Mit dem “Weihnachstmärchen” 2007 fing alles an

Vor 15 Jahren, genau am zweiten Weihnachtsfeiertag 2007, fing alles an. Zumindest für die MT Melsungen in Kassel. Zum ersten Mal gaben die Bundesliga-Handballer, zum damaligen Zeitpunkt gerade erst zwei Jahre in der höchsten deutschen Spielklasse, in einem Pflichtspiel ihre Visitenkarte in der nordhessischen Metropole ab. Und sorgten damit gleich für einen Paukenschlag.


Volles Haus zur MT-Premiere in der Kasseler Rothenbach-Halle am 26. Dezember 2007  – Foto: H. Hartung.

Nach dem Aufstieg in die “stärkste Handball-Liga der Welt” in 2005 fand die MT zunächst für gut zwei Jahre in Rotenburg an der Fulda eine neue Bleibe. Die baulichen Gegebenheiten der Melsunger Stadtsporthalle, die nur rund 1.000 Plätze bietet, reichten für die höchste Spielklasse nicht mehr aus. Die schicke Meirotels Halle mit ihren 2.400 Plätzen, Tiefgarage, einem repräsentativen Foyer und verglastem VIP-Raum boten ideale Bedingungen. Gravierender Nachteil: dieser Standort in Waldhessen, also an der Peripherie der Region, erwies sich als zu abgelegen. Es ließen sich dorthin weder mehr Sponsoren, noch mehr Zuschauer (aufgrund der beschränkten Hallengröße) locken. Zudem erachteten viele Fans die Anreise als zu umständlich.

Der Trainer mit einer verrückten Idee

Bei einem Repräsentationstermin der MT in der Kasseler Messe fragte der damalige Trainer Robert Hedin: “Das ist hier eine schöne große Halle. Kann man hier kein Handball spielen?”. Der Coach meinte damit die gerade erbaute Rothenbach-Halle, die mit einer Grundfläche von fast 6.000 qm so groß wie ein Fussballfeld ist. Woher die Infrastruktur nehmen? Der Gedanke war zwar verrückt, aber im Kern einfach zu genial als ihn als spinnerte Idee abzutun. Dabei musste die Hauptfrage beantwortet werden: Wie lässt sich in einer eigentlich für Ausstellungszwecke vorgesehenen Halle, die zunächst quasi nur eine Gebäudehülle darstellt, eine komplette Infrastruktur für ein Bundesligaspiel installieren? Das umtriebige MT-Management fand unter seinen Partnern tatsächlich einige, die von dieser “verrückten” Idee ebenso fasziniert waren, wie der Verein, der Trainer und die Mannschaft. Das war im Frühsommer 2007.



2007: Es war Winter, es war kalt und die MT-Profis absolvierten ein erstes Probetraining in der noch “nackten” Rothenbach-Halle – Foto: H. Hartung)

Noch verrückter klang das Ziel: Mit dem Spiel am zweiten Weihnachtstag 2007 gegen den THW Kiel gäbe es einen passenden Anlass, um einen ersten Test in Kassel zu absolvieren. Gesagt getan und frisch ans Werk! In einem atemberaubendem Tempo wurde die Rothenbach-Halle zur Handball-Arena ausstaffiert: Tribünen, Beleuchtung, Beschallung und sogar ein Anbau mit Umkleide- und Duschräumen wurden realisiert.

Halle voll? – Nebenan gehts mit Public Viewing weiter!



Public Viewing in der benachbarten Messehalle 8/9 – Foto: H. Hartung.

Das “Spiel der Spiele” rückte näher. Schon der Vorverkauf deutete daraufhin, dass selbst die nun zur Verfügung stehenden 4.300 Plätze nicht ausreichen würden, um alle Fans zu befriedigen. Also wurde kurzerhand eine weitere, an die Rothenbach-Halle angrenzende Messehalle zur Public Viewing Arena aufgepeppt. So konnten weitere 2.200 Zuschauer das Spektakel live auf Großleinwand mitverfolgen. Damit schrieb die MT ein echtes Weihnachtsmärchen in die Geschichtsbücher des heimischen Handballs, in der die 31:36-Niederlage gegen den haushohen Favoriten aus Kiel kaum mehr als eine Randbemerkung einnahm.

“Testballon” wird zum erfolgreichen Weihnachtsmärchen – seitdem MT-Handball in Kassel

Dieses Spiel, eigentlich als ein “Testballon” gedacht, um die Chancen am Standort Kassel auszuloten, war damit so erfolgreich, dass die MT in Zusammenarbeit mit Halleneigner Messe Kassel entschied, fortan alle Heimspiele in der Rothenbach-Halle auszutragen. HNA-Redakteur Manfred Schaake, traf damals in seinem Kommentar den Nagel auf den Kopf: “Aus waldhessischer Sicht ist der Umzug von Rotenburg nach Kassel ein Verlust, für den Sportstandort Kassel und Nordhessen aber ein Gewinn”. Und wenn man die stetig wachsende Fangemeinde und die damit einhergehenden steigenden
Zuschauerzahlen betrachtet, hat Schaake vor 15 Jahren wahrhaft hellseherische Fähigkeiten bewiesen.

Fans sorgen für Eventstimmung

In den beiden Saisons, bevor die Corona-Pandemie für einen jähen Break sorgte, waren die MT-Heimspiele sehr oft ausverkauft, die Stimmung jeweils grandios. Die Hallenauslasung betrug bis zu 97 Prozent.



Zur  Saison 2022/23 wude die Zuschauerkapazität dank einer neuen Tribüne (H. Hartung-Foto, im Vordergrun) hinter einem der beiden Tore von 4.300 auf 4.500 Plätze erweitert. Damit ist nicht nur für mehr “Arena-Feeling” gesorgt, sondern auch für mehr Komfort. Denn nun steht allen Fans in der Halle ein Sitzplatz zur Verfügung. Dass die beiden Partner MT Melsungen und Messe Kassel langfristig denken, zeigt sich übrigens am jüngst verlängerten Vertrag: Danach ist diese bewährte Spielstätte bis mindestens 2027 die sportliche Heimat der Rotweißen und ihren Fans.



So schick und atmosphärisch präsentiert sich die Rothenbach-Halle 2022: Bis zur 4.500 Fans sorgen für fantastische Stimmung – Foto: A. Käsler.