JBLH: MT Talents zeigen gegen Dormagen trotz Niederlage Charakter

Die MT Talents haben ihr Nachholspiel der Jugendhandball-Bundesliga gegen den TSV Bayer Dormagen mit 27:33 (16:20) verloren. Dabei aber nach völlig missratenem Start und sieben Toren Rückstand nach 20 Minuten Charakter bewiesen, eine begeisternde Aufholjagd gestartet und die Partie bis kurz vor Schluss offen und spannend gehalten. Am Ende schlichen sich im Bestreben, die letzte Lücke noch zu schließen, mit nachlassenden Kräften Fehler ein, so dass die Westdeutschen das Resultat schlussendlich wesentlich höher gestalten konnten, als es der Spielverlauf gerade der zweiten Hälfte hergab.

Dass die Gastgeber mit der offensiven 5:1-Deckung des TSV überhaupt nicht warm wurde und sich sofort einige unvorbereitete Abschlüsse nahm, die über und neben dem Tor sowie am Holz landeten, spiegelte sich im Ergebnis zunächst noch nicht wider. Im Gegenteil nutzte Manuel Hörr einen geblockten Wurf zum Gegenstoß, Julian Engler machte seinen vorangegangenen Fehlwurf wieder wett und Florian Drosten traf zum 4:4 (8.). Bis dahin war trotz der erkennbaren Schwierigkeiten noch alles im grünen Bereich.

Dann aber fand der TSV sein Spiel. Das vorrangig über die Nahwurfzone führte, wo der wendige Moritz Kasper ein ums andere Mal zu viel Platz hatte. Weil auch Finley Werschkull zweimal traf und Benjamin Lincks einen draufsetzte, sorgte ein 5:0-Lauf innerhalb von nur vier Minuten erst einmal für klare Verhältnisse. Obwohl Julian Engler doppelt traf, erhöhte Jan-Christian Schmidt erst auf 7:12 (16.), dann Benjamin Lincks gar auf 8:15 (20.). Die Partie drohte einer frühen Vorentscheidung entgegen zu gehen. Erst als Navtej Dhaliwal konsequent in die Lücken ging und Tom Wolf aus der zweiten Reihe den Hammer auspackte, kam wieder Leben in die Melsunger. Bei Halbzeit waren es schon nur noch vier Rückstand.

Der Auftakt zum zweiten Durchgang drohte ebenso in die Hose zu gehen wie die phase zwischen der 8. Und 20. Spielminute. Wäre da nicht Ben Wolf im Tor gewesen, der zwar schon Mitte der ersten Hälfte den glücklosen Carl Beck abgelöst hatte, zunächst aber auch erstmal keine Akzente setzen konnte. Das holte er im Anschluss an Lukas Rehfus‘ Tempogegenstoß zum 16:22 (32.) umso eindrucksvoller nach. Erst kaufte er Rehfus den nächsten Konter ab, dann blieb er gegen Werschkull aus der Nahwurfzone Sieger. Diese Energie übertrug sich auf seine Vorderleute, die sich ebenfalls anfingen zu trauen. Julian Engler machte den Treffer zum 18:22 (35.) hart bedrängt sogar mit der „schwachen“ linken Hand.

Dormagen zeigte sich beeindruckt, hatte aber im eingewechselten Benjamin Ludorf ebenfalls einen starken Keeper. Deshalb konnte Jan-Christian Schmidt den Vorsprung erst einmal wieder auf 19:25 ausbauen (38.), eher er kurz darauf zum zweiten Mal auf die Strafbank musste. Das nutzten die Hausherren mit wütenden Angriffen, aber auch viel Übersicht. Manuel Hörr nutzte einen Ballgewinn mit einem Wurf über das gesamte Feld ins verlassene Tor, Julian Engler netzte zum 23:26 (43.).

Melsungen witterte seine Chance, Dormagen hatte etwas Glück. Navtej Dhaliwal, der immer wieder als zweiter Kreisläufer überging und damit die TSV-Deckung zurück zog, setzte einen schönen Heber nur knapp am langen Pfosten vorbei. Fünf Minuten passierte hüben wie drüben viel, aber es gab dennoch keine Bewegung auf der Anzeigetafel. Die wurde erst wieder bemüht, als Manuel Hörr zum 24:26 vollstreckte. Zwölf Minuten waren noch auf der Uhr, die MT Talents zurück im Spiel. Zumal Jan-Christian Schmidt die dritte Strafe kassierte und damit Rot sah (48.).

Was Ben Wolf den Nordhessen zuvor mit seinen Glanztaten ermöglicht hatte, gelang jetzt Benjamin Ludorf. Zwei wichtige Paraden sorgten dafür, dass bis auf Julian Englers 26:28 (56.) nichts mehr anbrannte. Wobei ihm in die Karten spielte, dass die Aktionen der Rot-Weißen mit abnehmender Zeit natürlich hektischer und fahriger wurden. Zudem hatte Felix Böckenholt das Glück, dass sein eigentlich von Ben Wolf abgewehrter Siebenmeter in seine Hände zurücksprang und ihm so das 26:30 ermöglichte (57.). Noch einmal nahm Thorge Lutze mit dem Mute der Verzweiflung maß, verkürzte auf drei. Ehe dann nichts mehr gelingen wollte und Dormagen die sich bietenden Kontermöglichkeiten dankend zur positiven Ergebniskosmetik nutzte.

Stimmen zum Spiel

Florian Maienschein: Wir haben es nach verschlafenem Start unserem Gegner über 40 Minuten schwer gemacht. Zuerst hatten wir Probleme in der Rückzugsphase und haben den Kreis nicht unterbunden bekommen. Dann sind wir aber aufgewacht und waren viel präsenter. Ich glaube, die Strafen gegen uns haben uns da sogar geholfen, Emotionen frei zu setzen. Ben Wolf im Tor hat sich enorm gesteigert, vorn wurden gegen die offensive Deckung bessere Entscheidungen getroffen und wir konnten die Partie bis zur 58. Minute offen halten. Dann wurden wir durch die auslaufende Zeit überhasteter und haben ein paar Fehler gemacht. Ich bin stolz auf meine Mannschaft, dass sie nach diesem hohen Rückstand so starken Charakter gezeigt hat. Die Niederlage geht aber in Ordnung, weil Dormagen über 60 Minuten gesehen die bessere Mannschaft war.

David Röhrig: Ich glaube entscheidend war, dass wir in der Abwehr heute stark waren. In der ersten Hälfte haben wir auch gutes Tempospiel gezeigt und vorn versucht, Räume speziell für unsere kleinen Spieler zu schaffen. Damit hatte Melsungen ein paar Probleme, hat mit sich gehadert und wir sind in einen Lauf gekommen. Aber wir haben sie leider wieder zurückgeholt, weil wir im Angriff zu schlampig mit unseren Chancen umgegangen sind.

Statistik

MT Talents: Beck (1 Parade, 16 Gegentore), B. Wolf (15 P. / 17 G.) – Ohl, Hörr 3, Backhaus 3, Engler 7, Lutze 1, Wilfer, T. Wolf 2, Dhaliwal 3, Drosten 8/5, Braune – Trainer Florian Maienschein.

TSV Bayer Dormagen: Brenken (5 P. / 16 G.), Ludorf (6 P. / 11 G.) – Rehfus 6, Wolfram 3, Kasper 6, Böckenholt 4/2, Emmerich, Leitz 1, Kaysen, Pauli, Lincks 5, Stolzenberg, Schmidt 5, Werschkull 3 – Trainer David Röhrig.

Z: 60 - SR: Seidler / Seidler (Solingen) - Strafen: 8 : 8 Minuten – Disqualifikation: Schmidt (TSV, 3x2 Min., 48.) 7m: 5/5 : 5/2.