MT hält Hamburg in Schach – 26:22-Heimsieg

Die MT Melsungen hat ihr Spiel gegen den HSV Hamburg sicher und souverän mit 26:22 (14:9) gewonnen. Ohne dabei bis an die Leistungsgrenze gehen zu müssen, denn der Erfolg geriet zu keiner Zeit ernsthaft in Gefahr. Insbesondere in der Deckung ließen die Nordhessen nichts anbrennen und konnten sich einmal mehr auf ihren Rückhalt Nebojsa Simic verlassen. Vor 1.465 Zuschauern in der angesichts der Corona-Beschränkungen ausverkauften Kasseler Rothenbach-Halle avancierten Elvar Örn Jonsson und Tobias Reichmann mit je sechs Toren zu den erfolgreichsten Melsunger Schützen, seitens der Hamburger traf Niklas Weller ebenfalls sechsmal ins Netz. Das Spiel begann mit einer dreiviertel Stunde Verspätung, weil der Bus des HSV auf der Autobahn im Stau steckte.


Bärenstarke Vorstellung in Abwehr und Angriff: Elvar Örn Jonsson – Foto: A. Käsler.

Kurzfristig ohne den erkrankten Kai Häfner startete die MT in diese Begegnung, was Alexander Petersson in die Startformation beförderte. Da stand auch Nebojsa Simic wieder, nachdem im letzten Heimspiel gegen Leipzig Silvio Heinevetter einen Sahnetag erwischt hatte. Zwei weitere Änderungen ergaben sich mit Tobias Reichmann auf Rechtsaußen sowie Arnar Freyr Arnarsson am Kreis. Trainer Roberto Garcia Parrondo hatte also einmal kräftig durchgewechselt gegen den Aufsteiger, der nach starkem Saisonauftakt zuletzt vier Niederlagen in Folge kassiert hatte.

Der positive Auftakt war dann auch den Gästen vorbehalten, die nach Peterssons erstem Fehlwurf durch den ehemaligen Melsunger Jan Forstbauer in Führung gingen. Gefolgt jedoch von zwei Ballverlusten, einer ersten starken Aktion von Simic gegen Forstbauer aus dem Feld sowie einem gehaltenen Siebenmeter des Montenegriners gegen Casper Ulrich Mortensen. Das nutzten Julius Kühn und der doppelt treffende Tobias Reichmann, um Rot-Weiß mit 3:1 in Vorlage zu bringen (7.). Was Manuel Späth und Thies umgehend egalisierten. Das gelang nach Yves Kunkels nächster Führung auch Casper Ulrich Mortensen mit seinem zweiten, diesmal erfolgreichen Siebenmeter zum 4:4 (11.).

Zwei Melsunger liefen schon früh zu beachtlicher Form auf. Was Nebojsa Simic hinten herausfischte, versenkte vorn Julius Kühn. Die dritte Parade des Keepers hatte den dritten Volltreffer des Goalgetters zur Folge: 7:4 (14.) und die erste etwas klarere Führung der Hausherren. Dass man auch mit zarten 41 Jahren noch Tempogegenstöße erfolgreich laufen kann, demonstrierte Alexander Petersson mit seinem 8:5 (16.) nach einem klasse Block der Abwehr und einem präzisen Pass von Elvar Örn Jonsson. Der das 9:6 gut zwei Minuten später per Sprungwurf aus der zweiten Reihe selbst erledigte. Hamburg wirkte unkonzentriert, was nicht nur an Mortensens zweiten vergebenen Strafwurf festzumachen war; den setzte er als Aufsetzer glatt über die Latte.

Wiederholt rannten sich die Hanseaten fest, gerieten ins passive Spiel und wollten mit dem Kopf durch die Wand. So wie Leif Tissier, der über ein Stürmerfoul den nächsten Ballverlust verschuldete. Hätte nicht auch das Melsunger Spiel zuweilen gewirkt wie mit leicht angezogener Handbremse, wäre eine frühe Vorentscheidung möglich gewesen. So aber hielt sich der Abstand zunächst weiter bei maximal vier Toren, die Andre Gomes zum 12:7 (26.) erstmals auf fünf ausbaute. Was zur Auszeit und der Angriffs-Umstellung des HSV auf den siebten Feldspieler führte. Mit dem Erfolg, dass es bis zur Pause zumindest nicht noch deutlicher wurde.

Wie schon in der ersten, so hatten die Hamburger auch in der zweiten Hälfte den besseren Start. Diesmal gleich mit zwei Treffern durch Lukas Ossenkopp und Thies Bergemann. Bei dessen 14:11 (32.) sich Elvar Örn Jonsson zudem noch eine Zeitstrafe einhandelte. Näher ran kamen die Gäste allerdings erst einmal nicht, weil Julius Kühn und Tobias Reichmann trafen. Glück hatte anschließend Leif Tissier, dessen Wurf Nebojsa Simic durch die Beine rutscht und zum 16:13 hinter die Linie geriet: 16:13 (34.). Nach wie vor liefen beide Mannschaften nicht auf voller Kraft, Melsungen zehrte vom vor dem Seitenwechsel erspielten Vorsprung und vermochte ihn zunächst zu verwalten.

Als Niklas Weller auf nur noch zwei verkürzte, legte die MT spielerisch wieder ein wenig zu. Schön herausgespielt das 17:14 durch Arnar Freyr Arnarsson über den Kreis, ein klasse Bodenpass von Julius Kühn nach Rechtsaußen auf Tobias Reichmann vor dessen 18:15 sowie eine Parade von Nebojsa Simic und ein fulminanter, 127 km/h schneller Stemmwurf von Andre Gomes zum 19:15 (42.) waren die Antwort der Nordhessen auf den kleinen Zwischenspurt der Hanseaten. Und als Elvar Örn Jonsson kraftvoll zum 21:16 vollstreckte, war die zweite Auszeit von Torsten Jansen fällig (44.).

Hamburg wirkte angesichts des angezogenen Tempos überfordert, Melsungen entdeckte die Lust am Handball quasi neu. Landete der Wurf von Andre Gomes noch krachend am Pfosten, sorgte gleich darauf Nebojsa Simic mit einer sensationell anmutenden Doppelparade für Stimmung. Bei Yves Kunkels Dreher zum 22:16 machten knapp eineinhalbtausend Zuschauer Lärm für mindestens die doppelte Zahl und die nächste Glanztat von Simic gegen Finn Wullenweber ließ die Wände der Rothenbach-Halle wackeln. Als Nicolai Theilinger schließlich mit zwei Minuten für das Niederstrecken von Andre Gomes noch gut bedient war und Tobias Reichmann den fälligen Siebenmeter zum 23:16 verwandelt hatte, war die Vorentscheidung gefallen (48.).

Was nicht hieß, dass danach gar nichts mehr passierte. Da war zunächst die Disqualifikation von Gleb Kalarash nach Foulspiel, was zu Diskussionen führte angesichts der gerade zuvor sehr wohlwollenden Bestrafung Theilingers (49.). Oder die sehr agile 5:1-Deckung der Gäste, die plötzlich erstaunlich gut funktionierte. Mit dem Nutznießer Finn Wullenweber, der mit seinem 24:19 (52.) auch Roberto Garcia Parrondo zu einer Auszeit veranlasste. Danach kam Timo Kastening zu seinen ersten Einsatzminuten und Alexander Petersson verbuchte bei seinem 25:19 (53.) die höchste Wurfgeschwindigkeit des Abends: 137 km/h! Am längst in trockene Tücher gepackten Sieg Melsungens änderte das alles in den verbleibenden Minuten jedoch nichts mehr, in denen beide Mannschaften die Partie austrudeln ließen und der wacker kämpfende Aufsteiger zumindest noch Ergebniskosmetik betreiben durfte.

Stimmen zum Spiel

Roberto Garcia Parrondo: Wir sind glücklich über diesen Sieg. Genau das war unser Ziel und außerdem, uns vor dem Pokalspiel am kommenden Sonntag Vertrauen zu holen. Hamburg ist eine Mannschaft, die sehr aggressiv und von Anfang an immer mit viel Power spielt. Deshalb war das schwer für uns. Aber ich bin zufrieden vor allem mit der ersten Halbzeit. In der zweiten war es dann etwas schwierig, weil wir ein paar Fehler gemacht haben. Was nicht verwundert, denn der HSV geht immer voll bis zur letzten Minute. Wir wünschen ihnen für die nächsten Spiele viel Glück.

Torsten Jansen: Glückwunsch an Roberto und seine Mannschaft zu verdienten zwei Punkten. Das war eine beschwerliche Anreise, die uns tatsächlich etwas aus dem Konzept gebracht hat. Trotzdem sind wir gut ins Spiel gekommen, haben dann aber leider gegen Ende der ersten Halbzeit den Faden verloren und uns in der Abwehr zu weit auseinander ziehen lassen. In der zweiten Halbzeit kamen wir wieder gut ins Spiel, dann hat uns aber die Verletzung von Lukas Ossenkopp getroffen. Danach hatten wir nicht mehr das Selbstvertrauen, um es spannender zu machen.

MT Melsungen – HSV Hamburg 26:22 (14:9)

MT Melsungen: Simic (12 Paraden / 22 Gegentore), Heinevetter (n. e.); Maric, Kühn 5, Reichmann 6/4, Kunkel 3, Jonsson 6, Arnarsson 1, Allendorf, Gomes 3, Kalarash, Petersson 2, Kastening, Kuntscher - Trainer Roberto Garcia Parrondo.

HSV Hamburg: Bitter (6 P. / 15 G.), Vortmann (3 P. / 11 G.); Schimmelbauer, Mortensen 1/1, Tissier 3, Späth 1, Weller 6/1, Ossenkopp 1, Gertges, Andersen, Forstbauer 1, Wullenweber 5, Bergemann 3, Theilinger 1, Feit - Trainer Torsten Jansen.

Schiedsrichter: Jannik Otto (Syke-Barrien) / Raphael Piper (Kiel)

Zeitstrafen: 4 – 12 (Arnarsson 27:16, Jonsson 30:52 - Ossenkopp 19:51, Schimmelbauer 33:02 55:29, Wullenweber 38:08, Weller 41:13, Theilinger 47:10)

Disqualifikation: Kalarash (MT; Foulspiel 48:17)

Strafwürfe: 4/4 – 4/2 (Mortensen scheitert an Simic 6:28, Mortensen über das Tor 19:13)

Zuschauer: 1.465 in der Rothenbach-Halle, Kassel (Unter Beachtung der Kapazitätsbeschränkung: Ausverkauft).

Die nächsten MT-Spiele:
SO, 06.03.22, 18:30 Uhr, TBV Lemgo Lippe – MT Melsungen, DHB-Pokal, Phoenix Contact Arena
SO, 13.03.22, 16:00 Uhr, Rhein-Neckar Löwen – MT Melsungen, SAP Arena Mannheim
SO, 27.03.22, 14:00 Uhr, MT Melsungen – SG Flensburg-Handewitt, Rothenbach-Halle Kassel