EM-Quali: DHB-Auswahl mit sechs MT-Profis schlägt Bosnien-Herzegowina

Mit einem 25:21 (9:13) in der EM-Qualifikation gegen Bosnien-Herzegowina begann am Donnerstag die Ära von Alfred Gislason als Bundestrainer. Im Düsseldorfer ISS Dome gab es noch eine weitere Premiere: Mit gleich sechs Akteuren stellte die MT Melsungen das größte Kontingent unter den Bundesligisten – für das nordhessische Aushängeschild ein Novum in der fast 100-jährigen Vereinsgeschichte. Dabei konnten sich alle fünf Melsunger Feldspieler in die Toschützenliste eintragen, Keeper Silvio Heinevetter wartete mit einigen Paraden auf.

Sascha Klahn-Foto: Finn Lemke gegen Srdjan Predragovic in seinem Element – der MT-Kapitän verdiente sich nach dem Match ein Extralob vom Bundestrainer. Einzugreifen versuchen in dieser Szene noch Julius Kühn (re.) und Hendrik Pekeler (verdeckt). Im Kasten lauert Silvio Heinevetter. Die Szene beobachtet Nikola Prce (19), mit 8 Treffern bester Torschütze der Bosnier.

Gislason-Debüt erfolgreich, aber mit Anlaufschwierigkeiten: Die deutsche Nationalmannschaft tat sich am Donnerstag zum Start der EM-Qualifikation gegen Bosnien-Herzegowina lange Zeit sehr schwer, bescherte dem neuen Bundestrainer Alfred Gislason am Ende aber zwei Punkte zur Premiere. Beim Geisterspiel im Düsseldorfer ISS Dome gab es einen 25:21-Erfolg der deutschen Nationalmannschaft, die zur Pause noch mit 9:13 hinten gelegen hatte. Bester Werfer war Hendrik Pekeler mit fünf Treffern, Juri Knorr feierte wie Gislason sein Debüt in der Nationalmannschaft.

Insgesamt war es der 15. deutsche Sieg in einem EM-Qualifikationsspiel in Folge seit Mai 2015 und der zwölfte Heimsieg in der EM-Qualifikation in Folge seit dem 1. November 2012. 

Die Bosnier, die nur mit elf Spielern nach Düsseldorf gereist waren, führten nach knapp 13 Minuten überraschend mit 5:2. Die Deutschen hingegen, mit Uwe Gensheimer, Julius Kühn, Debütant Juri Knorr, Kai Häfner, Timo Kastening und Patrick Wiencek, waren in der Offensive zu ineffektiv. Hauptursache war geradezu eine Flut von Fehlwürfen und technischen Fehlern – allein deren neun in dieser Anfangsphase. Daran beteiligt waren nahezu alle Angreifer. Das war dann für den Bundestrainer zuviel, Alfred Gislason nahm ein Timeout.

Aber auch nach Wiederaufnahme der Begegnung wurde es nicht wesentlich besser. Die unsicher erscheinenden Hausherren liefen weiterhin dem eigentlich als klarer Außenseiter angereisten Gegner hinterher. Einige Male hatte die DHB-Auswahl allerdings Gelegenheit, nach jeweils zwei Treffern in Folge den Abstand zu verkürzen. Aber die eifrigen Bosnier fanden immer wieder Lücken in der keineswegs sattelfesten deutschen Hintermannschaft und antworteten prompt mit Gegentoren. Keine Frage, sie durften sich nach 30 gespielten Minuten zur Recht über ihre 13:9-Führung freuen.

Auf der anderen Seite sah sich Alfred Gislason nun gefordert, mit einer entsprechenden Kabinenansprache seine Schützlinge auf Kurs zu bringen. Er fand offenbar die richtigen Worte. Denn die deutsche Mannschaft spielte in Hälfte zwei viel druckvoller. Nach dem 12:14 und einer Verletzung des Bosniers Ivan Karacic kippte die Partie. In dieser Phase sorgte der Kieler Pekeler für die Tore, Torwart Silvio Heinevetter (insgesamt neun Paraden) steigerte sich zudem erheblich.

Zum Aufschwung trug nicht unwesentlich auch Finn Lemke bei. Der MT-Kapitän stabilisierte zusehends die Abwehr, aus der heraus dann auch das Spiel nach vorne selbstbewusster geführt wurde. Beim 19:13 in Minute 45 und nach vier Treffern in Folge (zweimal Timo Kastening sowie Gensheimer und Pekeler) blickte Gislason schon deutlich zufriedener drein. Beim 22:20 wurde es noch einmal etwas enger, aber am Ende sorgten Gensheimer (2) und Tobias Reichmann für das den 25:21-Endstand.

Bereits am Sonntag (15.15 Uhr deutscher Zeit) steht das zweite Spiel in der Qualifikation für die EHF EURO 2022 in Tallinn gegen Estland auf dem Programm, das ZDF zeigt die Partie live. Die Esten hatten ihr erstes Spiel am Mittwoch mit 28:31 gegen Österreich verloren. Es ist das erste Länderspiel einer deutschen Mannschaft gegen Estland.

Alfred Gislason nach dem Spiel im ZDF:
Wir waren in der ersten Halbzeit sehr nervös und hektisch, haben im Angriff zu oft die erstbeste Chance genommen, um Tore zu erzielen. In der Pause bin ich in der Kabine dann auch etwas kritischer geworden. In der zweiten Halbzeit wurde unser Spiel dann insgesamt besser. Die Abwehr hat mit Finn Lemke gut gestanden, der Angriff lief viel flüssiger. Ich habe mir ein solches Spiel nicht gewünscht, habe es aber befürchtet. Denn das erste Spiel unter einem neuen Trainer ist immer etwas schwierig. Heute Nacht hatte ich noch den Albtraum, ich wäre der einzige im Team, der positiv getestet sei. Jetzt bin ich erst einmal froh, dass es vorbei ist und wir schon am Sonntag das nächste Spiel haben.

Deutschland – Bosnien-Herzegowina 25:21 (9:13)

Deutschland: Bitter, Heinevetter – Gensheimer (4), Lemke (1), Wiencek, Reichmann (3/2), Heymann, Pekeler (5), Knorr (1), Michalczik, Häfner (4), Semper (1), Schiller, Kühn (3), Böhm, Kastening (2)

Bosnien-Herzegowina: Buric – Peric, Ovcina (1), Herceg (5), Zahirovic, Mandic, Hadziomerovic, Kosic (2), Karacic (2), Prce (8), Predragovic (3).

Schiedsrichter: Simone/Montillo (Italien)

Siebenmeter: Deutschland 3/2 (Gensheimer an die Latte) – Bosnien-Herzegowina: 0

Zeitstrafen: Bosnien/Herzegowina: 10 Minuten (Ovcina/4, Kosic, Karacic, Prce) / Deutschland: 4 Minuten (Pekeler/Kühn) 

(Text: MT-Presse mit Material von DHB-Presse; Foto: Sascha Klahn)

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In der Qualifikationsgruppe 4 zur Europameisterschaft war bereits am Mittwoch Island gegen Litauen erfolgreich. Die von MT-Trainer Gudmundur Gudmundsson gecoachte Mannschaft schlug die Kontinentaleuropäer mit 36:20. MT-Kreisläufer Arnar Arnarsson steuerte dazu zwei Treffer bei. Damit führt Island dieser Gruppe an vor Portugal, Israel und Litauen. Das nächste Spiel gegen Israel ist noch nicht terminiert.

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In der Qualifikationsgruppe 8 gewann ebenfalls am Mittwoch Montenegro gegen den Kosovo. Die mit 32:25 siegreiche Mannschaft musste diesmal aber auf Nebojsa Simic verzichten. Der MT-Keeper hatte aufgrund der unsicheren Coronasituation und eventueller Quarantänemaßnahmen seine Teilnahme bereits im Vorfeld abgesagt.

Die Übersicht über die gesamte Qualfikation ist auf eurohandball.com, der offiziellen Seite der EHF zu sehen.