JBLH: Zwei Sekunden fehlten den MT Talents am Punktgewinn gegen den TVB

Ganze zwei Sekunden fehlten den MT Talents, um gegen den TV Bittenfeld wenigstens einen Punkt zu ergattern. Beim 41:42 (19:20) war wirklich alles drin, was das Handballherz begehrt; allein der Lohn für ein begeisterndes Offensivspektakel fehlte. Dabei hatten die Nordhessen einen zwischenzeitlichen Vier-Tore-Rückstand kurz vor Schluss in eine eigene Führung umgewandelt. Um dann in der „Crunchtime“ doch noch den Kürzeren zu ziehen und am Ende mit leeren Händen dazustehen. Das bedeutet für die Melsunger nach Abschluss der Hinrunde in der Hauptrundengruppe A2 der Jugendhandball-Bundesliga ein ausgeglichenes Punktkonto und vorerst Rang vier, während der TV Bittenfeld hinter Spitzenreiter Rhein-Neckar Löwen auf Platz zwei liegend in die Weihnachtspause gehen wird.

Zäher kann ein Handballspiel eigentlich kaum beginnen, als es Melsungen und Bittenfeld in den ersten Minuten zelebrierten. Mit bärenstarken Abwehrreihen nämlich, die äußerst offensiv standen und aggressiv dazwischen gingen, den Gegner damit immer wieder in Fehler oder zu unsauberen Abschlüssen zwangen. Nicht etwa grob oder unfair dabei waren, sondern sehr bedacht und antizipativ. Zwar fiel noch vor Ablauf der ersten Minute das erste Tor durch Lasse Ohl, bis zum zweiten durch Julian Engler dauerte es jedoch schon fast fünf Minuten. Dazwischen lagen einige Ballgewinne auf beiden Seiten, die jeweils wieder am gegnerischen Verbund verloren gingen.

Nachdem auch der TVB seine Linie gefunden hatte, wurde es flüssiger und torreicher. Erst mit dem 2:2-Ausgleich durch Nico Bacani, dann nach Lasse Siebels 4:4 (8.) mit gleich zwei MT-Treffern durch Florian Potzkai und Florian Drosten. Eine kurze 6:4-Führung (9.), die durch weitere zwei Tore Siebels ausgeglichen wurde (13.). Zwar blieben die Nordhessen immer knapp vorn, mussten ihre Gäste jedoch wieder egalisieren lassen. So passte Sören Wingers 9:9 (16.) als Antwort auf Lasse Ohls Führungstreffer noch ins Schema, dann kippte die Begegnung.

Denn noch einmal Winger und Dalio Uskok warfen die Young Boys mit 9:11 nach vorn und das Bild kehrte sich um: nun spielten die MT Talents die Rolle des Jägers und mussten auf das reagieren, was Bittenfeld vorlegte. Mit dem kleinen Vorteil, dass der eingewechselte Lennart Claus im Tor kurzzeitig Sicherheit gab. Seine zweite Parade bescherte Florian Potzkai die Vorlage zum 13:13-Ausgleich (24.). Kurz darauf hatte Finn Klein wieder auf 14:16 gestellt (26.), dann startete Manuel Hörr seine höchstpersönliche Aufholjagd: viermal in Folge war er vor der Pause noch für die MT Talents erfolgreich, leider immer nur zum Anschluss.

Was sich nach dem Seitenwechsel fortsetzte. Mit dem Vorteil des Anwurfs zur zweiten Hälfte setzte sich der TBV immer auf zwei ab, der MT-Nachwuchs schloss wieder auf. Bis Dalio Uskok mit dem 22:25 (37.) erstmals eine klarere Gästeführung auf die Anzeigetafel brachte. Den nächsten Doppelschlag nutzten Luca Mauch und im Gegenstoß Joe Traub, um sich gar auf 25:29 abzusetzen (42.). Nachdem der quirlige Linksaußen diese Differenz mit dem 26:30 bestätigt hatte, rief MT-Coach Florian Maienschein zur Auszeit (43.).

Mit nachhaltiger Positivwirkung. Festzumachen am nächsten Höhenflug von Manuel Hörr, der mit seinem dritten Erfolg innerhalb von nur vier Minuten auf 30:32 verkürzte (48.). Und als er von der Bittenfelder Deckung mit mehr Aufmerksamkeit bedacht wurde, knüpfte Julian Engler nahtlos an: ebenfalls drei Volltreffer innerhalb der nächsten vier Minuten bedeuteten sogar die 34:33-Führung für die Nordhessen. Möglich gemacht hatte das vor allem Lennart Claus, der neben einem Siebenmeter von Joe Traub noch zwei wichtige Bälle sicherte.

Es kam sogar noch besser. Bittenfeld wirkte verunsichert, zögerlich und passiv, während Melsungen mächtig aufdrehte. Zweimal vollstreckte Florian Potzkai nervenstark von außen, zweimal hämmerte Thorge Lutze das Leder ins Netz. Wobei das 38:35 (55.) ein Traumtor passgenau in den linken Torwinkel war. Eigentlich, so sollte man meinen, hätte das die Vorentscheidung sein können. War es aber nicht, weil die Schwaben auf komplett offene Deckung umschalteten, Manuel Hörr in kurze Deckung von Dalio Uskok nahmen und nach  Ballgewinnen trafen. Nach Thorge Lutzes 40:38 (57.) sogar dreimal in Folge. Der MT-Scharfschütze konterte zwar noch einmal mit dem Ausgleich, die letzte Aktion gehörte aber den Gästen in Person von Sören Winger. Der zog zwei Sekunden vor Ultimo durch und hatte das Glück, dass der unter Bedrängnis geworfene Ball von der Unterkante der Latte nach hinten ins Netz prallte statt zurück ins Feld.

Stimmen zum Spiel

Florian Maienschein: Wir sind mit einer offensiven Deckung gestartet, das Spiel war anfangs sehr nervös. Insgesamt haben wir dann zu viele Durchbrüche zugelassen, weswegen wir auf eine stabilere 6:0-Variante umgestellt haben, um mehr Sicherheit im Zentrum zu bekommen. Dadurch bekamen gerade Uskok und später Mauch zu viele Räume. Im Angriff haben wir zwar auch gute Lösungen gefunden, aber 20 Gegentore zur Halbzeit sind zu viel. Zur zweiten Hälfte hatten wir einen schlechten Start, weil wir den Gegner wieder nicht stellen konnten, und sind auf minus vier zurückgefallen. Respekt aber meiner Mannschaft, dass sie Charakter gezeigt und sich zurückgekämpft hat. Wir haben plötzlich sogar wieder geführt. Dann hatten wir zum Ende hin zwei, drei unglückliche Situationen und sind durch die Rote Karte in Unterzahl unter Druck gekommen. Schade, dass es nicht zu einem Punkt gereicht hat.

Ulf Hummel: Nach so einem Spiel mit 83 Toren bin ich völlig durch. Das ist jetzt das dritte Match hintereinander, das wir mit einem Tor gewinnen. Vor dem Spiel war klar, dass irgendeine Serie reißen würde. Am Ende war es einfach nur Glück, dass unsere weiter Bestand hat. Man könnte bei so einem Ergebnis natürlich jede einzelne Situation im Spiel diskutieren und irgendwas als Grund anführen, aber es bleibt Glück, das an nichts Speziellem fest zu machen ist. Ich hätte auch nicht gedacht, dass Melsungen nach minus vier noch einmal so zurückkommt. Bei Manuel Hörr hatte ich den Eindruck, der hat drei Lungen. Er war der Faktor für das MT-Comeback. Am Ende ist es alles andere als selbstverständlich, hier zu gewinnen. Und wer mir vor der Saison gesagt hätte, dass wir nach der Hinrunde der Hauptgruppen-Phase auf Platz zwei stehen, den hätte ich damals ausgelacht.

Statistik

MT Talents: Beck (2 Paraden, 12 Gegentore), Claus (8 P. / 30 G.), B. Wolf (n. e.) – Lange, Hörr 10, Backhaus, Engler 7, Markos 3, Lutze 4, Potzkai 6, T. Wolf, Dhaliwal 3, Drosten 6/1, Ohl 2 – Trainer Florian Maienschein.

TV Bittenfeld: Scheiner (4 P. / 23 G.), Bauer (6 P. / 18 G.) – Bacani 2, Traub 4/1, Uskok 9, Hage, Eisenhardt, Mauch 10, Winger 3, Bölling, Siebel 4, Spiertz, Lucas 7, Klein 3 – Trainer Ulf Hummel.

Z: 87 - SR: Bärmann / Bärmann (Graben-Neudorf) - Strafen: 8 : 2 Minuten – Disqualifikation: Dhaliwal (MT, 57.) – 7m: 1/1 : 2/1.