JBLH: MT Talents unterliegen Kiel klar

Die mJSG Melsungen/Körle/Guxhagen hat in der Meisterrunde der Jugendhandball-Bundesliga ihre erste Niederlage hinnehmen müssen. Die fiel beim 32:42 (17:23) gegen den THW Kiel deftig aus, war aber auch mehreren verletzungsbedingten Ausfällen von Stammpersonal geschuldet. Gleich vier Spieler der Stamm-Sieben mussten passen. Zwar hatte auch Kiel im Vorfeld mit Krankheit und Fehlen von Akteuren zu kämpfen, erwischte aber den eindeutig besseren Tag, so dass das Ergebnis, vielleicht um das eine oder andere Tor zu hoch, letztlich verdient war. Mit dem 13-fachen Torschützen Manuel Hörr stellten die MT Talents zwar den überragenden Spieler des Abends, Kiel machte das aber durch hohe mannschaftliche Qualität mehr als wett.

Den Anfang bekamen die Melsunger noch richtig gut hin. Vor allem in den offensiven Zweikämpfen vermochten sie sich durchzusetzen, was zu zwei schönen Toren von Manuel Hörr und einem klasse Pass von Julian Engler zum an den Kreis übergegangenen Jost Liebergesell führte, der zum 3:2 einwarf (4.). Doch als sich die Norddeutschen darauf eingestellt hatten und immer mehr auf eine 5:1-Deckung mit dem vorgezogenen Ben Connar Battermann setzten, wurden die Räume eng und einige Lauf- und Kreuzwege blockiert. Die Folge waren drei offensive Ballverluste in Folge, die Kiel allesamt für sich nutzte. Ein Doppelschlag von Lukas Hase zum 3:6 zwang Trainer Florian Maienschein früh zur ersten Auszeit (8.).

Die war insofern erfolgreich, als dass es im Vorwärtsgang nun besser und mit weniger Fehlern klappte. Zweimal Lasse Ohl zum 7:8 (11.) und Manuel Hörrs 8:9 kurz darauf waren Beleg für die Bemühungen, den Rückstand schnell wieder wettzumachen. Zu schnell vielleicht, denn es unterliefen die nächsten Ballverluste. Die den THW immer wieder zu seinem gnadenlos effektiven Tempospiel einluden. Angesichts der in der allgemein fehlenden Torhüterleistungen hatte Kiel bereits früh Magnus Bierfreund durch Mads Riecken ersetzt, der allerdings auch nichts zu fassen bekam. Als auf der anderen Seite Lennart Claus für Carl Beck zwischen die Pfosten rückte, gab es immerhin die ersten beiden Torhüterparaden zu sehen: erst im Siebenmeterduell gegen Ben Connar Battermann, dem er danach auch noch einen Wurf aus dem Feld wegnahm und Manuel Hörr den Gegenstoß ermöglichte (10:11, 17.).

Es sollten die letzten Torhüteraktionen der ersten Halbzeit gewesen sein. Fortan saß beiderseits alles, was auf den Kasten kam. Mit dem Unterschied, dass Kiel eine fantastische Passsicherheit an den Tag legte und praktisch jeden Angriff mit einem Torerfolg abschloss, wohingegen die MT Talents einfach zu viele Bälle schon in der Annäherung abgaben. So zogen die Gäste zunächst auf 11:15 (Jacob Broyer, 20.), dann sogar auf 13:19 (Matteo Menges, 25.) davon. Erst nach der bereits zweiten Auszeit von Florian Maienschein fingen sich die Nordhessen wieder und kämpften sich, angeführt vom überragenden Manuel Hörr, durch zwei Tore des Spielmachers auf 16:20 heran (28.). Zur Pause waren es dann allerdings doch wieder sechs Rückstand.

Melsungen kam nach dem Seitenwechsel mit einer Umstellung der Abwehr, ebenfalls auf ein 5:1-System, noch einmal näher ran. Jost Liebergesell und Lasse Ohl per Siebenmeter verkürzten auf 22:26 (36.), dann jedoch hatte sich der THW auf die neuen Gegebenheiten bereits eingestellt. Die Angriffswellen rollten weiter erbarmungslos auf das Tor von Lennart Claus zu, der im Gegensatz zur ersten Hälfte nun doch den einen oder anderen Wurf entschärfte. Als Lasse Ohl dann aber eine Strafe kassierte, wurde es bitter. Lennart Claus verließ sein Gehäuse zu Gunsten eines Feldspielers, doch im Angriff war der Wurm drin. Zweimal schnappte sich ein Weißer das Leder und traf über das gesamte Spielfeld ins verwaiste Tor, immer noch in Überzahl erhöhte Lukas Hase auf 22:30 (39.).

Es war die Vorentscheidung, denn trotz nun doch einiger Nachlässigkeiten beherrschten die Norddeutschen das Spiel. Nach wie vor mit fantastischer Sicherheit in den Pässen, dafür mit ein paar Konzentrationsfehlern in den Abschlüssen. Das nutzten die Melsunger zwar nach Kräften, aber mehr als das 28:34 durch einen Tempogegenstoß von Florian Potzkai war nicht mehr drin. Zumal Manuel Hörr seiner trotz der mannschaftlichen Unterlegenheit grandiosen Leistung Tribut zollen und zehn Minuten Pause einlegen musste. Die nutzte der B-Jugendliche Clindell Johnson allerdings, um sich mit mehreren guten Aktionen einzubringen. Dass der Rückstand schlussendlich noch einmal anwuchs war dann auch ein wenig dem Pech geschuldet, dass Lukas Schröders feiner Heber vom Innenpfosten wieder zurück ins Feld sprang und Julian Engler im Gegenstoß ebenfalls nur Holz traf.

Stimmen zum Spiel

Florian Maienschein: Kiel war der verdiente Sieger, das ist sicher. Wir hatten zwar gute Momente, in denen wir auch emotional da waren, aber auch viel Schatten. In der ersten Halbzeit haben wir in der Abwehr vor allem Matteo Menges nicht in den Griff bekommen. Vorn hat uns die 5:1-Deckung der Kieler Schwierigkeiten bereitet. Teilweise waren zwar gute Lösungen da, aber man muss schon sagen, dass Ben Battermann seinen vorgezogenen Part gut gespielt und uns die Passwege zugemacht hat. In der zweiten Hälfte haben wir den THW kurzzeitig mit einer Abwehrumstellung nochmal vor neue Aufgaben gestellt, aber es waren bei uns zu viele technische Fehler drin. Manchmal hat die Geduld gefehlt und die Abschlüsse kamen zu früh. Am Ende haben wir dann zu viel ausgelassen, auch einen Siebenmeter und Tempogegenstöße. Fakt ist, dass wir heute an 100% Leistung nicht annähernd herangekommen sind.

André Lohrbach: Ich hatte vor dem Spiel schon gesagt, dass das Tempo entscheidend sein wird. Und unser Tempospiel war heute richtig gut. Dabei hatte uns unter der Woche noch so eine richtige Krankheitswelle erwischt, was man vor allem auch an den Leistungen der Torhüter gemerkt hat. Aber Melsungen ging es da nicht anders, wie man an der Aufstellung gesehen hat. Insgesamt hatten wir trotz der Umstände einen richtig guten Tag und vor allem eine sehr gute Effektivität. Und wir wussten ja, dass es hier um Bigpoints geht, also sind wir mit dem Ergebnis hochzufrieden.

Statistik

MT Talents: Beck (0 P. / 11 G.), Claus (7 P. / 31 G.) – Ohl 5/2, Hörr 13, Tsymbaliuk 1/1, Engler 4, Markos 1, Potzkai 3, Kreile, Schröder 1, Liebergesell 4, Johnson, Braune – Trainer Florian Maienschein.

THW Kiel: Bierfreund (2 P. / 20 G.), Riecken (1 P. / 12 G.) – Siggelkow 2, Johnsen 2, Rudi 1, Menges 10/1, Broyer 2, Stübinger, Dahmke 3, Hase 8, Haack 3/1, Hess 1, Battermann 10/2 – Trainer André Lohrbach.

Z: 158 - SR: Knackstedt / Brühl (Blankenburg) - Strafen: 6 : 2 Minuten –7m: 4/3 : 6/4.