Olympia-Quali: Deutschland überzuegt mit fulminantem Auftritt gegen Slowenien

Nach dem 25:25-Remis am Freitag gegen Schweden holte sich die deutsche Mannschaft am Samstag mit einem überraschend deutlichen 36:27-Sieg gegen Slowenien das erste Punktepärchen im Qualifikationsturnier für Olympia 2021. Damit hat es das DHB-Team wieder selbst in der Hand, das Ticket nach Tokio zu lösen. Am Sonntag heißt der letzte Gegner in diesem Miniturnier Algerien (15:45 Uhr, ZDF). Der Afrikavertreter hatte sein Auftaktmatch mit 28:36 gegen Slowenien verloren und gilt auch gegen Deutschland als klarer Außenseiter. Die beiden erstplatzierten der vier Teams qualifizieren sich für die olympischen Spiele in Japan.

Julius Kühn (6 Tore) im ZDF-Interview nach dem Spiel (Screenshot).

Drei der vier Melsunger Spieler standen erneut in der Startformation von Alfred Gislason: Timo Kastening auf Rechtsaußen und Julius Kühn im linken und Kai Häfner im rechten Rückraum. In Bereitschaft saß derweil Torhüter Silvio Heinevetter auf der Bank. Der heutige Länderspiel-Jubilar (200 Einsätze) musste Andreas Wolff, der am Freitag gar nicht im Aufgebot gestanden hatte, den Vortritt lassen. Johannes Bitter, der vor allem in der zweiten Halbzeit gegen Schweden sichere Rückhalt, konnte hingegen verletzungsbedingt nicht mitwirken.

Den Grundstein für den Fast-Kantersieg legte die DHB-Auswahl bereits in der ersten Halbzeit. Dank einer überragenden Abwehr, die sich jederzeit auf einen sehr starken Andreas Wolff im Tor verlassen konnte, wurde das Spiel nach vorne fast zu einem Selbstläufer. Konzentriert vorgetragene Angriffe, flüssige Kombinationen und eine hohe Konsequenz bei den Abschlüssen kennzeichneten das Offensivspiel. Die ebenfalls als spielstark geltenden Slowenen fanden nur selten Lösungen – zum einen im Angriff, wo sie immer wieder an der sehr beweglichen deutschen Deckung oder an Andi Wolff scheiterten, zum anderen in der Hintermannschaft, die sich gegen die mit viel Tempo agierenden Gastgeber oft als zu langsam auf den Beinen präsentierte. Die logische Folge: Deutschland nahm eine 10-Tore-Führung mit in die Pause. Daran hatten die Melsunger Feldspieler nicht unerhebliche Anteile: Julius Kühn und Timo Kastening, die sich als treffsicher Schützen betätigten, Kai Häfner, der genau wie gegen Schweden – übrigens in seinem 100. Länderspiel – mit einer tollen Übersicht und guten Anspielen glänzte.

Im zweiten Durchgang setzte die deutsche Mannschaft ihr engagiertes Spiel fort. Im Wesentlichen gestützt auf die gleiche Formation wie in Halbzeit eins. Der Angriff rollte weiter erfolgreich – wovon oft zwei Akteure aus der Nahwurfzone, Marcel Schiller (Linksaußen) und der Ex-Melsunger Johannes Golla (Kreis) besonders profitierten. Bis etwa zur 45. Minute konnte der Vorsprung sogar auf 12 Tore ausgebaut werden (30:18).

Alfred Gislason sah da den geeignete Zeitpunkt gekommen, auch den bislang auf der Bank sitzenden Akteuren Gelegenheit zu geben, sich auszuzeichnen. Die erfolgreiche Flügelzange Marcel Schiller / Timo Kastening wurde durch Kapitän Uwe Gensheimer und Patrick Groetzki ersetzt, im linken Rückraum löste Sebastian Heymann Julius Kühn ab und Andreas Wolff machten den Platz zwischen den Pfosten für Silvio Heinevetter frei. Im weiteren Verlauf kam noch Youngster Juri Knorr für Spielmacher Philipp Weber.

Dass das Spiel durch die Umstellungen nicht mehr ganz so effektiv war, wie zuvor, ließ sich angesichts des deutlichen Vorsprung leicht verschmerzen. Nicht, dass es die hereingekommen Spieler zu locker genommen hätten. Im Gegenteil: Mit ihrem kämpferischer Einsatz und ihrer Motivation standen sie ihren Mannschaftskameraden in nichts nach. Aber es lief eben – verständlicherweise – nicht mehr alles so rund wie zuvor. So konnten die vom früheren Flensburger Trainer Ljubomir Vranjes gecoachten Slowenen die Schlussviertelstunde zu einer geringfügigen Resultatsverbesserung nutzen. Die sich aber wiederum in Grenzen hielt, weil Silvio Heinevetter noch einige erfolgreiche Kostproben seines Könnens gab.

Julius Kühn zeigte sich nach dem Spiel am ZDF-Mikrofon überaus zufrieden. Der Goalgetter (6 Tore) sah in der starken Fokussierung auf dieses wichtige Spiel und die hohe Konsequenz in den einzelnen Aktionen in Abwehr und Angriff die wichtigsten Erfolgsfaktoren.

Die Stimmen im Einzelnen:

Julius Kühn: „Es fällt schon ein großer Druck ab. Wir haben gesagt, dass wir mal wieder richtig in einen Flow kommen müssen, so wie es eigentlich bei der deutschen Nationalmannschaft üblich gewesen ist. Da haben wir bei dem Spiel heute gegen Slowenien wieder geschafft. Uns war die Wichtigkeit vor dem Spiel auch allen klar, wir saßen in der Kabine und wussten: Das ist ein Do-or-die-Spiel. Wir haben das extrem gut gemeistert finde ich. Wir sind jetzt ganz nah an dem Ticket für Olympia dran und müssen morgen nochmal so genial liefern.“ (Quelle: dhb.de)

Kai Häfner: „Wir hatten eine fantastische Abwehr und einen guten Torhüter. Dann haben wir mit zehn Toren in der ersten Hälfte gefühlt. Der Start der zweiten Hälfte war okay. Wir sind sehr glücklich über das Ende des Spiels und den Sieg. Es wäre falsch einen Spieler herauszuheben, alle haben einen super Job gemacht. Heute haben alle eine Super-Abwehr gespielt, vor allem Johannes Golla hat einen Riesenjob in der Abwehr gemacht. Zum Glück haben wir das Spiel heute früher klargemacht als gestern. Trotzdem sind es drei Spiele in drei Tagen. Wir wissen alle worum es geht, wir wollen morgen den nächsten Sieg einfahren und das Ticket nach Olympia verbuchen. Die Algerier darf man auf keinen Fall unterschätzen. Wir haben beim letzten Turnier gesehen, dass sie guten Handball spielen.“ (Quelle: dhb.de)

Deutschland - Slowenien 36:27 (22:12)

Deutschland: Heinevetter (MT Melsungen), Wolff (KS Vive Kielce) - Schiller (Frisch Auf Göppingen) 7, Kühn (MT Melsungen) 6, Kastening (MT Melsungen) 5/1, Golla (SG Flensburg-Handewitt) 4, Heymann (Frisch Auf Göppingen) 3, Pekeler (THW Kiel) 3, Weinhold (THW Kiel) 3, K. Häfner (MT Melsungen) 2, Weber (SC DHfK Leipzig) 2, Gensheimer (Rhein-Neckar Löwen) 1/1, Groetzki (Rhein-Neckar Löwen), Knorr (GWD Minden), Wiede (Füchse Berlin), Wiencek (THW Kiel).

Slowenien: Ferlin, Lesjak - Blagotinsek 5, Gajic 4/3, Dolenec 3, Janc 3, Ovnicek 3, Skube 3, Cingesar 2, Marguc 2, Gaber 1, Mazej 1, Bombac, Potocnik, Suholeznik, Zarabec.

Schiedsrichter: Oscar Raluy (Spanien)/Angel Ramirez (Spanien)

Den offiziellen Spielbericht des DHB lesen Sie hier.

Das nächste und gleichzeitig letzte Spiel im Olympia-Qualifikationsturnier:
So., 14.03.2021, 15:45 Uh: Deutschland – Algerien (live im ZDF)

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