MT Talents: A-Lizenz bestanden - JBLH-Coach Florian Maienschein im Interview (Teil 1)
Mit Florian Maienschein haben die MT Talents nicht nur einen sehr erfolgreichen jungen Trainer, sondern seit Ende letzten Jahres auch einen weiteren A-Lizenz-Inhaber in ihren Reihen. Denn er ist der vierte Coach der MT Talents, der diese Ausbildung und Prüfung zum höchstmögliche Trainerschein in Deutschland nun in seiner Vita vorzuweisen hat. Allerbeste Qualität also im Nachwuchsbereich der MT Melsungen und Grund genug, aus diesem Anlass ausführlich mit dem Trainer unserer Bundesliga-A-Jugend darüber zu sprechen.
In einem weiteren Interviewteil wird es übrigens in der nächsten Woche um seine Mannschaft, die A-Jugend der MT Talents und deren Saison in der Jugendhandball-Bundesliga, gehen.
- Hallo Florian, Glückwunsch zur bestandenen A-Lizenz-Prüfung Handball des DOSB!
Hallo, vielen Dank!
- Wie lange hast Du an der A-Lizenz gearbeitet, wie war Dein Weg dahin?
Die Ausbildung zur Lizenz startete im Jahr 2021 und nahm ein gutes Jahr in Anspruch. Bis ich zur Lizenz zugelassen wurde, absolvierte ich im Vorfeld bereits meine C-/B-Lizenz und einen Torwarttrainer-Schein. Begonnen hat mein Weg als Trainer schon vor nun mehr als 10 Jahren.
- Zwischenzeitlich hast Du in der Handball-Bundesliga hospitiert und da einen direkten Einblick ins Profigeschäft bekommen.
Ja. Im Rahmen meiner Lizenzausbildung war ein Baustein, in einem anderen Verein der HBL als „meiner“ MT Melsungen zu hospitieren. Ich entschied mich damals für den TuSEM Essen. Der Verein besitzt viel Tradition und ich hatte die Möglichkeit, dort insgesamt 2 Wochen Eindrücke zu sammeln. Ich bekam einen Einblick in den Trainingsalltag und durfte auch bei einem Punktspiel in der Kabine meinem Trainerkollegen Jamal Naji über die Schultern schauen. Dieser ist mittlerweile allerdings nicht mehr in Essen tätig, sondern bei einem Erstligakonkurrenten der MT, dem Bergischen HC, unter Vertrag.
- Du hast bei den MT Talents vor bald sieben Jahren als ausgebildeter Sportphysiotherapeut begonnen. War eine spätere Tätigkeit als Trainer damals schon Dein Ziel?
Zum damaligen Zeitpunkt war der Weg, wie er bislang verlaufen ist, so noch nicht abzusehen. Ich empfand sowohl die sportphysiotherapeutische Komponente, als auch die Trainertätigkeiten als sehr interessant und wollte mich auch zunächst nicht festlegen. Als ich damals die Chance bekam, Björn Brede in der A-Jugend als Trainerkollege zu unterstützen, zögerte ich nicht lange und sagte zu. Das bedeutete aber gleichermaßen, dass ich mich für den Weg des Trainers und gegen den des Physiotherapeuten entschied. Rückblickend definitiv die richtige Entscheidung, da ich kurze Zeit später auch privat der Physiotherapie den Rücken kehrte und angefangen habe zu studieren. Darüber hinaus spüre ich einfach, dass ich mich in der Trainerrolle viel wohler fühle, als an der Behandlungsbank.
- Inwiefern hilft Dir der medizinische Background bei der Trainingssteuerung und vor allem auch beim Coaching von der Bank?
Ich habe das Gefühl, dass sich mein Blick insgesamt durch Ausbildung und Erfahrung mehr geschärft hat. Ich sehe bei meinen Spielern nicht nur die handballerische Seite, sondern die Gesamtheit der Person. Gesundheitliche Zusammenhänge verstehe ich dadurch besser und im Wettkampf sehe ich dem Spieler schnell an, was ihm fehlt und ob er überhaupt noch weiter am Spiel teilnehmen kann. Diese Eindrücke sind aber häufig nur subjektive gedankliche Randnotizen, die ich wahrnehme. Ich widme mich schnell wieder dem Spielgeschehen und verlasse mich in den angesprochenen anderen Bereichen auf die Einschätzung meiner Kollegen und Kolleginnen in der medizinischen Abteilung.
- Was macht den Reiz Deiner momentanen Arbeit mit Jugendlichen aus, die mitunter auch schon an der Schwelle zum Profitum stehen?
Alle Jungs geben sehr viel für den Sport auf und stellen ihr Privatleben hinten an. Nicht zuletzt verlässt ein Großteil von ihnen sogar ihre Heimat, um bei uns im Verein erfolgreich sein zu können. Diesen Antrieb spüre ich jede Woche von ihnen im Training und am Wochenende im Wettkampf. Das Vertrauen und die Verantwortung, welches sie u.a. in meine Hände legen, sie persönlich und sportlich zu entwickeln, erfreut mich ungemein und treibt mich an, mit ihnen gemeinsam an ihren Zielen und ihrer Karriere zu arbeiten.
- Mit der bestandenen A-Lizenz kannst Du theoretisch bis in die HBL arbeiten. Gibt es da eventuell Ambitionen? Wo siehst Du Deine Zukunft im Handball?
In der Theorie ist das vollkommen richtig, ja. Die Lizenz ist ein Privileg und ermächtigt mich dazu, auf höchsten deutschen Niveau Mannschaften zu betreuen. Natürlich habe ich die Lizenz gemacht, weil ich auch den Traum habe, irgendwann einmal in diesem Bereich Fuß zu fassen und Mannschaften auf diesem Niveau zu führen. Doch ich weiß auch, dass dies ein langer Weg ist, auf dem man nicht nur eine hohe Expertise vorweisen muss, sondern auch Erfahrung braucht. Darüber hinaus gehört auch immer noch ein Quäntchen Glück dazu.
Die Arbeit mit Jugendlichen erfüllt mich aber auch, da sie extrem vielseitig und interessant ist. Die Jungs befinden sich auf dem Sprung in den Herrenbereich. Gerade in dieser Phase schafft man es noch, so viel mit und an ihnen zu entwickeln. Sie saugen neuen Input geradezu auf und man spürt, dass sie ihre Fähigkeiten ausbauen wollen.
- Der Lizenzerwerb war quasi die Theorie, wie sieht die aktuelle Praxis aus?
Genau, die Lizenz ist lediglich eine Eintrittskarte für mehr und sollte als Verantwortung gesehen werden, die wir gegenüber unseren Jugendspielern haben, diese stetig zu entwickeln und besser zu machen. Im Trainings-, und Wettkampfalltag versuche ich möglichst viel von meinen neu erlangten Erfahrungen umzusetzen und meine Mannschaft sowohl individuell, als auch mannschaftlich zu fördern. In der Praxis umfasst dies u. a. die Integration unserer Perspektivspielern aus der B-Jugend, als auch die Steuerung bzw. Betreuung von gemeinsamen Trainingseinheiten zwischen A-Jugend und der 2. Männer-Mannschaft, die in der Oberliga Hessen spielt.
- Damit beenden wir für heute erst einmal das Thema A-Lizenz und gratulieren Dir noch einmal, freuen uns aber auch bereits auf kommende Woche, wenn wir uns mit Dir über Deine Mannschaft und deren bisherigen Saisonverlauf unterhalten werden.
Sehr gern, nochmal vielen Dank und bis dann.