Melsungen pusht sich nach Rückstand zum Sieg über Ludwigshafen
Mit einer Kraftleistung in den letzten zehn Minuten drehte die MT Melsungen das Spiel beim 25:23 (12:13) gegen die Eulen Ludwigshafen noch um und belohnte sich damit für eine sicher über lange Zeit nervöse und alles andere als erstklassige Leistung. Dafür stimmten jedoch Einsatz, Moral und Kampfgeist absolut, so dass der Sieg trotz langer Zeit des Hinterherlaufens keinesfalls unverdient war. Mehrfach mit drei Toren in Rückstand, bissen sich die Melsunger immer wieder zurück ins Spiel und hatten in Nebojsa Simic dabei den entscheidenden Faktor der zweiten Hälfte auf ihrer Seite. Zwei gehaltene Siebenmeter des Montenegriners innerhalb von nur 60 Sekunden sicherten der MT schließlich den Sieg, zu dem Kai Häfner als bester Schütze sechs Tore beitrug. Für die Gäste waren Alexander Falk, Pascal Durak, Dominik Mappes und Hendrik Wagner je viermal erfolgreich.
Er feuerte von hinten heraus die Mannschaft an: Nebojsa Simic war mit 10 Paraden in 30 Minuten der Wegbereiter des MT-Erfolges – Foto: A. Käsler.
Die Anfangsaufstellung der Nordhessen bot zwei Umbesetzungen. Im Tor durfte zunächst Silvio Heinevetter für Nebojsa Simic ran, an den Kreis ging Felix Danner an Stelle von Arnar Freyr Arnarsson. Auf der Bank fehlte allerdings Abwehrchef Finn Lemke, der aufgrund einer in Flensburg erlittenen leichten Gehirnerschütterung passen musste und dessen Platz in der Innenverteidigung nach Julius Kühns frühem 1:0 (1.) Felix Danner übernahm. Ohne Nebenmann, denn Domagoj Pavlovic spielte die Spitze einer 5:1-Deckung, mit der die Eulen erst einmal nicht gut klar kamen. Gleich zweimal parierte Heinevetter, eher Dominik Mappes dann doch der Ausgleich gelang (3.).
Weil aber Martin Tomovski auf der gegenüber liegenden Seite auch zweimal parierte, legte Mappes sogar noch einen zur ersten Gästeführung nach, die jedoch Pavlovic umgehend egalisierte (5.). Ein unterhaltsamer, ausgeglichener Auftakt also und ein Vorgeschmack auf das „schwere Spiel“, das Trainer Gudmundur Gudmundsson vorausgesagt hatte. Und das in genau diesem Stile weiterlief: beide schenkten sich nichts, die Eulen erwiesen sich als der erwartet unangenehme Gegner. Kleine Pluspunkte für die MT: die offensive Abwehr stand gut und Julius Kühn holte mit dem zweiten Treffer bei zwei Versuchen die Führung kurzzeitig zum 4:3 zurück (10.). Großer Pluspunkt jedoch für Ludwigshafen: Tomovski hielt glänzend gegen Danner und Pascal Durak sorgte mit seinem zweiten verwandelten Siebenmeter gar für die Wende zum 4:6 (15.).
Obwohl Kai Häfner und Julius Kühn zunächst zum 7:7 ausglichen, holte sich die MT dadurch keine Sicherheit in ihren Aktionen. Im Gegenteil gingen die Bälle vorn plötzlich wieder reihenweise verloren, während die Eulen im schnellen Umschaltspiel ein Mittel fanden, die Deckung der Gastgeber erst gar nicht in Formation kommen zu lassen. Die Folge waren drei Tore zum 7:10 durch den gleich doppelt treffenden Hendrik Wagner (21.) und die erste Auszeit der Partie. Allerdings wurde es danach auch nicht wirklich besser, denn während Tobias Reichmann seinen ersten Siebenmeter an Martin Tomovski abgeben musste, verwandelte Pascal Durak bereits seinen dritten, diesmal gegen den kurz hereingenommenen Nebojsa Simic, sicher: 8:11 (23.).
Dass es in Richtung Pause hin wieder besser wurde, lag insbesondere an Julius Kühn. Zweimal traf der Hüne selbst, sein Zuspiel auf Marino Maric am Kreis zu dessen 12:13 war klasse. Ebenso wie die starke Parade von Heinevetter gegen Wagner und das entschlossene Stemmen der Deckung gegen das nächsten Eulen-Tor. Das fiel dann aber – mit etwas Glück bei längst angezeigtem passivem Spiel – durch Dominik Mappes doch noch, so dass Pavlovic nur noch der Anschluss gelang. Ein Rückstand war es dennoch beim Gang in die Kabine und alles andere als eine spielerische Offenbarung im ersten Durchgang. Allerdings, und das war wichtig zu sehen, stimmten Kampf und Einsatz über weite Strecken gegen sehr forsch auftretende Eulen.
Die zweite Hälfte begann mit Ballbesitz Ludwigshafen und gleich der ersten Glanztat des frisch eingewechselten Nebojsa Simic im Tor gegen den eingelaufenen Alexander Falk vom Kreis. Allerdings gegenüber auch mit dem ersten geblockten Wurf von Kühn. Dazu noch einmal Holz auf jeder Seite und es dauerte mehr als drei Minuten, ehe es dann doch Falk war, der auf 13:15 stellte. Kurz darauf hatte Maximilian Haider im Gegenstoß sogar die Möglichkeit zu erhöhen, visierte jedoch abermals den Pfosten an. Und Melsungen blieb harmlos: Kühn schenkte Tomovski eine weitere Möglichkeit zur Parade, Pavlovic warf gleich ganz am Tor vorbei. Christian Klimek machte es dafür besser – 14:16 (38.).
Vieles im Angriff der Nordhessen blieb Stückwerk. Timo Kastening wurde rechts ebenso schön frei gespielt wie links Michael Allendorf, doch beide brachten das Leder nicht an Martin Tomovski vorbei. Stattdessen erhöhte Falk gar auf 16:19 (42). Grund genug für MT-Trainer Gudmundsson, sein Personal durchzumischen. Lasse Mikkelsen kam für Julius Kühn, Stefan Salger für Kai Häfner und Yves Kunkel für Michael Allendorf. Gespielt war da knapp eine dreiviertel Stunde und es lief überhaupt nicht viel zusammen. Immerhin holte Salger gleich mit seiner ersten Aktion einen Siebenmeter, den Kastening zum 17:19 nutzte. Mehr jedoch war nicht drin – zweite Auszeit MT (46.).
Danach war, zumindest im Rückraum, alles wieder beim Alten: Kühn und Häfner kamen zurück. Dazu Tobias Reichmann, der seine erste Chance zum Gegenstoß nutzte und auf zwei verkürzen konnte. Weil es hinten nun wieder besser lief und sich die Gäste mehrfach festrannten, gelang Felix Danner gar das 19:20 (49.). Es war die Zeit, da beide Coaches sich kurzzeitig am Spiel sieben gegen sechs versuchten, da spielerisch sonst gegen beide Abwehrreihen nicht viel möglich war. Nach Strafen gegen zuerst Pavlovic und dann Valiullin waren derlei taktische Mitten schnell wieder eingepackt. Dafür glänzte Yves Kunkel dreimal: erst mit einem Kempa-Anspiel auf Häfner, dann selbst erfolgreich zum 21:21-Ausgleich und schließlich, nach einem Danner-Steal im Abwehrzentrum, per Gegenstoß sogar zum 22:21 (54.).
Die MT war also mit fünf Minuten Rest auf der Uhr nach langer Zeit wieder einmal vorn. Und hatte Blut geleckt, was an der Defensivarbeit deutlich zu erkennen war. Selbst beim erneuten Versuch mit dem siebten Feldspieler offenbarte sich den Gästen keine Lücke. Stattdessen baute Tobias Reichmann auf 23:21 aus (56.). Als kurz darauf Nebojsa Simic seine bis dahin schon famose Leistung krönte, gleich zweimal bei Siebenmetern gegen Pascal Durak sowie Max Neuhaus der Sieger blieb und Yves Kunkel das 25:22 gelang, war die Partie schließlich durch. So dass der letzte Treffer des Abends durch Neuhaus nur noch als Kosmetik diente.
Stimmen zum Spiel
Benjamin Matschke: Glückwunsch an Gudmi und die MT zu Sieg. Ich bin natürlich heute enttäuscht. Aber nicht etwa, dass wir in Melsungen verloren haben, sondern vielmehr von unserer Leistung. Wir haben viel zu viele Freie liegen gelassen. Deshalb geht der Sieg für Melsungen dann auch in Ordnung. Ich wünsche der MT nun für ihr kommendes Highlight beim Final Four alles Gute. Holt euch die Schale!
Gudmundur Gudmundsson: Es war zu erwarten, dass es schwer wird. Die Eulen haben zuletzt auch gut gespielt. Deshalb sind wir mit sehr viel Respekt in die Partie gegangen. Es war kein schönes Spiel, sondern eher so etwas wie ein Arbeitssieg. Die letzten 15 Minuten war unsere Abwehr besser und wir hatten einen überragenden Simic im Tor. Vorn hatten wir vielleicht manchmal etwas Glück, aber die Mannschaft geht momentan auch ziemlich auf dem Zahnfleisch. Den Eulen wünsche ich viel Erfolg auf ihrem weiteren Weg.
MT Melsungen – Eulen Ludwigshafen 25:23 (12:13)
MT Melsungen: Heinevetter (6 Paraden / 12 Gegentore), Simic (10 P. / 11 G.); Maric 1, Kühn 5, Kompenhans, Reichmann 3/1, Kunkel 3, Mikkelsen, Danner 1, Arnarsson, Allendorf, Häfner 6, Salger, Kastening 3/1, Pavlovic 3 - Trainer Gudmundur Gudmundsson.
Eulen Ludwigshafen: Tomovski (10 P. / 21 G.), Skof (2 P. / 4 G.); Dietrich, Scholz 1, Haider, Remmlinger 1, Falk 4, Durak 4/3, Bührer, Mappes 4, Wagner 4, Meddeb, Neuhaus 1, Valiullin 3, Klimek 1, Klein - Trainer Benjamin Matschke.
Schiedsrichter: Christian vom Dorff (Kaarst) / Fabian vom Dorff (Kaarst)
Zeitstrafen: 4 – 4 (Maric 22:46, Pavlovic 50:37 - Falk 15:51, Valiullin 51:51)
Strafwürfe: 3/2 – 5/3 (Reichmann scheitert an Tomovski 22:32, Durak scheitert an Simic 57:35, Neuhaus scheitert an Simic 58:35)
Spielort: Rothenbach-Halle, Kasse; ohne Zuschauer
Das nächste Spiel:
So., 30.05.21, 16:00 Uhr, HSC 2000 Coburg – MT Melsungen, HUK-Coburg Arena, Coburg