JBLH: MT Talents drehen neun Tore Rückstand zum Sieg

Zur Pause im Prinzip schon entzaubert und abgehängt gewesen, am Ende dennoch triumphiert: die MT Talents bezwangen nach einer grandiosen zweiten Halbzeit die SG Pforzheim/Eutingen mit 29:27 (11:19) und schoben sich nach dem vierten Sieg aus fünf Spielen hinter dem SC Magdeburg und den Rhein-Neckar Löwen auf Platz drei der Meisterrunde 2 in der Jugendhandball-Bundesliga. Mit neun Toren lagen die Gastgeber zweimal bereits hinten, ehe das unwiderstehliche Comeback in der zweiten Hälfte doch noch ins Happy End führte. Mit einem bärenstarken Carl Beck im Tor und einer Abwehr, an der sich die Badener die Zähne ausbissen.

Der Start ins Spiel war noch passabel für die Gastgeber. Zwar brauchte es zwei Anläufe, aber dann war Florian Drostens Wurf drin zum 1:0. Was dann kam, war ein mühseliges Anrennen gegen die stabil stehende Pforzheimer Deckung, die zudem von der ersten Sekunde an in Moritz Luckert einen überragenden Keeper im Rücken hatte. Der lieferte dreimal hintereinander glänzende Reaktionen ab, so dass seine Vorderleute das Resultat zunächst nach Frederik Rothfischers Tempogegenstoß in ein 1:3 (5.) wandelten und anschließend, nach einer weiteren Doppelparade Luckerts gegen Jost Liebergesell und Florian Drosten MT-Trainer Florian Maienschein nach dem 2:5 (Lukas Hofsäß, 9.) zur frühen ersten Auszeit zwangen.

Die zeigte nur kurzfristige Wirkung, wofür wieder Moritz Luckert verantwortlich zeichnete. Seine mittlerweile achte Parade war die Vorlage für das 4:9 (14.), wiederum durch Lukas Höfsäß. Melsungen fand zwar Lösungen gegen die durchaus nicht schlechte SG-Deckung, ließ es aber im Abschluss an der nötigen Konzentration mangeln und verzweifelte an Luckert. Bis auf 8:11 kämpften sich die MT Talents nach Manuel Hörrs Siebenmeter wieder heran, um dann vollends einzubrechen. Fünf Gegentreffer in Folge führten zum 8:16 (25.), die Gastgeber waren machtlos gegen die starken Anspiele für SG-Kreisläufer Josias Boschmann, der zuverlässig traf. Manuel Hörrs Treffer unmittelbar vor der Pausensirene begrenzte das Unheil zur Halbzeit auf acht Tore.

Als der erste Angriff der zweiten Hälfte ins Leere lief und im Gegenzug Frederik Rothfischer auf 11:20 erhöhte, schienen den Nordhessen alle Felle davon zu schwimmen. Doch statt in Lethargie zu verfallen und den Dingen ihren Lauf zu lassen, bäumten sich die Gastgeber. Hinten übernahm der schon gegen Ende der ersten Hälfte eingewechselte Carl Beck die Rolle des Moritz Luckert der ersten Hälfte, während der sich fortan einem Feuerwerk an Melsunger Geniestreichen gegenübersah und ein ums andere Mal das Nachsehen hatte. Florian Drosten über links, Florian Potzkai über rechts, Lasse Ohl vom Kreis sowie Manuel Höff, Jost Liebergesell und Julian Engler aus dem Rückraum – von ausnahmslos allen Positionen schlugen die Bälle der MT Talents ins Netz ein. Und weil Beck in Zusammenarbeit mit seiner Abwehr Beton anrührte, stand es nach einem 8:0-Lauf plötzlich nur noch 19:20 (43.).

Mit zwei Siebenmetern vermochte Torsten Anselm die Führung gerade noch zu konservieren (20:22, 48.), dann aber rollte erneut der MT Talents-Express im Eilzugtempo über hilflos wirkende Pforzheimer und übernahm durch Florian Drosten und Florian Potzkai zum 24:22 (51.) die Führung. Weil auch der 23. SG-Treffer einem Anselm-Strafwurf entsprang, vollbrachte die Hintermannschaft der Hausherren das Kunststück, ihrem Gegner über 20 Minuten jegliches Feldtor zu verwehren. Erst als Felix Schmitt zweimal über den Flügel entwischte, witterten die Gäste doch noch einmal Morgenluft. Zum 27:27 glich Etienne Hirning drei Minuten vor dem Ende sogar noch einmal aus. Unstimmigkeiten am Kampfrichtertisch gab es auch noch, die zu einer längeren Unterbrechung führten. Doch davon ließen sich die MT Talents nicht mehr stoppen und machten durch Julian Engler und Manuel Hörr den Deckel drauf.

Stimmen zum Spiel

Florian Maienschein: Wir geben ein Spiel niemals auf! Wir sind in der ersten Hälfte überhaupt nicht in unseren Rhythmus gekommen und konnten die Pforzheimer Kooperation des Rückraums mit dem Kreis nicht unterbinden, insgesamt haben sie auch gut in die Breite gespielt. Trotzdem haben wir für mein Empfinden drei, vier Tore zu viel bekommen. Unser Problem lag eher im Angriff, wo wir zwar gut Lösungen gefunden, aber zu viel liegen gelassen haben. Bei Halbzeit war uns bewusst, dass wir das Spiel nur noch über einen guten Restart und vor allem eine gute Abwehr gewinnen können. Meine Mannschaft hat dann hinten Beton angerührt und Carl Beck hat wichtige Bälle gehalten. Vorn waren wir sehr kreativ und haben den Bock tatsächlich noch umstoßen können. Ich kann meine Mannschaft nur loben für diese Moral und ihre Kampfbereitschaft.

Alexander Lipps: Das war in der zweiten Halbzeit kein gutes Spiel für uns. Trotzdem haben wir nachgewiesen, dass wir zu Recht in die Meisterrunde der Bundesliga eingezogen sind. Wir hatten eine ganz schwache zehnminütige Phase, für deren Verlauf uns aber nur eine Teilschuld trifft. Ich hatte den Eindruck, dass auf beiden Seiten einfach alles laufen gelassen wird und damit kam Melsungen besser klar. Trotzdem hatten wir bis zum Schluss immer noch die Möglichkeit zum Punktgewinn. Die Schlüsselszene war dann der Fehler am Kampfgericht. Vorher hatten wir in der ersten Halbzeit einen überragenden Torhüter, der aber nach dem Seitenwechsel durch viele Gegenstöße praktisch rausgenommen wurde. Leider sind wir im Rückraum nicht so tief ausgestellt und das verletzungsbedingte Fehlen von Bastian Meißner hat sich bemerkbar gemacht. Ich bin hier nicht von einem Sieg ausgegangen, aber ein Spiel nach acht Vorsprung zur Pause zu verlieren ist bitter. Andererseits spricht das auch für die Qualität des Gegners.

Statistik

MT Talents: B. Wolf (3 Paraden / 16 Gegentore), Beck (10 P. / 11 G.) – Ohl 4, Hörr 6/1, Engler 2, Markos, Potzkai 7, Wilfer, T. Wolf 1, Stehl, Schröder, Drosten 7/2, Liebergesell 2, Atting – Trainer Florian Maienschein.

SG Pforzheim/Eutingen: Luckert (12 P. / 20 G.), Hoefs (2 P. / 9 G.) – Hirning 1, Fitterer, Sauber 2, Krauth 1, J. Schmitt 1, Rothfischer 3, Anselm 8/5, Hofsäß 3, Dörflinger, F. Schmitt 2, Boschmann 5, Mariani 1 – Trainer Alexander Lipps.

Z: 102 - SR: Förster / Förster (Gummersbach) - Strafen: 4 : 2 Minuten –7m: 4/3 : 5/5.