen, hinten nicht dagegen gehalten. So darf man hier in Melsungen einfach nicht spielen.

Statistik

mJSG: Goldmann (6 Paraden, 13 Gegentore), Büde (11 P. / 8 G.) – Haeske 7, Dobriczikowski 1, Badenheuer 1, Beekmann 4, Kompenhans 3, Pregler 3, Rietze, Fitozovic 2, Andrei 1, Hellemann, Fuchs 10/4, Kuntscher 5 – Trainer Björn Brede.

SCM: Behrendt (4 P. / 18 G.), Patzwaldt (9 P. / 19 G.) – Krömke 1, Haake 1, Liehr, Ruddat 1, Eberhard 1, Winter 1, Hein 3/1, Bahr 2, Möller 4, Roth, Döbler 7/1, Kloor – Trainer Fabian Metzner.

Z: 238 - SR: Janz / Sug (Köln) - Strafen: 4 : 8 Minuten – 7m: 4/4 : 3/2.


Seine Leidenszeit ist zu Ende: Paul Kompenhans machte das erstes Spiel nach seinem Kreuzbandriss und fügte sich mit vier Toren nahtlos in die famose Mannschaftsleistung ein. Hier gibt er Magdeburgs Leon Hein und Justin Döbler das Nachsehen. (Foto: WMK)