Ohne den rechten Schwung für eine anfängliche Dominanz taten sich die Melsunger in den ersten Minuten schwer, den sehr beweglichen Deckungsverbund der Gäste zu knacken. Zumal dahinter mit Tim Ripperger ein ausgezeichneter Torhüter stand und kaum zu bezwingen war. So brauchte es einen Siebenmeter von Florian Drosten und eine engagierte Einzelleistung von Lasse Ohl, um den Rückstand in Grenzen zu halten. Denn Ripperger entzauberte nicht nur den zum Kreis durchgebrochenen Navtej Dhaliwal, sondern auch Manuel Hörr und Julian Engler in ihren Versuchen. Folgerichtig führte die HSG nach acht Minuten mit 4:2.

Als sich Ripperger dann beim Wurf von Manuel Hörr beim Zurückfallen verletzte und unter Schmerzen das Spielfeld verlassen musste, führte das noch nicht sofort zum Bruch im Spiel der Rodgauer. Ben Seidel, Luca-Marlon Ullrich und Nick Weiland per Siebenmeter erhöhten sogar auf 4:7 (10.).  Als aber ihr Keeper aus der Halle geführt wurde, zeigten die Südhessen Wirkung. Innerhalb von nur viereinhalb Minuten machten die Gastgeber aus dem Rückstand eine eigene 11:8-Führung. Erst Ben Seidel mit dem 11:9 und der eingewechselte Hendrik Hain mit seiner ersten Parade, einem gehaltenen Strafwurf von Florian Drosten, sendeten wieder Lebenszeichen der HSG.

Allerdings waren die MT Talents nicht gewillt, ihren Vorteil wieder abzugeben. Die 5:1-Deckung mit dem vorgezogenen Julian Engler funktionierte, die 6:0-Variante nach Einwechslung von Marcell Markos und Tom Wolf als neuem Innenblock ebenfalls. Carl Beck wollte Hendrik Hain nicht nachstehen und entschärfte seinerseits einen Strafwurf von Nick Weiland. Zwar fand Rodgau durch Lars Spannheimers Tempogegenstoß zum 13:12 (23.) wieder Anschluss, sah sich nach dem nächsten Zwischenspurt der Nordhessen und Leandre Goujards 16:12 (28.) jedoch erneut im Hintertreffen. Spannheimer vermochte kurz vor der Pausensirene wenigstens noch einen abzuknabbern.

Den Start in die zweite Hälfte ließ sich gut an für die MT Talents. Nachdem Ben Seidel einen Siebenmeter nur an den Pfosten gesetzt hatte, erhöhten Lasse Ohl und Florian Drosten auf 20:16 (34.). Dann aber riss der Faden abrupt. Oskar Fink traf zweimal, Ben Seidel und Maarten Broschek im Gegenstoß glichen schnell aus (20:20, 38). Wobei Carl Beck im Melsunger Tor noch Schlimmeres verhinderte. Erst als der eingewechselte Leandre Goujard traf und die eigene Durststrecke beendete, läutete er damit die mächste der Gäste ein. In einer Phase da das Spiel über die Außen nahezu fehlerfrei lief und Florian Potzkai drei blitzsaubere Tore erzielte, holten sich die Hausherren ihren Vorsprung zurück (25:21, 44.).

Bei dieser Dominanz blieb es bis in die Schlussphase hinein. Als die Anzeigetafel nach Julian Englers sehenswerten Sprungwurf und Abschluss in den linken oberen Winkel auf 30:24 sprang (53.), schien die Partie gelaufen. War sie aber nicht. Weil die MT Talents unbedrängt serienweise Fehler im Aufbau produzierten und Rodgau den Fokus behielt, war nach Ben Seidels Doppelschlag zum 30:28 (57.) und Ballbesitz plötzlich wieder alles drin. Erst Lasse Ohl machte mit dem 31. Melsunger Treffer schließlich alles klar, woran auch Broscheks Verkürzung nichts mehr änderte, weil Florian Drosten umgehend antwortete.

Stimmen zum Spiel

Florian Maienschein: Ich bin stolz auf meine Mannschaft! Heute war alles da, sie haben Bereitschaft, Willen und Kampf in die Waagschale geworfen. Egal, wen ich auch zu welcher Phase im Spiel gebrachte habe, alle haben ihren Teil zum Sieg beigetragen. Auch in den nicht so guten Phasen wie zu Anfang beider Halbzeiten haben sie sich aus den Tiefs wieder selbst herausgezogen. Am Ende haben wir es dann verdient gewonnen. Auch was in den letzten Spielen etwas fehlte, die individuellen Leistungen, war heute da. Ob nun Florian Potzkais Einzelleistung zum Tor oder die starke Leistung von Carl Beck im Tor. Ihm nach der Pause trotz nicht so guter Leistung vorher weiter das Vertrauen zu geben, war richtig.

Christian Sommer: Ich habe heute keinen Schmerz mit unserer Niederlage. Die war für mich zweitrangig. Aber dass Tim Rippberger vermutlich mit einem Muskelbündelriss, einer Verletzung, die er schon einmal hatte, raus musste, das tut mir sehr weh. Sein Ausscheiden war für uns auch ein Knackpunkt. Vorher waren wir gut im Spiel, haben dann hinterher aber zu viel liegen gelassen. Am Ende, als wir das 30:28 erzielt hatten, mussten wir den Anschluss auch noch machen. Aber so etwas ist dann auch ein wenig Glück, das uns gefehlt hat. Ebenso wie vorher nach der Halbzeit, als wir schon einmal wieder dran waren. Es war positiv, dass ich dem gesamten Kader Spielzeit geben konnte. Das ist in jedem Fall gut für die Entwicklung.

Statistik

MT Talents: Beck (12 Paraden, 29 Gegentore), Claus (n. e.) – Ohl 3, Hörr 3, Pickenhahn, Backhaus, Engler 5/1, Markos, Lutze 1, Potzkai 6, Wolf 4, Dhaliwal 2, Drosten 6/2, Goujard 2 – Trainer Florian Maienschein.

HSG Rodgau: Ripperger (4 P. / 3 G.), Hain (5 P. / 28 G.) – Ullrich 4, Fink 5, Broschek 2, Landskron, Lanzendörfer, Weiland 3/1, Spannheimer 2, Schimpke 2, Markert, Jackl 3, Bernd, Seidel 8 – Trainer Christian Sommer.

Z: 106 - SR: Moch / Schaldach (Hannover / Lehrte) - Strafen: 8 : 6 Minuten – Disqualifikation: Landskron, HSG; 3x2 Min.) - 7m: 4/3 : 3/1.