MT Talents: Melsungen statt Stockholm oder Göteborg

Genau 1.336 Kilometer ist die Entfernung zwischen JONATHAN ÅTTING's erster und seiner neuen, zweiten, Heimat. Die erste ist Borlänge, in unmittelbarer Nähe des schwedischen Wintersport-Mekkas Falun gelegen. Die zweite ist Melsungen - oder genauer: die Sportler-WG der MT Talents. Vor zwei Wochen ist JONATHAN dort eingezogen. Ein riesiger Schritt für einen Jugendlichen, die gewohnte, sichere Umgebung zu verlassen und in einem anderen Land den eigenen Traum zu leben: Profi-Handballer zu werden! "Das will ich unbedingt, seit ich 13 Jahre alt bin. In Deutschland, gerade in Melsungen, sind die Entwicklungsmöglichkeiten dafür viel besser als zu Hause in Schweden", sagt der 16-Jährige selbstbewusst.

Der in seinem Heimatland schon im Fokus verschiedener Spitzenclubs stand. Stockholm, Göteborg, Linköping wären auch möglich gewesen, aber die Wahl fiel auf den Bundesligisten MT Melsungen. Weil JONATHAN in Schweden über seine Vereinsaktivitäten hinaus bereits über ein Jahr professionelles Zusatztraining absolvierte und diese Empfehlung unter anderem auch von seinen dortigen Coaches Samel Burzic und Rickard Hedlund bekam. Die knüpften erste Kontakte zum nordhessischen Handball-Aushängeschild und JONATHAN bestätigte die ihm mitgegebenen Vorschusslorbeeren voll. So dass nach einer ersten "Schnupperwoche" die Entscheidung auf beiden Seiten fiel: Deutschland statt Schweden, Melsungen statt Stockholm oder Göteborg ist angesagt!

Natürlich sind da auch seine Eltern mit drin gewesen im Entscheidungsprozess. Aber: "Wir haben ihn nie gepushed, dafür immer und in jeder seiner eigenen Entscheidungen unterstützt. Wir sind eigentlich keine Sportlerfamilie und damit ist das für uns alle etwas völlig Neues", ist Mutter Maria stolz auf ihren jüngeren der beiden Söhne und steht, wie Vater Per-Anders, voll hinter ihm. Dass damit ein Stück Familienleben künftig weit weg von Borlänge stattfinden wird, kommt nicht mehr nur langsam ins Bewusstsein, sondern ist mit dem Wechsel Realität geworden. Trotzdem klingt aus allem, was JONATHANs Eltern sagen, ganz viel Vertrauen und Zuversicht: "Es ist alles so professionell hier. Die Menschen sind offen, freundlich. Dazu stimmen die Strukturen. Die Schule ist nur ein paar Schritte entfernt, ebenso die Trainingshallen, die medizinische Betreuung ist super. Wir haben keine Bedenken, unseren Sohn hier in Melsungen zu lassen; er ist hier sehr gut aufgehoben", lautet unisono das Urteil des Ehepaares Åtting nach ihrem zweiten einwöchigen Aufenthalt in der Fuldastadt und vor der Rückfahrt in den hohen Norden - ohne den Filius an Bord.

Ebenso vorbehaltlos positiv steht JONATHAN dem Abenteuer gegenüber, das in seine Handballprofi-Laufbahn münden soll. Wenngleich er dennoch verständlicherweise auch "sehr nervös" (O-Ton JONATHAN) ist. Denn diese Zäsur in seinem Leben war ihm lange gar nicht so bewusst vor dem Hintergrund seines großen Zieles. Erst auf der langen Fahrt nach Melsungen nahm alles so richtig Gestalt an, sagt er. Ohne jeden Zweifel daran jedoch: "Ich habe diesen Schritt nie infrage gestellt". Das Rüstzeug für das Bevorstehende ist sein gesundes Selbstbewusstsein. "Ich mag es, Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen. Ich mag es auch, Erfolge zu feiern. Aber nicht als Selbstzweck, sondern als Mitglied und Bestandteil der Mannschaft", charakterisiert sich JONATHAN selbst. Wissend, dass die Verantwortlichen seines Wunschvereins dabei ebenso hinter ihm stehen wie die künftigen Mannschaftskameraden und - natürlich - seine Eltern. Die haben schon angekündigt, dass sie ihren Sohn nicht nur aus der Ferne unterstützen, sondern auch hin und wieder zu seinen Spielen kommen wollen. Trotz der 1.336 Kilometer, die sie dann sowohl hin nach Melsungen, als auch retour nach Borlänge zurückzulegen haben.