MT jubelt nach Krimi gegen Eisenach
Die MT Melsungen hat ihre Siegesserie vor eigenem Publikum fortgesetzt. Am 32. Spieltag der DAIKIN Handball-Bundesliga bezwangen die Nordhessen den ThSV Eisenach 26:25 (16:13).
Die MT Melsungen hat ihre makellose Heimbilanz behalten, und das nach einem wahren Krimi. Gegen den ThSV Eisenach hätte der Ausgang spannender nicht sein können. Hauchdünn gewann die Mannschaft von Trainer Roberto Garcia Parrondo am Sonntag und feierte ihren Torwart-Oldie Carsten Lichtlein (Foto: Käsler), der Sekunden vor der Schlusssirene einen Wurf parierte und damit den knappen 26:25 (16:13)-Sieg sicherte.
Eisenach, das ist praktisch gleichbedeutend mit unkonventionellem Handball. So auch diesmal. Mit einer höchst offensiven 3:3-Deckung realisierten die Gäste sofort ihren ersten Ballgewinn und machten daraus, die nächste taktische Variante ohne Kreisläufer und mit vier Rückraumakteuren nutzend, das 0:1, das Gian Attenhofer über den rechten Flügel erzielte. Es war unbequem für die MT, was sich Gästecoach Misha Kaufmann da ausgedacht hatte. Aber äußerst effektiv, wie der 2:4-Zwischenstand nach sieben Minuten dokumentierte. Was ebenso für die Antwort der Melsunger galt: Zwei Traumpässe von Elvar Örn Jonsson auf Nikolaj Enderleit, zweimal keine Chance für Silvio Heinevetter: nur noch 4:5 (10.).
Eisenach blieb bissig. Top-Torjäger Marko Grgic jubelte zweimal, hatte ansonsten jedoch nicht viel Freude da in der Mitte gegen Adrian Sipos, David Mandic, Arnar Freyr Arnarsson und Ian Barrufet, die auf den defensiven Innenpositionen wechselweise dicht machten.
Und dann war da ja noch Adam Morawski. Der kaufte Grgic nach Barrufets Siebenmeter zum 10:10 (21.) nicht nur dessen nächsten Versuch als Vorlage zu Barrufets Gegenstoß und der ersten MT-Führung des Tages ab, sondern erzielte das 12:10 (23.) gleich selbst. Stehende Ovationen für den Polen, und kurz darauf auch für eine formidable spanisch-isländische Co-Produktion. Erik Balenciaga hatte trotz kurzer Deckung das Auge für Arnarsson am Kreis, und der ließ Heinevetter keine Abwehrchance.
Es lief nun sichtbar runder für die MT, der Wechsel von Enderleit zu Dainis Kristopans im rechten Rückraum stellte die Thüringer vor weitere Probleme. Nach 30 Minuten hatte sich die MT folgerichtig schon auf vier Tore absetzen können, musste aber bei abgelaufener Uhr noch Filip Vistorops direkten Freiwurf zum 16:13 hinnehmen.
Ganze zwei Tore sahen die 4.500 Zuschauer in den ersten acht Minuten der zweiten Hälfte. Barrufet hatte von der Siebenmeterlinie gegen Matija Spiric getroffen, Vistorop aus der zweiten Reihe den alten Abstand wiederhergestellt. Ansonsten beherrschte verbissener Kampf die Szenerie in der extrem schwülen Luft der ausverkauften Rothenbach-Halle. Zwei krachende Aluminiumtreffer von Enderleit waren noch zu verbuchen, ehe Grgic per Strafwurf und Kristopans mal wieder was auf die Anzeigetafel brachten – 18:15 (40.). Melsungen solide und stabil, Eisenach stets gefährlich und alles andere als Laufkundschaft.
In Jubel übergehendes Staunen war weiterhin das Markenzeichen der MT an diesem Tag. Ob Jonsson auf Rogerio Moraes oder Kristopans zum Brasilianer, die Zuspiele waren ein Traum. Eng wurde es trotzdem, als Kaufmann endgültig auf Kreisspiel umstellte und Walz aus der Nahdistanz auf 20:19 (46.) stellte. Der ThSV versuchte den siebten Feldspieler der MT offensiv zu verteidigen. Doch Mandic behielt die Übersicht und Nerven beim Abschluss, ehe Simone Mengon dann doch zum 21:21 (49.) ausglich.
Zehn Minuten noch zu gehen, Lichtlein kam. Eisenach hatte die Chance zur Führung, das Tor aber machte nach Mengons Pfostenwurf Dimitri Ignatow. Schwerstarbeit für die Deckungsreihen bei schweißtreibenden Temperaturen, Glanztat von Heinevetter an alter Wirkungsstätte gegen Kristopans und wieder Ausgleich durch Walz. Die nächsten Chancen für die Gäste: einmal Lichtlein auf dem Posten, chancenlos dann gegen Grgic beim 23:24 (56.). Auf der Gegenseite klasse Vorbereitung Jonsson für Mandic und erneut Ausgleich.
Die letzten Momente mit Führung MT, weil Kristopans mit 28 Sekunden Rest auf der Uhr zum 26:25 getroffen hatte. Und dann Eisenach mit dem letzten Angriff der Partie. Perfektes Timing für den allerletzten Wurf von Grgic – und die finale Rettungstat von Lichtlein. Der Bundesliga-Rekordspieler hält in der Schlusssekunde den Melsunger Heimrekord am Leben: den 16. Sieg im 16. Spiel. Eine Wahnsinnspartie mit einem nicht minder wahnsinnigen Ende. (Michael Koch)
Stimmen
Misha Kaufmann: Ich bin gerade noch enttäuscht nach der Niederlage. Gerade weil wir kurz vor Schluss mit 24:23 in Führung gegangen waren. Aber meine Mannschaft hat ihr Herz auf der Platte gelassen. Wir hätten fast wieder einen Großen geschlagen. Es fehlt immer noch ein Quäntchen Glück in solchen Spielen, um einen Punkt zu holen.
Roberto Garcia Parrondo: Man hat der Mannschaft angemerkt, dass sie nach so vielen Spielen in den letzten zwei Wochen müde ist. Es war nicht unser bestes Spiel, aber wir sind mit dem Sieg zufrieden. Vor allem, weil wir in den letzten zehn Minuten noch vier oder fünf Freie verworfen haben. Für uns ist es immer schwer, gegen Eisenach mit dieser offensiven Deckung zu spielen.
Statistik
MT Melsungen: Morawski (6 Paraden / 22 Gegentore) 1 Tor, Lichtlein (2 P. / 3 G.); Enderleit 2, Balenciaga 4, Mandic 2, Sipos, Kristopans 3, Ignatow 4, Moraes 2, Jonsson 2, Arnarsson 1, Cavalcanti, Svensson, Eickhoff, Kastening, Barrufet 5/4 – Trainer Roberto Garcia Parrondo.
ThSV Eisenach: Heinevetter (9 Paraden / 25 Gegentore), Spikic (0 P. / 1 G. bei einem Siebenmeter); Vistorop 2, Reichmuth, Capric, Hangstein 2, Attenhofer 3, Walz 2, Mengon 4, Grgic 7/2, Meyer, Maric, Donker 2, Kurch, Snajder 3, Saul – Trainer Misha Kaufmann.
Schiedsrichter: Marcus Hurst (Berlin) / Mirko Krag (Frankfurt); Peter Behrens.
Zeitstrafen: 4 – 12 Minuten (Enderleit 16:02, Mandic 38:23 – Meyer 8:56/38:53, Grgic 10:00/31:15, Walz 50:08, Snajder 52:44)
Strafwürfe: 4/4 – 2/2
Zuschauer: 4.500 in der Rothenbach-Halle, Kassel
Spielstände: 0:1 (2.), 3:5 (9.), 8:8 (18.), 10:10 (21.), 13:11 (24.), 16:12 (30.), 16:13 (30.) HZ – 17:13 (32.), 19:16 (42.), 20:19 (46.), 21:21 (49.), 23:22 (52.), 23:24 (56.), 25:24 (59.), 25:25 (60.), 26:25 (60.) Endstand.