MT Talents: Gebrauchter Tag in Münster

Im vierten Spiel der Vorrunde in der Jugendhandball-Bundesliga hat es die mJSG Melsungen/Körle/Guxhagen erstmals erwischt. Bei der TSG Münster unterlag der Spitzenreiter nicht unverdient mit 27:30 (11:14). Zu viele technische Fehler in der ersten sowie etwas Pech in den entscheidenden Szenen der zweiten Halbzeit verhinderten einen dennoch durchaus möglichen Punktgewinn. Letztlich erarbeiteten sich die Gastgeber aber das nötige Glück in der Schlussphase und setzten die entscheidenden Treffer.

Dass es nicht einfach werden würde, deutete sich  bereits in den Anfangsminuten an. Die ersten beiden Treffer gehörten der TSG, bevor Melsungen gedanklich so richtig auf dem Feld war. Dann nahm Manuel Hörr das Heft in die Hand, tankte sich zweimal durch und half, Raum für Navtej Dhaliwal zu schaffen. Dazu angelte sich Marcell Markos einen Ball in der Abwehr und lief den Konter erfolgreich – die Nordhessen führten plötzlich mit 4:3 (5.). Vermochten diesen Vorteil aber nicht zu nutzen.

Im Gegenteil übernahm Münster trotz ganz starker Parade von Carl Beck gegen den anstürmenden Lars Zelser sofort wieder die Initiative, angeführt von Paul Ohl, der zu keinem Zeitpunkt in den Griff zu bekommen war. Neben seinen eigenen Toren, wie dem zum 5:4 (10.), lieferte der TSG-Spielmacher einige sehenswerte Anspiele, so dass Münster sich innerhalb kurzer Zeit auf 9:5 (Tom Klein, 15.) absetzen konnte. Zu allem Überfluss ließ der sonst so treffsichere Florian Drosten einen Siebenmeter gegen Gustav Hein aus. Es passte nicht viel im Spiel der MT Talents.

Gute Noten verdienten sich allenfalls der nimmermüde Manuel Hörr sowie Carl Beck im Tor, der Schlimmeres im Rahmen seiner Möglichkeiten verhinderte. Auch er parierte einen Strafwurf von Klein, eine  weiteren setzte Paul Ohl neben den Kasten. Auch die Einwechslung von Jost Liebergesell brachte, trotz zweier Treffer des Youngsters, keine echte Wende. Zwar verkürzte Navtej Dhaliwal mal wieder auf zwei (10:12, 27.), aber Paul Ohl war nicht zu stoppen und traf zum Pausenstand bereits zum siebten Mal.

Nach dem Seitenwechsel bekamen die lautstarken (und verbal nicht immer ganz „stubenreinen“) Fans auf den Rängen einen offenen Schlagabtausch geboten. Wobei Melsungen seine Treffer sehr ordentlich herausspielte, Münster dagegen kaum Aufwand betreiben musste, um zum Erfolg zu kommen. Zu behäbig waren die Rot-Weißen, denen es auch in der Rückzugsbewegung oft an der nötigen Entschlossenheit fehlte. Satte zehn Tore in sieben Minuten, je fünf auf jeder Seite und immer abwechselnd erzielt, sprachen Bände. So waren es die ersten kleinen Versäumnisse im Angriff der Melsunger, die Münster davonziehen ließen: Rafael Lodders baute den Vorsprung auf 22:17 aus (42.).

Im Anschluss an Florian Potzkais 22:18 wurde es nach knapp einer dreiviertel Stunde turbulent. Erst kassierte Thorge Lutze eine von vielen Zeitstrafen, die die nicht immer sattelfesten Referees verhängten. Dann erwischte es Münsters Bank wegen Reklamierens. Trotzdem spielten die Gastgeber, unbemerkt von den Schiedsrichtern, mit sieben Spielern weiter und erzielten durch Tom Klein sogar ein Tor. Am Zeitnehmertisch fiel der Lapsus mit Verspätung dann doch auf. Folgerichtig gab es die nächste Hinausstellung, formal wegen  Wechselfehlers, das erzielte Tor allerdings zählte: 23:18 (44.).

Die Überzahl vermochten die Gäste nicht ausreichend zu nutzen, profitierten aber in der Folge von der zunehmenden Hektik auf dem Feld, der die Unparteiischen nicht Herr wurden. Sie  verteilten reichlich Zeitstrafen, was dem Spielfluss beider Seiten nicht gut tat. Die Begegnung wurde zerfahren, es häuften sich die Einzelaktionen. Allerdings war auch ein echter Geniestreich dabei. Als bei Angriff Melsungen passives Spiel drohte und bei Ausführung einer Ecke nur noch ein Pass angezeigt wurde, spielte Florian Drosten das Leder einfach hoch mitten in den Torraum der Gastgeber. Manuel Hörr hechtete an verdutzten Münsteranern vorbei in Richtung Ball und beförderte ihn zum 24:21 ins Netz (48.).

Für Münster kam Paul Ohl zurück, der zwischenzeitlich von Krämpfen geplagt eine Weile nur zuschauen konnte. Gegen die Oberwasser bekommenden Gäste war das in dieser Phase dennoch zu wenig, weil bei denen für kurze Zeit das lange vermisste Tempo ins Spiel kam. Zweimal Florian Drosten und einmal Thorge Lutze schafften tatsächlich den 25:25-Ausgleich (55.). Um dann jedoch, wie ihre Mannschaftskollegen, in den alten Trott zurückzufallen. Sicher war in der Schlussphase auch die eine oder andere Entscheidung der Unparteiischen aus Melsunger Sicht nicht korrekt getroffen, wurde nicht auf beiden Seiten gleich geurteilt. Aber das taugte letztlich nur vordergründig als Grund für die Niederlage, die sich die Nordhessen eindeutig selbst eingebrockt hatten.

Stimmen zum Spiel

Florian Maienschein: Wir haben, wie schon in Gelnhausen letzte Woche, sehr holprig angefangen. Bekamen in der Abwehr keinen Zugriff, haben die Räume nicht zugeschoben. Vorn haben wir zu viele technische Fehler produziert und jeder wollte es irgendwie allein machen. All das führte dann zu vier Toren Rückstand zur Pause, wobei Carl Beck im Tor noch stark gehalten hat. Wir hätten also noch höher hinten liegen können. Als Ziel hatten wir uns für die zweite Halbzeit vorgenommen, die vollen 30 Minuten zum Aufholen zu nutzen. In der Abwehr haben wir es aber wieder verschlafen. Und dann kam nach einer Dreiviertelstunde Hektik im Spiel auf, von der wir uns haben anstecken lassen, statt einfach konstant durchzuspielen. Als wir trotzdem den Ausgleich geschafft hatten, fehlte es im Abschluss. Außerdem war Münster in den kritischen Szenen der Schlussphase abgezockter als wir, so dass wir das Ruder nicht noch einmal herumreißen konnten.

Tim Dautermann: Ich bin unglaublich stolz auf meine Mannschaft. Nach den schweren letzten Wochen für uns, gerade etwas die Ergebnisse anging, war das heute schon klasse. Unsere ganze harte Arbeit hat sich ausgezahlt und wir haben bewiesen, dass wir in dieser unheimlich engen Vorrunden-Gruppe nicht chancenlos sind. Das entscheiden meistens ganze Kleinigkeiten, so wie auch heute. Respekt auch an Melsungen, die nie aufgesteckt und es uns wirklich nicht leicht gemacht haben.

Statistik

MT Talents: Beck (11 Paraden, 23 Gegentore), Claus (3 P. / 7 G.) – Ohl 1, Hörr 5, Pickenhahn, Backhaus 1, Markos 3, Lutze 3, Potzkai 5, Ebner, Dhaliwal 2, Drosten 4/1, Liebergesell 2, Goujard 1 – Trainer Florian Maienschein.

TSG Münster: Hein (12 P. / 27 G.), Biener (n. e.) – Winzer 1, Kilp, Ohl 9, Jökel, Wäse 3, Klein 8/2, Würz 2, Saam, Liebeck 2, Kausch, Lodders 2, Zelser 3 – Trainer Tim Dautermann.

Z: 250 - SR: Förster / Förster (Bergneustadt) - Strafen: 10 : 14 Minuten - Disqualifikation: Keine – 7m: 2/1 : 4/2.