MT Talents: 34:31 - Mit Volldampf ins Halbfinale gestürmt
Was für ein atemberaubender, harter Kampf. Aber die MT Talents behielten beim 34:31 (15:15) über die JSG Balingen-Weilstetten die Übersicht und zogen nach dem 33:33-Auswärtsunentschieden ins Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft ein. Gegner dort sind die Füchse Berlin Reinickendorf, die sich mit zwei Siegen über den SC DHfK Leipzig durchsetzten und am kommenden Wochenende Gastgeber der MT Talents sein werden.
Bis zum Erfolg war es jedoch ein steiniger und Nerven zehrender Weg für die Nordhessen. Die machten in der Anfangsphase von zwei sehr nervösen Teams den labileren Eindruck. Mit vielen Fehlern und leichtsinnigen Ballverlusten, die Balingen nutzte und sich daran aufbaute. Es brauchte schon zwei Siebenmeter von Malvin Haeske, um die Gästeführungen auszugleichen und auch Ben Beekmanns Tor zum 4:4 (8.) war nur eine Reaktion auf immer sicherer werdende „Jung-Gallier“. Weil aber Benjamin Fitozovic im Gegenstoß an Mika Gmelich scheiterte und Beekmanns nächster Versuch krachend am Pfosten landete, setzten sich die Gäste über drei Tore des treffsicheren Jason Illitsch und Till Wente auf 5:8 ab (13.).
Die MT Talents berappelten sich, profitierten von der Hereinnahme Rohat Sahins und fanden den Anschluss zum 9:10 mit gleich drei Volltreffern des Kreisläufers hintereinander (18.). Weitere drei Minuten später hatte Ben Beekmann mit seinem Doppelschlag innerhalb von nur 40 Sekunden zum 12:12 ausgeglichen. Mehr war allerdings zunächst nicht drin gegen großartig kämpfende Balinger, die insbesondere über Nico Kübler gefährlich blieben und immer wieder die Führung beanspruchten. Kurz vor der Pause glich David Kuntscher abermals aus, der letzte direkte Freiwurf der JSG vor der Sirene blieb in der Abwehrmauer hängen.
Auch der Start in den zweiten Durchgang war nervös von beiden Seiten. Diesmal jedoch legten die Melsunger vor. Wieder durch Kuntscher, dem damit die erste Führung des Favoriten überhaupt im Spiel gelang. Auch Jona Rietze und Ole Pregler brachten ihr Team in knappe Vorlage, die postwendend egalisiert wurde. Erst als Benjamin Fitozovic nach Kuntschers klasse Anspiel per Heber Mika Gmelich überwand und Ole Pregler sofort nachlegte, schien die Partie zu kippen. In die Karten der MT Talents spielte es, dass sich Balingen in dieser Phase durch aufkommende Undiszipliniertheiten selbst schwächte. Nacheinander mussten Johannes Roscic, Daniel Schanz und Jason Ilitsch auf die Strafbank. Abermals war es Kuntscher, der zum 24:20 einwarf und die Zeichen damit vermeintlich auf Sieg stellte (43.).
Einzig die galligen Gäste wollten sich damit nicht abfinden. Nach einer Auszeit und ein paar deutlichen Worten von Trainer Julian Thomann fanden sie ihre Linie wieder, agierten wesentlich geordneter und zeigten Biss. Innerhalb von nur drei Minuten waren sie durch Nico Kübler wieder auf 25:24 dran (46.). Ein kurzes Durchschnaufen nutzten die Gastgeber mit drei Toren in Folge zum 28:24 (49.), dann robbte sich die JSG wieder ran – 28:27 durch Jason Ilitsch (51.) und erneut Hochspannung in der Melsunger Stadtsporthalle.
Wer dachte, dass in diesem verbissen geführten Kampf das Spielerische zu kurz käme, der hatte sich gründlich getäuscht. Klasse, wie sich Malvin Haeske trotz härtester Bedrängnis durchsetzte und Mika Gmelich mit einem raffinierten Heber düpierte. Nicht weniger spektakulär war auf der anderen Seite das Kempa-Anspiel von Nico Kübler auf Johannes Roscic, das der Linkshänder am eingewechselten Moritz Goldmann vorbei ins Netz bugsierte. Die Krone setzte dem noch Ole Pregler auf, der sein ganzes Können in die Waagschale warf und mit seinen Toren zum 30:28 sowie kurz darauf nach der letzten Auszeit der Gäste zum 31:28 (57.) die Weichen endgültig in Richtung Halbfinale stellte. Dem hatte die „Jung-Gallier“ dann in den Schlussminuten nichts mehr entgegen zu setzen.
Stimmen zum Spiel
Florian Maienschein: Es war uns klar, dass das heute nicht leicht würde. Aber wir wussten ja, woran wir nach dem Hinspiel arbeiten mussten, vor allem in der Abwehr. Trotzdem sind wir nicht gut rein gekommen. Das war hinten zwar motiviert, aber das Verschieben klappte nicht. Dadurch standen wir nicht kompakt genug, kassieren dumme Gegentore, vergeben vorn einige Freie und sind plötzlich mit drei hinten. Aber wir haben es geschafft, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Die Einwechslung von Rohat Sahin hat sich körperlich bemerkbar gemacht und er trifft auch gleich, so dass wir irgendwann wieder auf Null waren. In der zweiten Hälfte sind wir unserer taktischen Linie dann treu geblieben. Beim Stand von 24:20 machen wir aber zwei Dinger nicht und es wird nochmal knapp. In der Auszeit habe ich nochmal daran erinnert, was bis dahin gut war. Das hat gefruchtet, wir haben es bis zum Ende klug weitergespielt und dann auch verdient gewonnen.
Julian Thomann: Wir sind natürlich jetzt echt enttäuscht. Man glaubt ja immer daran, dass man es schaffen kann. Aber jetzt sind wir nur traurig. Melsungen war über 120 Minuten beider Spiele ein verdienter Sieger. Aber ich bin richtig stolz auf uns und unsere Mannschaft, wie sie sich präsentiert und verkauft hat. Wir haben geile Handballer und ein geiles Team. Ich denke, auch Melsungen als Favorit hat sich heute zwischendurch mal ein paar Gedanken über das Ausscheiden gemacht. Dass wir sie überhaupt dahin gebracht haben, macht mich ebenfalls stolz.
Statistik
mJSG: Büde (9 Paraden, 22 Gegentore), Goldmann (4 P. /9 G.) – Haeske 5/3, Beekmann 4, Pregler 11, Kompenhans 1, Fitozovic 4, Andrei, Hellemann, Drosten, Rietze 2, Sahin 3, Kuntscher 4 – Trainer Florian Maienschein.
HBW: Gmelich (8 P. / 26 G.), Hajdu (1 P. / 8 G.) – Sommer, Alilovic, Fügel 2, Kübler 5, Schanz 2, Huber 3, Müller, Pawelka, Roscic 6, Ilitsch 6, Bänsch, Wente 7 – Trainer Julian Thomann.
Z: - - SR: Gimmler / Rips (Irxleben) - Strafen: 2: 8 Minuten – 7m: 3/3 : 0/0.