MT feiert Kantersieg an Morawskis Gala-Abend

Welch ein Spektakel in der Rothenbach-Halle! Die MT Melsungen brennt ein Feuerwerk ab und landet einen 31:18 (15:11)-Kantersieg gegen den HC Erlangen. Held des Abends: MT-Schlussmann Adam Morawski.

Die MT Melsungen hat ihren Lauf ungeschlagener Spiele gegen den HC Erlangen fortgesetzt und einen souveränen 31:18 (15:11)-Sieg gefeiert. Vor 3.536 Zuschauern in der Kasseler Rothenbach-Halle vermochten die Gäste lediglich 20 Minuten mitzuhalten. Bereits zur Pause hätte der Vorsprung mehr als vier Tore betragen können, wuchs dann nach der Halbzeit aber schnell wieder an und erreichte bereits zwölf Minuten vor dem Ende zweistellige Ausmaße. Garant dieses hohen Sieges war Torhüter Morawski, der mit fast 50 Prozent gehaltener Bälle, davon allein fünf(!) Siebenmeter, eine absolute Weltklasse-Leistung zeigte. Als beste Torschützen taten sich Timo Kastening (MT, 6 Treffer) und der ehemalige Melsunger Johannes Sellin (HCE, 4) hervor. 

Die ersten Ausrufezeichen setzten die Hausherren. Genauer: Elvar Örn Jonsson wuchtete das Leder im ersten Angriff rechts unten ins Eck, Adam Morawski parierte im Gegenzug glänzend gegen den völlig freien Simon Jeppsson. Raketenstart also für die MT? Nein, weil Clemen Ferlin quasi als Retourkutsche Rogerio Moraes entzauberte und damit Jeppsson im zweiten Versuch dann doch den Ausgleich ermöglichte (3.). Viel Dampf also im Kessel auf beiden Seiten in dieser Anfangsphase. Den Melsungen immerhin nach sechs Minuten in eine 4:2-Führung durch Agustin Casado umsetzte.

Beeindrucken ließen sich die Gäste davon nicht. Im Gegenteil nutzten Nico Büdel, Sebastian Firnhaber, Christoph Steinert und Johannes Sellin eine erste kleine Schwächephase der Rot-Weißen, einschließlich einer ersten Strafe gegen David Mandic, zu vier Treffern in Folge zum 4:6 (9.). Es ging munter hin und her, an Abwechslung mangelte es nicht. Zumal Timo Kastening und Kai Häfner die Führung schnell zurückholten und der eingewechselte Andre Gomes gar auf 9:7 (18.) erhöhte. Auch zwischendrin gab es reichlich Feuer auf dem Feld. Da blieb ein klares Foul an Elvar Örn Jonsson beim Torwurf ebenso ungeahndet wie das „Festmachen“ von Agustin Casado, in dessen Nachspiel der Spanier und sein Kontrahent Nikolai Link doch noch beide auf der Strafbank landeten.

Als Klemen Ferlin einen gehaltenen Ball direkt zum 9:8 (20.) ins gegenüberliegende Tor zirkelte, war das wie ein Angriff auf die Ehre der Melsunger. Die reagierten fortan bissig und schalteten mindestens zwei Gänge höher. Agustin Casado bediente Andre Gomes per Kempa-Zuspiel, Timo Kastening düpierte Ferlin mit einem frechen Dreher aus spitzestem Winkel, und hinten parierte Adam Morawski einen Siebenmeter von Christoph Steinert glänzend. Mit dem Ergebnis, dass nach fast zehnminütiger Torflaute des HCE durch Elvar Örn Jonssons Treffer zwei Minuten vor der Pause ein 15:8 auf der Anzeigetafel prangte. Dann jedoch schlug Erlangen noch dreimal zurück und hielt sich durch Johannes Sellins Last-Second-Tor praktisch mit der Sirene im Rennen für den zweiten Durchgang.

Der war dann nach knapp mehr als zwei Minuten aber auch schon wieder unterbrochen. Raul Alonso hatte nach einem Fehlstart seiner Mannschaft und Gegentoren durch Timo Kastening und Agustin Casado schnell den Buzzer zur Auszeit gedrückt. Was einerseits den Melsunger Vorwärtsdrang etwas einbremste, andererseits zu mehr Überlegung und ruhigerem eigenen Aufbau führte. Mehr als für einige Minuten ein einigermaßen verteiltes Spiel war dennoch nicht drin, dazu war Adam Morawski an diesem Abend zu gut. Der hielt erst den zweiten Siebenmeter gegen Steinert, dann noch einen gegen Hampus Olsson. Was im Übrigen auch dem zur Pause gekommenen Bertram Obling gegen Timo Kastening gelang. An den generellen Kräfteverhältnissen änderte das alles nichts: David Mandic stellte per Doppelschlag auf 20:13 (38.).

Und das war dann doch so etwas wie eine Vorentscheidung, zumal Adam Morawski gegen Nico Büdel seinen vierten Siebenmeter parierte und gegen abermals Christoph Steinert auch noch den fünften folgen ließ. Dazwischen hatten Andre Gomes, Agustin Casado, Timo Kastening und David Mandic das Resultat auf 24:14 (48.) hochgeschraubt. Es war beeindruckend, mit welcher Zielstrebigkeit und Konsequenz die MT in diesem zweiten Durchgang auftrat und ihren Gegner regelrecht an die Wand spielte. Da fiel es dann auch nicht ins Gewicht, dass David Mandic nach gemeinsam mit Timo Kastening gelaufenem Tempogegenstoß in Bertram Obling seinen Meister fand.

Die letzten zehn Minuten waren ein regelrechter Schaulauf mit noch mehreren Highlights aus nordhessischer Sicht. Da fing sich Youngster Florian Drosten einen Ball aus dem laufenden Erlanger Angriff und vollstreckte aus der eigenen Hälfte zum 28:15 (53.). Dann kam Domagoj Pavlovic noch zu seinem Comeback, und es war immer wieder Morawski, der Jubelstürme entfachte. Beim Wurfversuch von Bertram Obling war er mit einem Hechtsprung, von der Bank kommend, noch rechtzeitig zur Stelle und parierte auch den Nachwurf von Johannes Sellin überragend. Dass Dmitri Ignatow nach Zuspiel von Arnar Freyr Arnarsson den zweiten Kempa-Treffer des Abends zum 30:17 (57.) verbuchte, ließ die Stimmung in der Rothenbach-Halle endgültig explodieren und die Fangesänge so laut anschwellen, dass nachfolgend die Ansagen der letzten Torschützen kaum mehr zu vernehmen waren.

Stimmen zum Spiel

Roberto Garcia Parrondo: Ich möchte mich kurz fassen. Natürlich bin ich sehr froh über diese beiden Punkte. Wir wollten das Spiel unbedingt gewinnen und mit diesem Sieg können wir alle sehr glücklich sein. Besonders bedanken möchte ich mich bei Adam Morawski, das war sein Spiel! Ebenfalls bedanken möchte ich mich aber auch bei Nebojsa Simic. Der war krank, wollte aber unbedingt bei der Mannschaft sein und helfen, wenn es sein muss. Wir können glücklich sein, zwei solche Torhüter zu haben, die immer alles und nur das Beste für ihren Verein geben wollen. Darüber hinaus waren heute aber eigentlich alle Spieler top.

Raul Alonso: Gratulation an Roberto, die MT und Adam Morawski für eine überragende Leistung. Adam hat uns mit seinen vielen Paraden mental so unter Druck gesetzt, dass wir die ganzen anderen Dinge, die für ein erfolgreiches Handballspiel nötig sind, gar nicht mehr umsetzen konnten. So etwas ist uns überhaupt noch nicht passiert. Zum Glück haben wir in drei Tagen schon wieder das nächste Spiel, so dass dieser Abend nicht lange in den Köpfen bleiben kann. Ich bin sicher, dass unsere Spieler schon gegen Minden eine Reaktion zeigen werden.

Statistik

MT Melsungen: Morawski (18 Paraden / 19 Gegentore), Simic (n. e.); Kühn 2, Malasinskas, Casado 3, Ignatow 1, Moraes 3, Drosten 1, Jonsson 4, Arnarsson 1, Gomes 5, Kalarash, Häfner 1, Kastening 6/1, Mandic 4, Pavlovic - Trainer Roberto Garcia Parrondo.

HC Erlangen: Ferlin (1 Tor / 2 P. / 15 G.), Obling (6 P. / 16 G.); Heiny 3, Sellin 4, Bialowas, Zehnder, Fäth, Firnhaber 2, Büdel 1, Bissel 1, Metzner 3, Link, Jeppsson, Steinert 3/1, Olsson, Zechel - Trainer Raul Alonso.

Schiedsrichter: Tobias Tönnies (Magdeburg) / Robert Schulze (Magdeburg)

Spielaufsicht: Ronald Klein

Zeitstrafen: 10 – 6 Minuten (Mandic 7:59, Casado 17:17, Arnarsson 46:47, Pavlovic 53:26, Ignatow 57:12 – Link 17:17 51:02, Bissel 45:43)

Strafwürfe: 2/1 – 6/1 (Steinert scheitert an Morawski 23:27 37:54 48:51, Kastening scheitert an Obling 39:16, Olsson scheitert an Morawski 40:12, Büdel scheitert an Morawski 45:02)

Zuschauer: 3.536 in der Rothenbach-Halle, Kassel