Gegen die in dieser Saison noch ungeschlagenen Südhessen lief es anfangs hervorragend für die MT Talents. Geduldig, strukturiert und ballsicher wurden die Angriffe aufgebaut und vor allem Thorge Lutze vermochte sich gegen die massive Deckung der HSG zu behaupten. Zwei prima Sprungwürfe des Halblinken sorgten für eine 2:0-Führung (4.). Hinten riegelten Marcell Markos und Lasse Ohl das eigene Zentrum ab und zwangen Rodgaus Rückraumschützen in die Distanz. Den ersten Durchbruch der Gäste bezahlte Navtej Dhaliwal nach einem Klammergriff von hinten im Gegenstoß teuer: Rot nach knapp sieben Minuten und per Siebenmeter von Nick Weiland der 3:2-Anschluss.

Weil Lutze spielbestimmend blieb, zuverlässig traf und klug die Bälle verteilte, hielten die Gastgeber ihren Vorsprung dennoch. Erst als Florian Drostens Siebenmeter vom Pfosten zurückprallte und Jost Liebergesells Wurf von der Unterkante der Latte nicht hinter die Linie tropfte, schloss die HSG durch Oskar Fink zum 7:7 auf (17.). Nur zwölf Sekunden lagen dann aber zwischen den Erfolgen von Liebergesell im nächsten Versuch und Ben Backhaus per Tempogegenstoß: 9:7 (19.). Kurz darauf erhöhte Markos mit dem nächsten Konter nach Ballgewinn der weiter starken Abwehr  sogar auf 11:8 (21.), bis zur Pause waren es dann wieder die fast schon gewohnten zwei Vor für die MT Talents.

Die nach dem Seitenwechsel längst nicht mehr so sicher agierten wie zuvor im ersten Durchgang. Maarten Broschek und Nick Weiland per Strafwurf glichen schnell aus (33.). Es war der Auftakt zu einem permanenten Wechselspiel: Führung Melsungen, Ausgleich Rodgau. Wobei die Gäste mehrfach die Möglichkeit hatten, selbst in Vorlage zu gehen. Doch entweder war Endstation in der weiter sicheren Deckung der Hausherren oder Lennart Claus parierte. So auch beim Stand von 18:18 bravourös gegen den völlig frei vor ihm auftauchenden Maarten Broschek (40.). Im direkten Gegenzug gelang Manuel Hörr abermals die MT-Führung.

Erst als Hörr in der Abwehr unglücklich wegrutschte und sich für Jonas Markert eine unverhoffte Lücke auftat, war es geschehen: die Südhessen führten erstmals (19:20, 42.) und beantworteten auch den wunderschön über Tom Wolf und Jost Liebergesell zum abschließenden Ben Backhaus weitergeleiteten Ball zum Ausgleich postwendend mit Ben Seidels 20:21 (44.). Was allerdings schon das Ende der kurzen Rodgauer Führungsperiode einleitete, denn Tom Wolf aus dem Rückraum und Florian Drosten im Gegenstoß nach einer Claus-Parade drehten wieder alles um: 22:21 (47.).

Dann hatte Rodgau das Pech der Melsunger aus dem ersten Durchgang, als einmal die Latte, dann zweimal Lennart Claus für die MT Talents rettete. Manuel Hörr lief heiß und arbeitete sich ein ums andere Ml durch die gegnerische Deckung. Als Florian Drosten per Siebenmeter zum 27:23 traf (54.), schien die Partie vorentschieden. Doch über die letzte Auszeit rappelten sich die Rodgauer noch einmal mächtig auf, packten hinten entschlossener zu und trieben Melsungen regelrecht in Ballverluste. Tor um Tor holten sie auf, das 27:27 von Jonas Markert löste riesigen Jubel aus. So wie auch Ben Seidels entscheidender Siebenmeter zum 28:28, als nur noch 17 Sekunden auf der Uhr waren. Die reichten den MT Talents am Ende jedoch nicht mehr, um den Siegtreffer zu erzielen.

Stimmen zum Spiel

Florian Maienschein: Ich finde, wir sind gut ins Spiel gestartet. Es lief so, wie wir uns das vorgenommen hatten. Aber leider fehlte in der ersten Hälfte die Torhüterleistung. Dafür war das Tempospiel strukturiert, wenngleich der frühe Ausfall von Navtej Dhaliwal ärgerlich war. Die Mannschaft hat das aber gut kompensieren können. In der zweiten Hälfte waren wir dann streckenweise undiszipliniert und haben zu viele technische Fehler gemacht. Dadurch ließen wir die HSG herankommen. Mit dem siebten Feldspieler haben wir das Spiel wieder breiter angelegt und konnten, weil es gut funktionierte, nochmal auf vier Tore wegziehen. Dann schafften wir es aber nicht, das auch so durchzuziehen und haben den Gegner nochmal zurückgeholt.

Christian Sommer: Das war ein verdienter Punkt für uns. Obwohl wir in der ersten Hälfte zu wenig Zugriff auf Melsungen bekommen haben, was aber nach dem Seitenwechsel wesentlich besser klappte. Leider waren die Torhüter bei uns heute kein Faktor. Am Ende habe ich gemischte Gefühle. Wir waren hier spielerisch schon in der Lage, etwas mitzunehmen. In der Anlage haben wir, glaube ich, den schöneren Handball gespielt. Aber Melsungen war einfach effektiver. Hätten wir nicht fünf, sechs Hundertprozentige Möglichkeiten liegen gelassen, wäre mehr drin gewesen. In der Phase Mitte der zweiten Hälfte konnten wir sogar einmal in Führung gehen, haben dann aber mehrere technische Fehler gemacht und den Faden wieder verloren.

Statistik

MT Talents: Claus (8 Paraden, 21 Gegentore), Beck (1 P. / 7 G.) – Ohl 1, Hörr 7, Pickenhahn, Backhaus 2, Markos 4, Lutze 4, Ebner, Wolf 3, Dhaliwal, Drosten 5/2, Liebergesell 2, Goujard – Trainer Florian Maienschein.

HSG Rodgau: Ripperger (5 P. / 23 G.), Hain (1 P. / 5 G.) – Ullrich 3, Fink 3, Broschek 3, Landskron, Lanzendörfer, Trageser, Weiland 5/3, Spannheimer 2, Schimpke, Markert 2, Jackl 2, Seidel 8 – Trainer Christian Sommer.

Z: 125 - SR: Schwarzmeier / Stewen (Wächtersbach / Oberhessen) - Strafen: 4 : 6 Minuten - Disqualifikation: Dhaliwal (MT, 7.) – 7m: 3/2 : 4/3.