Oberliga: MT2 triumphiert 29:27 im Derby bei der ESG Gensungen/Felsberg

Was war das für ein Derby?! Knallvolle Hütte in der Kreissporthalle Gensungen und die MT Melsungen 2 besiegt den bis dahin verlustpunktfreien Oberliga-Spitzenreiter ESG Gensungen/Felsberg in dessen eigener Heimstatt mit 29:27 (16:12)! Ganz und gar nicht unverdient und gegen härtesten Widerstand des bis dato ohne Makel marschierenden Drittliga-Absteigers und ausgemachten Favoriten. Besonderes Highlight war die Einwechslung von HBL-Rekordkeeper Carsten Lichtlein, der in den letzten zehn Minuten zwischen den Pfosten stand und zweimal klasse parierte.

Es war schon beeindruckend, mit welchem Tempo die Edertaler die ersten Spielminuten bestritten. Kaum am Ball, schon ging es ab in Richtung gegnerisches Tor. Jannis Kothe traf, Jona Gruber und Heinrich Wachs. Was nach fünf Minuten dennoch keine Wirkung zeigte, wie Jan Waldgenbach, Max Pregler und Julian Fuchs von der Siebenmeterlinie zuverlässig ausglichen. Im Gegenteil warfen Jona Rietze mit klasse Passtäuschung und abermals Max Pregler sogar im Tempogegenstoß eine 5:3-Führung heraus (8.). Die Spielgeschwindigkeit war auf beiden Seiten inzwischen enorm. Der Unterschied: während Melsungen in der Deckung gut verschob und immer einen Tick wacher schien, setzten die Hausherren auf die körperbetonte Komponente. Das war zuweilen nicht schön, aber effektiv. Auch wenn mit Jannis Kothe bereits der dritte ESG-Spieler nach nicht einmal zehn Minuten auf die Strafbank musste.

Danach allerdings wurde richtig schöner Handball gespielt, manchmal auch hart gearbeitet. Ansehnlich war es allemal, was beide Mannschaften da aufs Feld brachten. Immer noch mit Vorteilen für Melsungen, das durch Jan Waldgenbachs Tor nach genau einer Viertelstunde mit 10:7 führte. Und diesen Vorteil auch nicht gewillt war abzugeben. Was Gensungen auch versuchte, die Antwort kam stets unmittelbar und von praktisch allen Feldpositionen. Wobei Lasse Ohl sich am Kreis mächtig ins Zeug legen musste, das aber auch unerschrocken tat und erfolgreich war: zwei Treffer zum 13:10 (23.) gingen auf sein Konto. Weil auch Rene Andrei doppelt traf und Ben Beekmann kurz vor der Pausensirene einen nachlegte, war die MT 2 bei Halbzeit sogar vier vor.

Dabei blieb es zunächst auch nach dem Seitenwechsel. Das Tempo war nicht mehr ganz so hoch, die Intensität dagegen enorm. Es wurde sich nichts geschenkt, jeder Zentimeter Hallenboden musste erobert werden. Zwar profitierte Gensungen durch den bereits in der ersten Hälfte vollzogenen Torhüterwechsel vom glücklosen Marc Lauterbach auf den sich immer mehr steigernden Lukas Voss, doch auch der sah sich nach einer starken Parade gegen Julian Fuchs geschlagen, als dieser beim nächsten Versuch zum 18:14 (34.) einfach per Kempa-Zuspiel auf Max Pregler ablegte und den nächsten dann doch wieder, diesmal per Heber, selbst machte: 19:15 (35.). Zwei Minuten später baute Jan Waldgenbach mit dem 21:16 gar auf fünf aus. Der Favorit wankte!

Dann aber besann sich die Mannschaft von Frank Eidam auf das, was sie bisher so stark gemacht hatte: hinten griff die Deckung wieder beherzter zu, vorn wurde mehr kombiniert als nur ständig Torjäger Heinrich Wachs gesucht. Jan-Hendrik Otto traf, Vince Schmidt und schließlich noch einmal Wachs von der Siebenmeterlinie gegen den gerade zum ersten Mal eingewechselten Carsten Lichtlein zum 23:24 (50.). Die nächsten drei Aktionen „gehörten“ Jannis Kothe. Erst war er zum 24:25 erfolgreich, dann scheiterte er auf dem Weg zum möglichen Ausgleich an Carsten Lichtlein und schließlich sah er weitere 25 Sekunden später nach seiner dritten Zeitstrafe den roten Karton der Schiedsrichter. Es war mächtig Stimmung unter dem Hallendach. Während das Gensunger Publikum seinem Unmut lautstark Luft machte, feierte die Melsunger Ecke Lichtlein mit Sprechchören.

Gänsehautatmosphäre … Derby eben! Und eine Entscheidung war noch längst nicht gefallen. Ohrenbetäubender MT-Jubel nach dem 24:26 (53.) durch Julian Fuchs nach lehrbuchhaftem Kempa-Anspiel von Ben Beekmann über die gesamte Breite des Platzes, kollektives Aufstöhnen des Gensunger Anhangs nach Lichtleins nächster Glanztat gegen Rechtsaußen Jan-Hendrik Otto und schließlich doch gelb-grüne Begeisterung nach Hannes Ifferts 25:26 und dem folgenden Ballverlust Melsungens, der im Ausgleich durch Heinrich Wachs endete. Manuel Hörr tankte sich kraftvoll durch, Max Lippold konterte – 27:27 (58.). Doch just als der Tabellenführer wieder auf Augenhöhe war und drauf und dran, doch noch alles zu drehen, trat ein ehemaliger „Gensunger auf Zeit“ auf den Plan: Max Pregler krönte sein starkes Spiel mit zwei blitzsauberen Treffern und tütete den letztlich verdienten Sieg der MT 2 in den letzten zwei Minuten ein.

Statistik

MT Melsungen 2: Büde (8 Paraden / 21 Gegentore), Ullrich (bei einem Siebenmeter, 0 P. / 1 G.), Lichtlein (2 P. / 5 G.) – Hörr 3, Rietze 1, Ohl 3, Beekmann 1, Kothe, Pregler 5, Waldgenbach 5, Andrei 2, Weiß 1, Reinbold, Fuchs 8/2 – Trainer Arjan Haenen.

ESG Gensungen/F.: Lauterbach (2 P. / 13 G.), Voss (8 P. / 16 G.) – Iffert 2, Küllmer, Sonnenschein, Wachs 13/4, Schmidt 1, Jedinak, Otto 1, Gruber 4, Feuring, Lippold 2, Kothe 4, Friedrich – Trainer Frank Eidam.

Z: 900 - SR: Ekk /Walter  (Wiesbaden) - Strafen: 6 : 14 Minuten – Disqualifikation: Kothe (ESG, 3x2 Min., 53.) - 7m: 5/2 : 4/4.