MT NACH LEIPZIG, ZUM SPIEL GEGEN EINEN “UNBEKANNTEN”
Am 25. Spieltag der DKB Handball-Bundesliga zieht es die MT Melsungen nach Sachsen. Auf den frischgebackenen Tabellenfünften wartet dort der Fünfzehnte SC DHfK Leipzig. Der Club also, dessen Trikot der Noch-Melsunger Philipp Müller in der kommenden Saison tragen wird. Das verleiht dem Spiel neben dem rein sportlichen Aspekt noch zusätzliche Würze. Kein Wunder also dass die Gastgeber schon im Vorfeld über 4.500 Tickets abgesetzt haben. Anwurf am Sonntag in der Arena Leipzig ist um 16:00 Uhr – SKY überträgt live, die Vorberichterstattung startet um 15:50 Uhr.
Und da meldet es sich ohne Vorwarnung wieder zurück, das Verletzungspech der MT Melsungen. Zu den drei Langzeitausfällen Kühn, Maric und Pavlovic gesellt sich mit Tobias Reichmann jetzt einer, der – wenn alles gut geht – “nur“ sechs Wochen auf Eis liegt. Der Rechtsaußen hat sich unter der Woche im Training einen Stauchungsbruch im Mittelfußbruch zugezogen. Mannschaftsarzt Dr.?Gerd Rauch hat dies am Freitag nach eingehender Dünnschicht-Computertomografie diagnostiziert. Somit hat Heiko Grimm für den betreffenden Flügelposten nur Youngster Dimitri Ignatow zur Verfügung.
Der MT-Trainer warnt: “Der Ausfall von Tobias Reichmann, der bis dato toll in Form war, ist natürlich ein weiterer Nackenschlag für uns. Nichtsdestotrotz habe ich großes Vertrauen in meine Mannschaft. Wir haben uns mit dem Sieg zuletzt gegen Berlin eine hervorragende Ausgangsposition geschaffen und fahren mit einer gewissen Zuversicht nach Leipzig. Dieser Erfolg hat bei uns Lust auf mehr geweckt. Aber ich warne ausdrücklich davor, den SC DHfK ausschließlich an seiner Tabellenposition zu messen. Eine ganze Reihe sehr knapp verlorener Spiele hat bislang gezeigt, dass in dieser Mannschaft wesentlich mehr steckt. Wir müssen also hier sehr fokussiert auftreten – immer in dem Wissen, dass Leipzig für uns ein ganz hartes Pflaster ist”.
Man könnte sogar meinen, das wird für die MT ein Spiel gegen einen Unbekannten. Denn wie soll man eine Mannschaft einschätzen, die alle Großen der Liga in arge Bedrängnis bringt, andererseits aber auf Platz 15 dahindümpelt? Um es konkreter zu machen: Leipzig knöpfte den hoch gehandelten Rhein-Neckar Löwen in deren Höhle ein Remis ab, verlor zuhause gegen den nicht minder favorisierten THW Kiel nur mit einem Tor und schrammte auch beim 20:21 gegen die SG Flensburg-Handewitt, den designierten Meister, nur haarscharf an einer echten Sensation vorbei. Gleiches galt übrigens auch noch für die Matches gegen Magdeburg und Berlin. Was also soll man davon halten? Ist gar nun mit der MT der erste Gegner aus dem Kreise der Top-Five am Sonntag fällig?
Die Warnung von Heiko Grimm in der Spieler Ohren. Ja, sie müssen verdammt fokussiert sein, gegen den vermeintlichen Außenseiter. So wie zuletzt zuhause in Berlin. Oder wie vor kurzem auswärts in Göppingen. In beiden Spielen haben die MT-Cracks Coolness bewiesen und sich auch in engen Phasen, bei knapper werdenen Zwischenständen nicht aus der Bahn werfen lassen. Die Faktoren Moral und Kampf waren jeweils entscheidend. Und wenn dann Spieler wie zuletzt Keeper Simic und Regisseur Mikkelsen zur Höchstform auflaufen und die anderen mitreißen, wenn die Abwehr prächtig zupackt und vorne bis zur Chance gespielt wird, sollte auch in Leipzig etwas drin sein. “Wir sind in diesem Spiel der Favorit”, sagt Philipp Müller, der künftige Leipziger, selbstbewusst. – Was es jetzt zu beweisen gilt.
Hüben wie drüben gibt es übrigens jeweils einen Spieler, der am Sonntag ein Wiedersehen mit seinem alten Club feiert: Yves Kunkel, MT Linksaußen, spielte bis zu seinem Wechsel nach Nordhessen im Sommer letzten Jahres eine Saison lang in Leipzig. “Ich freue mich, wieder mal dort zu sein. Es ist das erste Mal seit meinem Weggang, dass ich in diese Stadt zurückkehre, in der ich mich sehr wohl gefühlt habe”, sagte der 24-jährige gegenüber der HNA. Auf der anderen Seite steht mit René Villadsen ein ehemaliger MT-Crack im Tor. Der Däne trug das rotweiße Dress von 2015 bis 2017 und ging dann zurück in seine Heimat, zu Aarhus Håndbold. Da aber die Leipziger letzten Sommer den verletzungsbedingten Ausfall ihres Kapitäns Jens Vortmann beklagen mussten, wurde im August, also unmittelbar vor Rundenbeginn, Villadsen als Ersatz geholt. Er konnte unter der Woche krankheitsbedingt nicht trainieren, hofft aber, gegen die MT auflaufen zu können.
Ebenfalls wieder in den SC DHfK-Kader zurück geholt hat Trainer André Haber Rückraumspieler Franz Semper und Linksaußen Lukas Binder, die beide noch gegen Kiel aus disziplinarischen Gründen aus dem Aufgebot geworfen wurden.
Das MT-Team kann sich in der Arena Leipzig auf große Unterstützung freuen. Neben den starken Abordnungen der drei Fanclubs Supporter, Bartenwetzer und Trommler ist auch die komplette A-Jugend-Bundesligamannschaft vor Ort. Der Melsunger Nachwuchs tritt nämlich wenige Stunden zuvor unweit der Arena im Spitzenspiel gegen den Leipziger Nachwuchs an. Um 12:30 Uhr heißt es in der Sporthalle Brüderstraße “Vierter (SC DHfK) gegen Zweiter (mJSG)”, wobei die Nordhessen einen Punkt Vorsprung vor den Sachsen haben.
Schiedsrichter in Leipzig:
Hanspeter Brodbeck (Reutlingen) / Simon Reich (Metzingen); DHB-Aufsicht: Matthias Brauer.
Bisherige Vergleiche in der DKB Handball-Bundesliga
7 Spiele, davon 5 Siege Melsungen, 2 Siege Leipzig.
Der letzte Vergleich: 09.09.2018, MT Melsungen - SC DHfK Leipzig 35:27
Aktuelle Formkurve der letzten 4 Spiele:
Leipzig: N - N - S - N
Melsungen: S - S - N - S
Infos zum Gegner:
www.scdhfk-handball.de
Alibek Käsler-Foto aus dem Hinspiel von Philipp Müller, der kommende Saison in Leipzig spielt – hier in der Abwehr gegen Franz Semper.