MT siegt, aber bangt um Simic

Die MT Melsungen hat die Final-Niederlage von Köln gut verdaut. Zurück im Alltag der DAIKIN Handball-Bundesliga bezwangen die Nordhessen den VfL Gummersbach 26:25 (9:11).

Bei aller Freude über den 26:25 (9:11)-Sieg gegen den VfL Gummersbach bangt die MT Melsungen um Nebojsa Simic. Der Schlussmann verletzte sich am Samstagabend vor 4.500 Zuschauern in der Kasseler Rothenbach-Halle am Knie und musste die Begegnung vorzeitig beenden.

Fernab von Simics Verletzung ging diese Partie des 26. Spieltags schon vorab als Treffen der Rumpfteams durch. Beim VfL Gummersbach fehlten Julian Köster, Ellidi Vidarsson und Tom Kiesler. Und die MT? Wie schon beim Europapokalspiel in Gummersbach holte Roberto Garcia Parrondo den A-Jugendlichen Jason Wilfer zu den Profis. Sagen wir es so: Wäre die MT-Mannschaft ein Auto, dann befände sich der Wagen aktuell in einem Zustand, als hätte ihn John McClane soeben für eine heiße Verfolgungsjagd genutzt.

Um im Bild zu bleiben: Mehrere Bestandteile der MT-Karosserie befinden sich derzeit in der Werkstatt, andere haben mächtig Kratzer abbekommen – aber die PS müssen weiter auf die Platte gebracht werden. Am Samstagabend lief der Motor direkt auf Hochtouren. Die Gäste gaben ordentlich Gas. Bei den Nordhessen stimmte der Einsatz, was fehlte, war Genauigkeit beim Abschluss.

Allein Nikolaj Enderleit traf in der Anfangsphase dreimal nur Aluminium, zudem fand VfL-Schlussmann Dominik Kuzmanovic im Verlauf der ersten Hälfte immer mehr Gefallen daran, den MT-Angriff zu nerven und Chancen aus besten Positionen zu entschärfen. Weil die MT-Deckung zusehends mehr Zugriff bekam und Keeper Simic ebenfalls glänzte, entwickelte sich in der ausverkauften Rothenbach-Halle ein flottes Hin und Her, wobei der Altmeister aus dem Oberbergischen stets mit zwei, drei Toren führte. Die Hausherren kamen zwar hier und da auf einen Treffer heran, wie nach Dimitri Ignatows Tempogegenstoß nach tollem Zuspiel von Erik Balenciaga zum 8:9 (24.), der Ausgleich wollte aber nicht gelingen. So ging es beim Stand von 9:11 zum Auftanken.

Und offenbar gab es in der MT-Kabine den richtigen Stoff. Denn endlich wurde das Anrennen belohnt. Zwei Treffer von Ignatow direkt hintereinander, Ausgleich, 13:13 (37. Minute). Knapp acht Minuten später war es dann Elvar Örn Jonsson, der zweimal in Folge zuschlug und die MT erstmals an diesem Abend in Führung brachte – ein herrlicher Dreher war das zum 17:16 (45.).

Gummersbach stieg freilich nicht auf die Bremse. Die Begegnung hatte nun richtig Fahrt aufgenommen. Die Stimmung in der Halle – bombastisch. Abermals. Selbst als Simic beim Stand von 19:17 verletzt das Feld verlassen musste (50.), geriet der MT-Motor nicht ins Stocken. Im Gegenteil: Adam Morawski fand sofort die Zündung, parierte direkt zweimal, und vorn stellten Balenciaga, Ian Barrufet und David Mandic auf 22:17 (53.).

Die MT trat weiter aufs Gaspedal, ließ sich auch nicht von der Roten Karte gegen Adrian Sipos von der Fahrbahn drängeln (55.). Es wurde hektisch, dreimal während dieser Schlussphase zogen die Unparteiischen den Videobeweis heran. Und überhaupt der Spielverlauf: Enderleit verwandelte trocken zum 25:21 (57.), der VfL kam dank Milos Vujovic per Siebenmeter, Kentin Mahé und Miro Schluroff aber wieder heran, ehe Jonsson mit seinem Tor zum 26:24 (60.) für die Entscheidung sorgte. Welch ein Rennen!

Zwei Punkte für die MT – womöglich teuer bezahlt. Unter Simo-Rufen wurde der Schlussmann mit Eis am Knie und Tränen in den Augen nach der Partie von Sipos und MT-Physio Niklas Kern in die Kabine getragen. Die Personalsorgen bei den Nordhessen nehmen kein Ende. (Robin Lipke)

Stimmen
Sigurdsson:
Ein verdienter Sieg für die MT, die unterm Strich mehr Qualität hatte als wir. Trotzdem haben wir ein ordentliches Spiel gemacht, die Jungs haben alles reingeworfen. Aber wir haben zu viele Fehler gemacht, und am Ende ging uns etwas die Luft aus.

Parrondo: Vielen Dank an unsere Fans für die tolle Atmosphäre. Dieser Sieg ist für Simo.

Statistik
MT Melsungen:
Simic (8 Paraden / 17 Gegentore), Morawski (2 P. / 8 G.); Enderleit 2, Wilfer, Balenciaga 5, Mandic 2, Sipos, Kristopans, Ignatow 4, Moraes 1, Jonsson 6, Soler, Svensson, Kastening, Barrufet 5/3 – Trainer Roberto Garcia Parrondo.

VfL Gummersbach: Kuzmanovic (15 Paraden / 25 Gegentore), Obling (0 P. / 1 G. bei einem Siebenmeter); Kodrin 2, Vujovic 2/1, Blohme 1, Häseler, Einarsson 3, Schluroff 6, Kiesewalter, Tskhovrebadze 3, Mahé 2, Pregler 1, Horzen 5, Zeman – Trainer Gudjon Valur Sigurdsson.

Schiedsrichter: Julian Fedtke (Berlin) / Niels Wienrich (Berlin); Spielaufsicht: Frank Böllhoff.

Zeitstrafen: 8 – 2 Minuten (Barrufet 1:09/42:04, Sipos 54:03, Jonsson 56:47 – Zeman 38:14); Disqualifikation: Sipos 54:03, Foulspiel.

Strafwürfe: 5/3 – 2/1 (Kuzmanovic hält Wurf von Barrufet 18:49, Kastening trifft die Latte 36:00 – Morawski hält Wurf von Vujovic 53:04)

Zuschauer: 4.500 in der Rothenbach-Halle, Kassel

Spielstände: 0:1 (2.), 1:4 (7.), 4:6 (12.), 7:8 (22.), 8:10 (26.), 9:11 (30.) HZ – 9:12 (31.), 13:13 (37.), 14:16 (41.), 17:16 (45.), 17:17 (46.), 22:17 (53.), 25:21 (57.), 25:24 (59.), 26:24 (60.), 26:25 (60.) Endstand.