MT in Bayern deftig abgewatscht

Rumms, das hat gesessen! Mit zehn Toren Unterschied wurde die MT Melsungen am Sonntag vom HC Erlangen deftig abgewatscht. Schon der 9:13-Halbzeitrückstand ließ aus Sicht der Nordhessen nichts Gutes erahnen. Denn im Angriff waren die Fehler nicht zu übersehen. Im zweiten Durchgang nahm die Fehlerquote nochmals zu, während bei den Gastgebern fast alles klappte. Zu deren Matchwinnern gehörten Torhüter Klemen Ferlin (17 Paraden) und Rechtsaußen Hampus Olsson (7 Tore). Bei der MT wussten Silvio Heinevetter (7 P.) und Arnar Arnarsson (4 T., Foto: A. Käsler)  noch am ehesten zu gefallen. Am Ende aber feierten die 1.720 Zuschauer, darunter Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, in der Arena Nürnberger Versicherung den HCE, der mit 31:21 einen auch in dieser Höhe verdienten Sieg eingefahren hatte.

Die MT begann etwas unglücklich dieses 11. Kräftemessen mit dem HC Erlangen: Der erste Angriff des Spiels misslang, Kai Häfner erwischte im Reflex den zum Gegenstoß startenden Nico Büdel am Kopf und musste deshalb nach nur 35 gespielten Sekunden für zwei Minuten auf der Bank Platz nehmen. Die Gastgeber hatten mit ihrem ersten Vorstoß ebenfalls kein Glück, denn Silvio Heinevetter entzauberte den frei vor ihm auftauchenden Christopher Bissel mit einer Glanzparade. Den zweiten Melsunger Angriff verstolperte Julius Kühn und den unverhofften Ballgewinn nutzte Nico Büdel nach genau 122 Sekunden zum 1:0 in das verwaiste MT-Gehäuse. Eine Minute später stellte Rechtsaußen Hampus Olsson auf 2:0.

Den Melsunger Knoten zum Platzen brachte dann in der 4. Minute Arnar Arnarsson, nach tollem Anspiel von Julius Kühn. Wenig fungierte Silvio Heinevetter als Passgeber und den schnellen Ball nutzte Yves Kunkel per Gegenstoß zum 2:2 (6.) – jetzt war auch die MT im Spiel.

In der Folge entwickelte sich ein Duell zweier Mannschaften auf Augenhöhe. Beide operierten aus einer 6:0-Abwehr heraus, die sich zudem der Unterstützung ihrer Keeper Klemen Ferlin und Silvio Heinevetter sicher sein konnten. So erklärt sich auch, dass die Anzahl der Tore bis zur 19. Minute im Rahmen blieb. Der Verlauf war bis dahin relativ unspektakulär, die beiden Kontrahenten hatten sich über die Zwischenstände 3:3 (9.), 4:4 (11.) und 5:5 (14.) auf ein 7:7 vorgearbeitet. Im nächsten Angriff hatte die MT die Chance zur Führung, aber Yves Kunkel scheiterte frei am immer stärker werdenden HCE-Keeper Fermin. Zwischendurch hatte Gudmundur Gudmundsson zur Auszeit gebeten und anschließend Marino Maric für Arnar Arnarsson an den Kreis beordert.  

Auch in den nächsten knapp fünf Minuten tat sich noch nichts Entscheidendes. Erlangen konnte zwar zwei Tore vorlegen (9:7, 21.), aber die MT blieb den Hausherren eifrig auf den Fersen. Kai Häfner, eben noch an Fermin gescheitert, traf zum 9:8. Dann kaufte Silvio Heinevetter Nico Büdel aus nächster Nähe einen Ball ab und im Gegenzug bedankte sich Marino Maric für das gelungene Anspiel von Lasse Mikkelsen mit dem Ausgleichstreffer zum 9:9 (24.).

Wer sich nun auch für die verbleibenden sechs Minuten bis zur Pause auf einen spannenden Schlagabtausch eingestellt hatte, wurde enttäuscht. Es sei denn, sie oder er war Fan des HC Erlangen. Denn bei den Gastgebern florierte die Offensive immer besser, brachte die Melsunger Hintermannschaft desöfteren ins Schwimmen. Genau genommen viermal.  Davon zweimal durch Steffen Fäth. Der Nationalspieler hatte sich bis dahin zurück gehalten und schien jetzt aufzutauen. Unterstützt wurde er als Vollstrecker durch Antonio Metzner und Christopher Bissel.

Mit diesem blitzsauberen 4:0-Lauf zeigte der HCE endgültig, dass er an diesem Tage fest an die eigene Chance glaubte. So deutlich hätte die MT jedoch gar nicht ins Hintertreffen kommen müssen. Denn die Chancen, das Spiel weiter offen zu halten, waren ja da. Allein der Ball konnte nicht an Teufelskerl Ferlin vorbeigebracht werden. Nacheinander entschärfte der Keeper zwei Würfe von Kai Häfner und einen von Tobias Reichmann.

Mit Beginn der zweiten Halbzeit brachte Gudmundur Gudmundsson auf Rechtsaußen Timo Kastening für Tobias Reichmann, beließ es ansonsten aber bei der Aufstellung, die er auch schon zum Start aufs Feld geschickt hatte. Das Rückraumtrio bildeten also weiterhin Kai Häfner, Domagoj Pavlovic und Julius Kühn, am Kreis durften Arnar Arnarsson und auf Linksaußen Yves Kunkel wieder ran, im Tor Silvio Heinevetter. 

Der erste Treffer nach Wiederanpfiff gehörte den Franken. Sebastian Firnhaber erzwang vom Kreis die 14.9-Führung. Eben noch Torschütze, mutierte der Blondschopf nur 25 Sekunden später zum Rotsünder. Er hatte den im Sprung befindlichen Julius Kühn von der Seite attackiert und dadurch aus dem Gleichgewicht gebracht. Die Schiedsrichter zogen ihre schon bis dahin gezeigte strenge Linie durch und schickten den verdutzten 26-jährigen in der 32. Minute vorzeitig auf die Tribüne.

Dieser Aufreger schien den HCE aber kaum aus der Fassung zu bringen, denn schon den nächsten Angriff nutzte Hampus Olsson zum 15:9. Der Rechtsaußen war es auch, der seiner Mannschaft knapp vier Minuten später das 17:10 bescherte, dem ein Fehlpass von Domagoj Pavlovic vorausgegangen war. MT-Coach Gudmundsson sah sich erneut zur Auszeit verpflichtet und ließ Silvio Heinevetter von Nebojsa Simic ablösen. Kurz darauf bekam Marino Maric eine Zweiminutenstrafe aufgebrummt.

Die MT kompensierte die Unterzahl, indem Simic im Angriff rausging und Arnarsson den Posten für Maric am Kreis einnahm. Das zahlte sich aus, der Isländer – von Kühn angespielt – tankte sich zum 17:11 durch. Wenig später – die MT war inzwischen wieder vollzählig – folgte nahezu eine Wiederholung: Diesmal angespielt von Lasse Mikkelsen, traf Arnarsson zum 17:12 (39.). Und auch Simic im Tor ließ sich nicht lumpen, zeigte gleich zwei starke Paraden gegen die völlig freistehenden Bissel von Linksaußen und Schäffer vom Kreis  Waren das die Signale zur Aufholjagd?

Um es vorweg zu nehmen: Leider nein! Denn mit fortschreitender Spieldauer häuften sich auf Seiten der MT leider die Ballverluste und die Fehlwürfe, während die Hausherren immer selbstsicherer wurden und den Vorsprung stetig vergrößerten. Sie ließen die Nordhessen zwar noch dreimal bis auf jeweils sechs Tore herankommen (19:13, 44. Minute und 20:14, 46., 21:15, 47.), spielten sich dann aber zusehends in einen Rausch, in dem ihnen dann beinahe alles gelang.

Acht Minuten vor Schluss lag Erlangen erstmalig gar mit zehn Toren in Front (26:16). Diesen Abstand hielten sie dank der jeweiligen Doppelschläge der beiden Halbspieler Simon Jeppsson und Antonio Metzner aufrecht und durften deshalb nach dem Abpfiff völlig verdient ihren 31:21-Erfolg bejubeln. Gudmundur Gudmundsson hatte zuvor die bis dahin auf der Bank sitzenden Felix Danner, Ole Pregler und Michael Allendorf, der kurzfristig nach überstandener Schulterverletzung noch ins Aufgebot gerutscht war, Spielpraxis ermöglicht.

Julius Kühn im SKY-Interview zum Spiel: Es hat heute bei uns an allen Ecken und Ende gefehlt. Wir haben einfach nicht den Kampf angenommen, den uns Erlangen entgegen gebracht hat, wir haben nichts auf die Kette bekommen. So darf man sich als Bundesligist nicht präsentieren.

HC Erlangen – MT Melsungen 31:21 (13:9)

HC Erlangen: Ferlin  (1.-60. Min.,17 Paraden. / 21 Gegentore), Ziemer (n.e.) – Jaeger 2, Overby, Fäth 3, Kellner 2, Firnhaber 1, Ivic 4/2, Büdel 1, Bissel 1, Schäffer 1, Metzner 4, Link, von Gruchalla, Jeppsson 5, Olsson 7 – Trainer Michael Haaß.

MT Melsungen: Heinevetter (1.-36. Min., 7 P. / 17 GT), Simic (37.-60. Min., 3 Paraden / 14 GT) – Maric 1, Kühn 4, Lemke, Reichmann 1/1, Kunkel 1, Mikkelsen, Danner, Arnarsson 4, Pregler 1, Häfner 5, Salger 1, Kastening 2, Pavlovic 1, Allendorf – Trainer Gudmundur Gudmundsson.

Zeitstrafen/Rote Karte: 8 Min. – 12 Min. (Büdel, Schäffer, Link, Firnhaber in dr 32. Min. disqualifiziert – Maric, 2x Kühn, Arnarsson, Häfner, Salger).

Strafwürfe: 2/2 – 1/1

Schiedsrichter: Fabian Baumgart (Neuried) / Sascha Wild (Offenburg)

Zuschauer: 1.720, Arena Nürnberger Versicherung

Das nächste Spiel:
Sa., 17.10.2020, 20:30 Uhr, MT Melsungen – GWD Minden, Rothenbach-Halle Kassel