MT bezieht klare Niederlage bei den Rhein-Neckar Löwen
Mit einer deutlichen Niederlage im Auswärtsspiel bei den Rhein-Neckar Löwen ist die MT Melsungen am Sonntag in die Schlussphase der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga gestartet. Die Nordhessen konnten nur in den ersten 10 Minuten das Spiel offen gestalten und wurden nach einem 4:4-Zwischenstand vom Tabellenvierten mit 31:22 (15:10) förmlich an die Wand gespielt. Überragend bei den Gastgebern als Torschütze war Uwe Gensheimer mit 10 Treffern aus 11 Versuchen. Darüber hinaus glänzte der 19-jährige Ersatztorwart David Späth mit 40 Prozent gehaltener Bälle. Auf Seiten der MT konnten im Angriff lediglich Timo Kastening und Kai Häfner (jeweils 5 Tore) vereinzelt Akzente setzen.
Kai Häfner gibt in dieser Szene Löwen-Abwehrspezialist Mait Patrail das Nachsehen. Der Rückraumspieler war mit seinen fünf Treffern und mehreren gelungenen Pässen noch der auffälligste MT-Akteur in der Offensive. – Foto: A. Käsler.
Die MT Melsungen war in Bestbesetzung nach Mannheim gereist und traf dort auf einen Gastgeber, dem die erstmalige Zuschauerpräsenz in dieser Saison sichtlich Auftrieb zu geben schien. Auch wenn nur 250 Fans in der riesigen SAP-Arena zugelassen waren, ließen die Rhein-Neckar Löwen vom Start weg erkennen, dass sie die für ihr Kommen belohnen wollten. Nachdem Kai Häfner im ersten Angriff des Spiels mit seinem Wurf an Nachwuchskeeper David Späth gescheitert war, nutzte ausgerechnet der mit nach vorne gestürmte Abwehrspezialist Mait Patrail die Gelegenheit, nach genau 59 Sekunden das 1:0 zu erzielen.
Weil in der Folge auch Timo Kastening freistehend von David Späth entzaubert wurde, Nebojsa Simic Löwen-Routinier Andy Schmid einen Ball abkaufte, im Gegenzug Kai Häfner ein Fehlpass unterlief und dann Schmid mit seinem zweiten Wurfversuch erfolgreich war, durften sich die Gelbhemden nach knapp drei Minuten über eine 2:0-Führung freuen.
Dann aber schlugen die Rotweißen gleich doppelt über ihre Flügelzange zurück: Yves Kunkel nach herrlichem Diagonalpass von Domagoj Pavlovic und Timo Kastening nach perfektem Steal. So war beim 2:2 wieder alles offen. Ebenso beim 3:3 nach Toren von Lukas Nielsson und Domagoj Pavlovic.
In den anschließenden rund viereinhalb Minuten und nach dem Führungstreffer von Andy Schmid zum 4:3 lief es auf beiden Seiten in der Offensive ziemlich unrund: Julius Kühn trifft nur den Pfosten, Uwe Gensheimer vergibt aus aussichtreicher Position, Kai Häfner unterläuft ein Fehlpass, Andy Schmid scheitert bei Abschluss eines Kempa-Tricks am blitzschnell reagierenden Nebojsa Simic, ehe Timo Kastening per Gegenstoß diese Phase mit dem Ausgleich zum 4:4 beendet.
Soweit so gut. Die MT verzichtete in der Abwehr in dieser Anfangsphase auf den ansonsten praktizierten Spezialistenwechsel Angriff/Abwehr mit Finn Lemke. Gudmundur Gudmundsson hatte sich für einen 5:1-Variante entschieden mit Domagoj Pavlovic auf der Spitze. Der Gegner operierte mit einer etwas offensiver ausgerichteten 6:0-Formation, die vor allem das Augenmerk auf Julius Kühn und Domagoj Pavlovic legte. Während dieser Plan bei den Löwen recht gut aufging, bekam die MT-Hintermannschaft zusehends Probleme.
Was aber nicht der alleinige Grund dafür war, dass die Nordhessen innerhalb von nur vier Minuten mit 4:8 ins Hintertreffen gerieten. Denn nach dem 5:4 durch Jannik Kohlbacher erhielt Ymir Örn Gislason eine Zeitstrafe. In der Überzahlphase leistete sich die MT gleich drei fehlerhafte Angriffe, währenddessen sich Kohlbacher erneut durchsetzen konnte. Den 4:0-Lauf komplettierten dann Lukas Nilsson und Andy Schmid.
Nach einer Viertelstunde, beim Stand von 9:5, nahm Gudmundur Gudmundsson eine Auszeit, beorderte anschließend Finn Lemke als Abwehrcenter aufs Feld, um von der 5:1- auf die 6:0-Variante umzustellen. Den Platz von Felix Danner nahm hinten wie vorne Arnar Arnarsson ein. Die taktische und personelle Umstellung brachte jedoch nicht die erhoffte Wende. Im Gegenteil – Fehler im Angriff und mangelnde Effizienz in der Defensive ermöglichten es den Hausherren auf 13:6 und 14:7 davonzuziehen. Zwischenzeitlich waren für die etwas glücklosen Halbangreifer Julius Kühn und Kai Häfner Ole Pregler und Stefan Salger aufs Feld gekommen.
In der Schlussphase des ersten Durchgangs konnten die Nordhessen den Abstand auf fünf Tore reduzieren. Kai Häfner hatte die Verschaufpause gut getan, der Linkshänder belebte die Offensive und trat noch zweimal als Schütze auf den Plan. Mit 15:10 ging es in die Kabinen.
Der zweite Durchgang begann ähnlich wie der erste. Die Rhein-Neckar Löwen übernahmen vom Wiederanpfiff an die Initiative und zeigten innerhalb von nur 204 Sekunden mit vier Treffern in Folge (Albin Lagergren, zweimal Uwe Gensheimer und Andy Schmid) überaus deutlich, dass sie Herr im Hause bleiben wollten. Spätestens mit diesem Zwischenenstand von 19:10 hatten die Gelbhemden die Basis für das Ende ihrer Durststrecke von fünf sieglosen Spielen gelegt.
Dennoch wollte dies die MT zu diesem frühen Zeitpunkt noch nicht wahrhaben. Zwar erhielt auch Silvio Heinevetter, der zur zweiten Halbzeit Nebojsa Simic abgelöst hatte, von seinen Vorderleuten nicht mehr Unterstützung, trug aber mit zwei tollen Paraden dazu bei, den Rückstand auf 20:14 (38.) zu verkürzen. Die Tore hatten derweil Kai Häfner, Timo Kastening (2) und Domagoj Pavlovic besorgt. War jetzt vielleicht nochmal etwas drin für die MT?
Uwe Gensheimer war es, der die zart aufkeimenden Hoffnungen der Nordhessen mit zwei Toren, davon eines von der Siebenmeterlinie, schnell erstickte (22:14, 40.). Wie sehr dies Gudmundur Gudmundsson in Rage gebracht hatte, machte der MT-Coach mit einer entsprechend lauten Ansprache in der anschließend genommenen Auszeit deutlich. Es sollte ein Wachrüttler sein. Aber rund fünf Minuten später erzielte Andy Schmid die erste 10-Tore-Führung für die Löwen.
Die Melsunger Angreifer waren da zugegebenermaßen auch etwas im Pech, So traf etwa Julius Kühn zwischenzeitlich nur den Pfosten und Tobias Reichmann zog den von Felix Danner herausgeholten Strafwurf knapp übers Tor. Viel nachteiliger aber fiel ins Gewicht, dass es die Abwehr den gegnerischen Angreifern zu einfach machte. Die konnten sich oft mit einigen schnellen Schritten bei nur wenig Körperkontakt bis zum Sechsmeterkreis vorarbeiten, um dem Keeper von dort aus dann kaum eine Chance zu lassen. Und als Niclas Kirkeløkke knapp acht Minuten vor dem Ende den Vorsprung gar auf 11 Tore vergrößerte (29:18), war für die Nordhessen endgültig die Messe gelesen.
Auf beiden Seiten gaben die Trainer dann noch Spielern, die bis dahin gar nicht oder kaum zum Einsatz gekommen waren, Gelegenheiten. Bei den Löwen zum Beispiel Philipp Ahouansou, dem von Halblinks ein Treffer gelang. Für den mit 12 Paraden überragenden A-Jugendlichen David Späth (19) kam der noch ein Jahr jüngere Mats Grupe zwischen die Pfosten – er zeichnete sich noch zweimal aus. Hintergrund: Bei den Rhein-Neckar Löwen sind die Stammtorhüter Mikael Appelgren und Nikolas Katsigiannis verletzt und Andreas Palicka saß angeschlagen nur als Notnagel auf der Bank. Bei der MT kamen noch Ole Pregler und Stefan Salger zu weiteren Kurzeinsätzen.
Rhein-Neckar Löwen – MT Melsungen 31:22 (15:10)
Rhein-Neckar Löwen: Späth, (1.-53. Min., 12 Paraden / 19 Gegentore), Grupe (54.-60. Min., 2 P. / 3 G.), Palicka (n.e.) – Schmid 7, Gensheimer 10/3, Veigel, Kirkeløkke 1, Lagarde 1, Patrai 1, Ahouansou 1, Abutovic, Lagergren 4, Gislason 1, Nielsen, Nilsson 2, Kohlbacher 3 – Trainer: Klaus Gärtner, Martin Schwalb.
MT Melsungen: Simic (1.-30. Min., 4 Paraden / 15 Gegentore), Heinevetter (ab 31.-60 Min., 6 P. / 16 G.), – Maric, Kühn 2, Lemke 1, Allendorf, Reichmann 3, Kunkel 3, Mikkelsen, Danner, Arnarsson, Pregler, Häfner 5, Salger, Kastening 5, Pavlovic 3 – Trainer: Gudmundur Gudmundsson.
Schiedsrichter: Fabian Baumgart (Neuried) / Sascha Wild (Offenburg).
Zeitstrafen: 4 Min. – 4 Min. (Gislason, 10:45 Min., Kohlbacher, 23:28 Min. – Danner, 15:10 Min., Salger, 20:05 Min.)
Siebenmeter: 3/3 – 0/2 (Reichmann scheitert an Späth, 16:08 Min., Reichmann wirft über das Tor, 46:23 Min.)
Spielort: SAP Arena Mannheim, 250 Zuschauer
Das nächste Spiel:
Do., 17.06.21, 19:00 Uhr, MT Melsungen – TSV Hannover-Burgdorf, Rothenbach-Halle Kassel