Die Begegnung lief exakt 250 Sekunden, da schlug es nach Florian Drostens Tempogegenstoß bereits zum fünften Mal ein ins von Nikolas Hajdu gehütete Gästetor. Es war schon der dritte Streich des Linksaußen und sogar der vierte Treffer nach dem gleichen Muster: Ballgewinn in der extrem wachen und beweglichen Deckung, blitzartiges Umschalten und kompromisslos schneller Abschluss. Es brauchte eine ganz frühe Auszeit der Gäste, um diesen initialen 5:0-Lauf Lauf zu brechen (5.).

Die fanden sich tatsächlich auch schnell, verkürzten durch Lars Bänsch und Vincent Müller binnen weniger Sekunden auf 5:2 und hielten diese Differenz zunächst auch konstant. Zumindest bis Florian Drosten und Florian Potzkai per Doppelschlag zum 10:5 den alten Abstand wiederherstellten (14.). Zurück auf drei ging es, nachdem Nikolas Hajdu zweimal stark gegen Navtej Dhaliwal und Florian Drosten pariert, sowie Luk Bartsch zum 11:8 getroffen hatte (19.). Es kippte hin und her, wirkliche Vorteile konnte sich keine der beiden Mannschaften erarbeiten.

Das änderte sich, nachdem Florian Maienschein zur Auszeit gerufen hatte. Die MT Talents spielten wieder wesentlich geduldiger und erarbeiteten sich ihre Wurfchancen nicht nur einmal erst im angezeigten passiven Spiel. Nach Tim Hildebrands Siebenmeter zum 14:11 (23.) rührte auch die Defensivabteilung Beton an, so dass in einer an Toren armen Schlussphase der ersten Hälfte Thorge Lutze (2) und Lasse Ohl den Vorsprung ausbauen konnten.

Auch der Start in den zweiten Durchgang gehörte den Gastgebern, die nach Florian Dannenbergs Tor über Marcell Markos und Lasse Ohl eine Strafzeit gegen Lars Bänsch gnadenlos nutzten und das Leder nach starker Abwehrleistung zum 20:12 ins, zu Gunsten eines weiteren Feldspielers verlassene, gegenüberliegende Tor trugen (34.). Es roch zwar nach Vorentscheidung, aber die war es noch längst nicht. Obwohl diese klare Führung weitere zehn Minuten Bestand hatte. Nach Florian Drostens 27:20 (45.) riss dann nämlich der Faden abrupt.

Balingen nutzte die nachlassende MT-Bereitschaft zur konsequenten Abwehrarbeit geschickt und brachte sich mit  Lorenz Wengers 27:23 (47.) wieder in Schlagdistanz. Einmal noch setzte sich Florian Drosten mit seinem zehnten Erfolg durch, dann spielte minutenlang nur noch der Gast. Dem gelang plötzlich fast alles, während die Melsunger mit einigen Schiedsrichterentscheidungen haderten und als direkte Folge des Konzentrationsverlustes technische Fehler in Serie produzierten. Noch zweimal Lorenz Wenger, Tim Hildenbrand, Julius Schmidt und Daniel Flad legten ihrerseits einen 5:0-Lauf hin und hatten sieben Minuten vor Schluss mit dem 28:28 alles wieder auf Anfang gestellt.

Die faszinierende, weil gnadenlos spannende Schlussphase läutete der zur Pause aus- und Mitte der zweiten Hälfte wieder zurückgewechselte Lennart Claus ein. Gleich drei Angriffe der JSG in Folge verurteilte er im abschließenden Wurf zum Scheitern, vorn dagegen hatten Lasse Ohl und Navtej Dhaliwal sowie Florian Drosten von der Siebenmeterlinie ihre Treffsicherheit wiedergefunden – 31:28 (57.). Noch einmal kämpften sich die Süddeutschen heran, fanden durch einen Gegenstoß von Tim Hildenbrand den Anschluss. Doch Florian Potzkai machte nervenstark den Sack zu, so dass Paul Sommers letztes Tor des Tages schlussendlich nichts mehr am Sieg der MT Talents änderte.

Stimmen zum Spiel

Florian Maienschein: Der Start hätte nicht besser laufen können. Wir haben Balingen mit unserer aggressiven Abwehr sofort in Fehler gezwungen. Aber das war Sehen und Fluch zugleich, weil in den Köpfen der Gedanke war, dass man es mit der klaren Führung lockerer angehen kann. Die Mannschaft hat das in der Folge dann trotzdem gut gelöst. Jedenfalls bis etwa zur 45. Minute. Dann fehlte die seitliche Bewegung in der Deckung und wir haben den Kreis nicht mehr gut abgeschirmt. Dadurch bekam Balingen Oberwasser und wir haben uns zudem mehr mit einigen für uns unglücklichen Pfiffen der Schiedsrichter beschäftigt als mit dem Gegner. Bei so einer Entwicklung ist es schwierig, den Schalter noch einmal umzulegen. Aber in der Mannschaft steht jeder für jeden ein, alle pushen sich gegenseitig und kommunizieren viel miteinander. Da hatte dann jeder seinen Anteil am Sieg, auch ein Thorge Lutze zum Beispiel als B-Jugendlicher, der seine Joker-Rolle ausfüllt und in den letzten drei Minuten noch Impulse geben kann.

Fabian Mayer: Das war heute ein denkbar schlechter Start für uns. Dem 0:5 sind wir die gesamte erste Halbzeit nur hinterher gerannt und konnten uns dadurch überhaupt kein Selbstvertrauen aufbauen. Aber ein riesiges Kompliment an meine Mannschaft, wie sie sich weder aus dem Loch herausgezogen hat. Nur wenn man sich einmal schon wieder auf unentschieden herangekämpft hat, muss man einfach auch in Führung gehen. Stattdessen geht Melsungen wieder nach vorn und wir kommen nicht ein zweites Mal wieder heran. Sie sind ruhig geblieben und haben es bis zum Ende heruntergespielt. So gut, dass wir in der letzten Minute nicht einmal mehr in Ballbesitz gekommen sind.

Statistik

MT Talents: Claus (8 Paraden, 20 Gegentore), Beck (1 P. / 11 G.) – Ohl 7, Hörr 2, Pickenhahn, Engler 2, Markos 1, Lutze 3, Potzkai 4, Wolf, Dhaliwal 2, Stehl, Drosten 11/4 – Trainer Florian Maienschein.

JSG Balingen-W.: Hajdu (6 P. / 25 G.), Huber (3 P. / 7 G.) – Wenger 4, Schmidt 3, Flad 2, Bechinka, Sommer 3, Schiess, Dannenberg 1, Müller 1, Bätz, Bartsch 4, Bänsch 3, Hildenbrand 10/4 – Trainer Fabian Mayer.

Z: 83 - SR: Schwarzmeier / Stewen (Wächtersbach / Oberhessen) - Strafen: 10 : 6 Minuten – 7m: 4/4 : 4/4.