JBLH: Spektakulärer Schlagabtausch mit dem SCM ohne Happy-End
Die MT Talents haben sich im Spitzenspiel der Jugendhandball-Bundesliga mit dem SC Magdeburg einen spektakulären Schlagabtausch geliefert, der schlussendlich in eine 38:42 (22:19)-Niederlage mündete. Sah es nach 40 Minuten noch so aus, als würden die Punkte in Nordhessen bleiben, setzten sich die Gäste doch noch durch und übernahmen wieder die Tabellenspitze der Meisterrundengruppe 2 der JBLH. Über volle 60 Minuten gingen beide Mannschaften voll an die Grenzen des Machbaren und liefen Angriffe ohne Pause. Da verwunderte es auch nicht, dass auf beiden Seiten am Ende die Torhüter – vollkommen verdient! – jeweils das größte Lob ihrer Trainer bekamen.
Das Tempo, was beide Mannschaften vom Anwurf weg an den Tag legten, war in der Tat fast unglaublich. Kaum einmal längere Ballpassagen, „Verschnaufpause“ waren ein Fremdwort und die Fokussierung auf den schnellen Torerfolg bei jedem einzelnen Akteur allgegenwärtig. Nicht einmal drei Minuten waren absolviert, da hatten die Melsunger Niklas Döbbels anfängliche Führung für die Gäste durch Julian Engler, Lasse Ohl und Tom Wolf schon in einen eigenen 3:2-Vorteil umgewandelt. Florian Drosten per Strafwurf und nochmal Lasse Ohl stellten auf 5:2 (6.), die Hausherren waren sofort in der Spur. Umso mehr, als Manuel Hörr auf 7:3 (8.) stellte. Magdeburg überrumpelt, die MT Talents voller Selbstvertrauen und in dem sicheren Wissen, mit Lennart Claus einen überragenden Keeper im Rücken zu haben.
Der Vorsprung täuschte allerdings ein wenig darüber hinweg, dass die Jung-Gladiatoren das etwas reifere Spiel zeigten. Sie leisteten sich den Luxus, zunächst ohne Mathieu Fenyö ihren Weg zu finden. Der war bereits nach zwei Minuten im Siebenmeterduell gegen Lennart Claus unterlegen und griff erst mit Verspätung ins Feldspiel ein. Das dafür mit dem wichtigen 13:10-Anschluss (17.), gerade als Melsungen sich doch etwas abzusetzen drohte. Denn Lasse Ohl vom Kreis und Tom Wolf aus dem Rückraum trafen zuverlässig und schraubten das Resultat mit Unterstützung von Manuel Hörr auf 16:11 nach oben (18.).
In der Schlussphase des ersten Durchgangs zahlte sich für die Gäste ein Wechsel zwischen den Pfosten aus. Für den in der ersten Viertelstunde glücklosen Willi Lücke war Oskar Stieglitz gekommen und feierte mit zwei schnellen Paraden einen famosen Einstand in seiner ersten Jugendbundesliga-Partie. Georg Löwen verkürzte mit einem Doppelschlag auf 16:14, kurz darauf stellte er mit seinem dritten Treffer den Anschluss zum 17:16 her (23.). Melsungen wankte, fiel aber nicht. Weil Lennart Claus weiter serienweise beste Magdeburger Möglichkeiten vereitelte und vorn Florian Potzkai sowie Tom Wolf jeweils doppelt trafen. Bis zur Halbzeit waren die Gastgeber, vollkommen verdient, wieder auf drei Tore enteilt.
Nach dem Seitenwechsel schien es, als würde Magdeburg das Kommando übernehmen. Die Hintermannschaft hielt dem Druck der MT Talents wiederholt stand, Pablo Lange brachte sein Team zum 24:23 (35.) auf Tuchfühlung. Was insbesondere bei Lennart Claus nicht gut ankam. Der war nicht nur zweimal reaktionsschnell zur Stelle, sondern krönte seine fabelhafte Leistung sogar mit dem 26:23 (37.), als er einer seiner Paraden mit dem Wurf über das komplette Feld ins zu Gunsten eines weiteren Feldspielers verlassene SCM-Gehäuse veredelte. Magdeburg abermals geschockt und nach Leon Stehls Tempogegenstoß – natürlich im Anschluss an eine Claus-Glanztat – gar auf 29:25 distanziert (39.).
Dann aber stockte der MT-Express nicht nur, sondern kam urplötzlich komplett zum Stillstand. Auslöser war ein auf den Flügel durchgerutschter Ball, den Jordan Hammer aufnahm und ins Netz bugsierte. Dann musste Abwehrchef Lasse Ohl für zwei Minuten runter, was zu Lücken in der Deckung führte. Das nutzten Julius Drachau und Pablo Lange zum neuerlichen Anschluss (44.). Eine sofort genommene Auszeit von Trainer Florian Maienschein brachte keine Beruhigung, im Gegenteil drehten weitere vier SCM-Treffer in Folge zum 29:32 (Pablo Lange, 48.) die Partie komplett.
Da nutzte es nichts, dass Tom Wolf nach langen 20 Minuten im zweiten Durchgang mit mehreren Fehlwürfen seine in der ersten Hälfte so traumhafte Sicherheit wieder fand und auf 32:33 verkürzte (50.). Magdeburg war längst in den Selbstverständlichkeits-Modus gewechselt und profitierte vom unbändigen Selbstvertrauen des vorangegangenen 7:0-Laufes. Noch einmal fünf Volltreffer in Folge besiegelten mit Fritz-Leon Haakes 32:38 (55.) die Heimniederlage der MT Talents, die sich in der Folge zwar nicht aufgaben, aber trotzdem nur noch Ergebniskosmetik betreiben konnten.
Stimmen zum Spiel
Florian Maienschein: Wir konnten Magdeburg anfangs gut vor immer neue Aufgaben stellen und haben unsere Angriffe immer gut auf den Punkt gespielt. Das hat uns leichte Vorteile gebracht. Das Rückzugsverhalten war nicht schlecht, aber die Magdeburger 2. Welle ist schon überragend. Hatten wir sie im Positionsangriff, stand die Abwehr mit einem ganz starken Lennart Claus dahinter. Auch zu Beginn der zweiten Hälfte haben wir im Angriff noch gute Entscheidungen getroffen, aber mit seiner ganzen Mannschaft steigerte sich dann auch Magdeburgs Torhüter. Bei uns kam ein Bruch, nachdem wir lange Zeit absolut auf Augenhöhe waren. Aber Magdeburg war unter dem Strich beim 1-gegen-1 eben besser und vor allem abgezockter. Es war ein sehr intensives Spiel mit hohem Tempo, in dem wir am Ende mit Blick auf das noch bevorstehende Rückspiel leider nur noch auf Ergebniskosmetik aus sein konnten.
Julian Bauer: Wir haben gleich in den ersten Minuten viele klare Chancen vergeben, so dass wir praktisch unseren eigenen Fehlern hinterherlaufen mussten. Melsungens Torhüter hat allerdings auch fantastisch gehalten. Trotzdem waren wir uns immer unserer eigenen Stärken bewusst. In der zweiten Hälfte haben wir wesentlich besser verteidigt, vor allem gegen den Kreisläufer. Ein Riesenlob muss ich unserem Oskar Stieglitz machen, der als Reservemann mitgefahren ist und dann in seinem ersten Jugendbundesliga-Einsatz super gehalten hat. Zum Ende hin wussten wir auch, dass wir in der Breite besser besetzt sind und konnten uns deshalb unsere Kräfte besser einteilen.
Statistik
MT Talents: Claus (1 Tor, 20 Paraden / 41 Gegentore), Beck (bei einem Siebenmeter, 0 P. / 1 G.) – Ohl 5, Hörr 6, Engler 3, Markos 3, Potzkai 2, Wilfer, T. Wolf 9, Stehl 2, Schröder, Drosten 6/4, Liebergesell 1, Atting – Trainer Florian Maienschein.
SC Magdeburg: Lücke (1 P. / 12 G.), Lücke (10 P. / 26 G.) – Jaidi 3, Haake 4, Drachau 2, Krist 4, Johnson 2, Döbbel 3, Daniel 2, Lange 5, Löwen 3, Fenyö 8/4, Hertzfeld, Hammer 6 – Trainer Julian Bauer.
Z: 222 - SR: Seidler / Seidler (Solingen) - Strafen: 8 : 8 Minuten –7m: 4/4 : 5/4.