MT mit souveränem Auswärtssieg gegen Minden

Im ersten Durchgang führten die Nordhessen teilweise mit sieben Toren, beim 10:14 ging es in die Pause. Näher als bis auf drei Treffer ließen die Gäste die Hausherren im zweiten Durchgang nie herankommen. Wenn Minden zwischendurch Hoffnung schöpfte, fuhr das Parrondo-Team fast wie auf Knopfdruck die Konzentration wieder hoch und sorgte mit weiteren Toren für klare Verhältnisse und letztlich für einen verdienten 21:28-Endstand. Beste Schützen vor 1.556 Zuschauern im Mindener Ausweichspielort Merkur Arena, im benachbarten Lübbecke, waren Mats Korte und Amine Darmoul (jeweils 4) für GWD und Kai Häfner (7) für die MT. “Man of the Match” jedoch war Melsungens Keeper Nebojsa Simic mit 18 Paraden. Mit diesem Erfolgserlebnis im Rücken empfangen die Rotweißen als nächstes den amtierenden Pokalmeister Rhein-Neckar Löwen zum Heimspiel in der Kasseler Rothenbach-Halle (Do., 25.05., 19:00 Uhr).



18 mal reisst er die Arme hoch: Nebojsa Simic darf sich mit einer Traumquote von 46 Prozent gehaltener Bälle als Vater des Sieges gegen Minden fühlen – Foto: A. Käsler.

Roberto Garcia Parrondo musste beim Auswärtseinsatz gegen Minden auf die beiden verletzten Rückraum-Asse Ivan Martinovic und Elvar Örn Jonsson verzichten, nahm dafür Jan Waldgenbach aus dem MT-Anschlusskader mit. Ebenfalls wieder an Bord waren Kapitän Kai Häfner und Regisseur Agustin Casado, die zuletzt in Flensburg noch angeschlagen pausierten. Beide beorderte der Melsunger Coach in die Starting Seven, außerdem David Mandic, André Gomes, Arnar Freyr Arnarsson, Dimitri Ignatow und Nebojsa Simic. In der 6:0-Abwehrformation ersetzten Gleb Kalarash und Julius Kühn jeweils Häfner und Casado.

In dieser Besetzung legten die Gäste sogleich konzentriert los. Nach dem Auftakttreffer durch André Gomes gleich im ersten Angriff ließen Agustin Casado, Timo Kastening (von der Siebenmeterlinie) und  Arnar Freyr Arnarsson Malte Semisch im GWD-Gehäuse keine Chance. Bis zu diesem 0:4 waren nicht einmal fünf Minuten gespielt. Der abstiegsgefährdete Tabellensiebzehnte, der sich laut dessen Coach Frank Carstens für dieses Spiel eigentlich etwas ausgerechnet hatte, wirkte einigermaßen überfordert. War der mentale Druck des Gewinnenmüssens, um noch eine Chance auf den Klassenerhalt zu wahren, zu groß?

Diesen Eindruck nährten auch die folgenden 12 Minuten, in denen der MT fast alles und den Hausherren fast nichts gelang. Häfner & Co vergrößerten den Vorsprung durch gekonntes Offensivspiel scheinbar mühelos auf sieben Tore (3:10, 17. Min.). Dabei bestrafte Melsungen Mindens Nachlässigkeiten im Angriff fast immer mit einem Gegentreffer. Wie etwa André Gomes nach einem GWD-Fehlpass per Gegenstoß oder Agustin Casado nach einer  Glanztat von Nebojsa Simic gegen den frei vor ihm auftauchenden Luka Sebetic.

Frank Carstens stoppte per Timeout den Melsunger Vorwärtsdrang und machte seinem Ärger Luft: “Wir lassen alles mit uns machen, verlieren jeden Zweikampf”, war über die Sky-Mikrofone zu hören. Tatsächlich schien seine Schelte zu fruchten – Max Staar kam über Rechtsaußen und Maximilian Janke über die Mitte, sie verkürzten zum 5:10 (18.). Wovon sich die Nordhessen nicht sonderlich beeindruckt zeigten, wie die Antworten von Kai Häfner und Timo Kastening per Strafwurf deutlich machten.

Gut fünf Minuten später, nach dem 7:13 durch Mats Korte, nahm auch Roberto Garcia Parrondo eine Auszeit, mahnte seine Schützlinge, die Angriffe besser vorzubereiten. Rogério Moraes kam für Arnar Freyr Arnarsson an den Kreis und fügte sich kurz darauf erfolgreich in die Offensive ein als er ein Traum-Anspiel von Agustin Casado zum 8:14 (27.) nutzte.  Die beiden Mindener Treffer zum 10:14 Pausenstand entsprangen zwei Melsunger Fehlpässen.

Mit Fehlern hüben wie drüben begann auch der zweite Durchgang. Es dauerte gut drei Minuten, ehe sich beide Teams wieder sortiert hatten und Kai Häfner diese Phase mit dem 10:15 beendete. Dennoch mühten sich die Mindener eifrig weiter. Mit einigem Erfolg. So waren sie nur drei Minuten später  auf 13:16 heran. Wie gut, dass dann Nebojsa Simic einen Siebenmeter von Amine Darmoul vereitelte und der inzwischen für Dimitri Ignatow hereingekommene Timo Kastening zweimal in Folge jeweils aus spitzem Winkel zum 13:18 wieder für Melsungens Entspannung sorgte.

Die MT behielt also weiterhin die Kontrolle über das Geschehen. Unter anderem, weil sich auch der jetzt nach einer Dreiviertelstunde Spielzeit eingewechselte  Domagoj Pavlovic gleich zweimal als Torschütze betätigte (zum 15:20 und 15:21) und weil “Simo” seinen Kasten noch mehr zu vernageln schien. Wie etwa beim Strafwurf von Mats Korte oder beim völlig freistehenden Florian Kranzmann.

Jederzeit Herr der Lage war zudem Agustin Casado. Der Regisseur dirigierte nicht nur umsichtig den Rückraum, sondern bewies auch ein feines Gespür für seine Mitspieler in der Nahwurfzone. Dass er sich darüber hinaus noch viermal als erfolgreicher Schütze betätigte, rundete den guten Gesamteindruck von dem Spanier ab. Gleiches gilt übrigens für seinen Nebenmann auf der rechten Rückraumposition, wo sich Kapitän Kai Häfner einmal mehr als torgefährlicher Shooter erwies – unter anderem mit zwei sehenswerten Toren zum 18:23 (53.) und 20:24 (55.).

Bei vier Toren Rückstand und noch fünf Minuten Spielzeit wäre nicht nur theoretisch noch etwas für Minden drin gewesen. Vor allem, weil plötzlich Rechtsaußen Tomas Urban eine Riesenchance hatte, weiter zu verkürzen. Ihn entzauberte jedoch Nebojsa Simic mit einem super Reflex ebenso, wie kurz darauf den quirligen Regisseur Amine Darmoul. Auf der anderen Seite hatten Rogério Moraes und Timo Kastening ihre Nerven deutlich besser im Griff und stellten mit ihren Toren zum 20:25 und 20:26 (57.) die Weichen endgültig auf Sieg.

Auf dem Weg zum 21:28-Endstand konnte sich auch noch Youngster Florian Drosten in die Scorerliste eintragen. Den Schlusspunkt setzte Timo Kastening mit dem Treffer ins inzwischen verwaiste GWD-Gehäuse. Mit diesem verdienten Erfolg im Rücken können die Parrondo-Schützlinge nun gestärkt dem Duell am 25. Mai mit dem amtierenden Deutschen Pokalmeister Rhein-Neckar Löwen entgegen sehen.

Stimmen zum Spiel

Nebojsa Simic: „Nachdem ich zuletzt einige familiäre Probleme hatte und nicht gut trainieren konnte, hatte ich heute sehr große Lust zu spielen. Ich bin dankbar, dass ich diese Gelegenheit bekommen habe. Ich denke, ich habe das heute gut gemacht. Wenn ich, wie zuletzt, das Spielen vermisst habe und mich daran erinnere, wieviel Spaß ich auf dem Spielfeld habe, dann freue ich mich besonders darauf. Ich habe schon gleich am Anfang gewusst, dass dies ein gutes Spiel für mich werden würde. Ich möchte mich auch dafür bedanken, dass ich die Möglichkeit bekommen habe, mit Carsten Lichtlein zu arbeiten. Er macht jedes Spiel eine topp Vorbereitung, ist immer mit positiven Kommentaren zur Stelle. Es ist ein Großteil sein Verdienst, dass ich jetzt die beste Saison spiele, seit ich in Deutschland bin. 

Frank Carstens: “Wir haben uns in dem HSV-Spiel und gegen Flensburg gute Chancen erarbeitet. Da waren es zu viele technische Fehler und in der Deckung waren wir nicht in der Lage, das aufzuhalten. In diesen Spielen kamen wir von der Spielsituation klar, aber von der mentalen Situation nicht. Das eine ist eine gute Torwartleistung und das andere ist in dieser Phase der Saison der Druck, diese Chancen zu haben, aber nutzen zu müssen. Das war bis hierher zu viel für uns in diesen Momenten. So interpretiere ich das.“

GWD Minden – MT Melsungen 21:28 (10:14)

GWD Minden: Semisch (13 Paraden / 28 Gegentore), Shamir (n. e.) –  Hakaj 2, Janke 1, Kranzmann 3, Korte 4/1, Pieczkowski, Johannsson 1, Ahouansou 2, Pehlivan, Holpert, Staar 1, Sebetic 1, Bitsch, Urban 2/1, Darmoul 4/1 – Trainer Frank Carstens.

MT Melsungen: Simic (18 Paraden / 21 Gegentore), Morawski (n.e.) – Kühn, Malasinskas, Casado 4, Ignatow, Moraes 3, Drosten 1, Arnarsson 2, Waldgenbach, Gomes 3, Kalarash, Häfner 7, Kastening 6/2, Mandic, Pavlovic 2 – Trainer Roberto Garcia Parrondo.

Schiedsrichter: Ramesh Thiyagarajah (München) / Suresh Thiyagarajah (Köln)

Zeitstrafen: 4 Min. – 4 Min. (Hakaj, 03:25 Min.; Darmoul, 57:15 – Ignatow, 17:38; Kalarash, 49:15 )

Strafwürfe: 3/6 – 2/2 (Darmoul scheitert an Simic, 36:47 Min.; Korte scheitert an Simic, 44:17, Darmoul scheitert an Simic, 45:55)

Zuschauer: 1.556, Merkur Arena Lübbecke (z.Zt. Ausweichspielort von GWD)

Das nächste Spiel:
Do., 25.05.23, 19:00 Uhr, MT Melsungen – Rhein-Neckar Löwen, Rothenbach-Halle Kassel