Oberliga: 27:28 - Denkwürdiges Derby findet unglückliches Ende

In einem denkwürdigen, weil ungemein spannenden und ausgeglichenen Derby, unterlag die MT Melsungen 2 dem Lokalrivalen ESG Gensungen/Felsberg mit 27:28 (14:14). An Dramatik ließ dieses Spiel vor 1.000 Zuschauern in der Melsunger Stadtsporthalle wirklich nichts zu wünschen übrig, allein das Ergebnis wäre mit einem Remis vermutlich den 60 Minuten Kampf gerechter geworden. Dennoch bleibt, ungeachtet des Resultats, der Kampf um Meisterschaft und Aufstieg in der Oberliga Hessen offen, allein der kleine Vorteil des nach Minuspunkten Führenden liegt nun bei den Edertalern.

Die sahen sich in den Anfangsminuten jedoch erst einmal voll in die Defensive gedrängt. Mehr noch: fast überfahren von druckvoll angreifenden Melsungern, die nach fünf Minuten durch Rene Andrei, Lasse Ohl und zweimal Julian Fuchs bereits mit 4:0 führten. Und dennoch kein Kapital aus diesem Turbostart ziehen konnten, obwohl Jannik Büde noch mit einer Glanzparade gegen Jan-Hendrik Otto rettete und Marc Lauterbach mit einem Wurf über das ganze Feld aufs wegen einer Zeitstrafe gegen Lasse Ohl verlassene MT 2-Tor nur den Pfosten traf. Was die Hausherren zurückwarf, waren frühe Bestrafungen. Die ESG nutzte die Überzahlsituationen nämlich, um durch den starken Vince Schmidt zum 4:4 (11.) auszugleichen.

Die Partie wurde zäh und zusehends körperlicher, was erneut die Hausherren bevorteilte, die über zwei Fuchs-Siebenmeter sowie einen Durchbruch von Manuel Hörr und Jan Grolla aus dem Rückraum abermals auf 9:6 (20.) enteilten. Und auch diesmal schnell wieder eingefangen wurden. Viermal Vince Schmidt, einmal Jannis Kothe und der Ausgleich zum 11:11 (24.) war da. Auch, weil Julian Fuchs einen Siebenmeter gegen Marc Lauterbach ausließ und die Deckung etwas den Zugriff verlor. Einmal dran, ließen sich die Grün-Gelben bis zur Pause nicht mehr abschütteln.

Obwohl der schon vor dem Seitenwechsel gekommene Jan-Lasse Herbst gegen Janis Kothe glänzend reagierte, war er anschließend gegen den verdeckten Wurf von Jona Gruber ohne Chance – die erste Führung der ESG war mit dem 14:15 (32.) da. Und doch auch gleich wieder gedreht, weil Merlin Kothe seine bereits kurz vor der Pause demonstrierte Treffsicherheit mit einem weiteren Erfolg bestätigte und Rene Andrei einen weiten Pass von Jan-Lasse Herbst versenkte. Es schien, als könne der MT2-Keeper zum Faktor werden, sah sich allerdings im Anschluss mehrfach von seiner Abwehr allein gelassen. Und so verpufften die vorn in schöner Regelmäßigkeiten herausgeworfenen knappen Führungen wieder. Es gab abwechselnd Jubel, jeder Melsunger Treffer wurde postwendend von Gensungen ausgeglichen.

Natürlich kam auch die in Derbys unvermeidliche hitzige Atmosphäre auf. Bereits vorher hatte es immer wieder kleinere Scharmützel und teils haarige Schiedsrichter-Entscheidungen gegeben, die sich zum Glück weitgehend in der Waage hielten. Die Volksseele kochte jedoch hoch, als Lasse Ohl von Hannes Iffert im Halbfeld von den Beinen geholt wurde und vorübergehend verletzt raus musste. Auf der Gegenseite sprang Jannis Kothe in Max Pregler hinein und blieb ebenfalls erst einmal liegen. Und noch einmal wurde es laut, als nach Manuel Hörrs raffiniertem Schlagwurf durch die Beine von Marc Lauterbach zum 22:21 (44.) beim nächsten Siebenmeter gegen die MT 2 plötzlich Carsten Lichtlein zwischen den Pfosten stand. Wovon sich Jan-Hendrik Otto nicht beirren ließ und zum 22:22 vollstreckte, obwohl der Ex-Nationalkeeper und HBL-Rekordspieler dran war.

Das Pendel schlug wieder zur anderen Seite aus, als Max Pregler auf die Strafbank musste. Jan-Hendrik Otto nutzte den verlassenen Melsunger Kasten vom eigenen Kreis, brachte Grün-Gelb in Vorlage. Das blieb auch so bis zum 23:24 (52.) durch Jona Gruber, rief jedoch Julian Fuchs auf dem Plan: zwei Tore des Rechtsaußen sorgten für das 25:24 (54.). Es war immer noch alles drin, als Marc Lauterbach ganz stark gegen Ben Beekmann parierte und Hannes Iffert zwei Minuten vor dem Ende zum 26:27 einwarf. Denn das egalisierte einmal mehr Fuchs per Strafwurf. Der letzte Führungstreffer des Abends war Jannis Kothe vorbehalten, der 38 Sekunden vor Schluss traf. Dann war der Ausgleich immer noch drin und schien nach Lasse Ohls kraftvollen Einsatz auch realisiert. Ehe der Treffer von den Schiedsrichtern zurückgenommen wurde und in den verbleibenden sechs Sekunden der letzte Wurfversuch der Gastgeber in Gensungens dicht gestaffelter Deckung hängenblieb.

Statistik

MT Melsungen 2: Büde (3 Paraden / 10 Gegentore), Herbst (7 P. / 17 G.), Lichtlein (bei einem Siebenmeter 0 P. / 1 G.) – Grolla 3, Hörr 5, Rietze, Ohl 3, Beekmann 1, Kothe 4, Pregler, Andrei 2, Hruby, Reinbold, Fuchs 9/6 – Trainer Arjan Haenen.

ESG Gensungen/F.: Lauterbach (11 P. / 25 G.), Beck (bei zwei Siebenmetern 0 P. / 2 G.) – Iffert 2, Sonnenschein, Pickenhahn, Wachs, Schmidt 8, Jedinak 1, Otto 5/3, Gruber 5, Feuring, Kothe 7, Friedrich, Weiß – Trainer Frank Eidam.

Z: 1.000 - SR: Hanker/Klimmesch (Wiesbaden) - Strafen: 8 : 6 Minuten – 7m: 7/6 : 3/3.