So viel Leidenschaft – MT bezwingt Irun 28:27
Sieg erkämpft, unglaubliche Leidenschaft gezeigt: Die MT Melsungen hat im Viertelfinal-Hinspiel der EHF European League den spanischen Klub Bidasoa Irun 28:27 (15:13) bezwungen.
Die Vorzeichen standen angesichts der Personalsituation denkbar schlecht. Aber allen Ausfällen zum Trotz gewann die MT Melsungen das Viertelfinal-Hinspiel der EHF European League gegen Bidasoa Irun nach beherzter Aufholjagd 28:27 (15:13). In der Schlussphase zeichnete sich Torwart-Oldie Carsten Lichtlein (Foto: Käsler) mehrfach aus.
So langsam gehen einem die Bezeichnungen aus, um den Zustand des MT-Kaders zu beschreiben. Rumpfteam ist so ein Begriff – aber der galt ja schon länger. Vor diesem wichtigen Viertelfinal-Hinspiel gegen Irun kamen weitere Ausfälle hinzu. Zunächst die Hiobsbotschaft, dass sich Keeper Nebojsa Simic einen Kreuzbandriss zugezogen hat. Zudem stand der komplette rechte Rückraum nicht zur Verfügung. Bei Dainis Kristopans schmerzt die Achillessehne, und Nikolaj Enderleit leidet unter Knieproblemen.
Für den rechten Rückraum rückte Förderkader-Spieler Jonas Riecke ins Team, und neben Adam Morawski standen Pawel Krawczyk und eben Lichtlein für einen Einsatz im MT-Kasten bereit. Im Rückraum ließ Trainer Roberto Garcia Parrondo aber erst einmal drei Rechtshänder auflaufen, nämlich Jonathan Svensson, Erik Balenciaga und Alexandre Cavalcanti.
Und wie bei allen Spielen in der Rothenbach-Halle war auch am Dienstagabend wieder auf die MT-Fans Verlass. Von der ersten Sekunde an trieben sie ihre Mannschaft nach vorn – und das war nötig. Die Nordspanier erwiesen sich als unangenehmer Gegner. Giftig. Bissig. Körperbetont. Irun steht nicht ohne Grund auf dem zweiten Platz der spanischen Liga. Schlussmann Jakub Skrzyniarz stellte zudem unter Beweis, dass er einiges von seinem Handwerk versteht.
Von daher sahen 2.907 Zuschauer in der ersten Hälfte ein ausgeglichenes Spiel. Meist legten die Gastgeber vor, nach Balenciagas Treffer zum 6:4 führten sie erstmals mit zwei Treffern (12. Minute). Doch Bidasoa ließ sich nicht abschütteln. Dank der Tore von Rogerio Moreas und Ian Barrufet vom Siebenmeterstrich sowie einer Rettungstat von Morawski ging die MT beim 15:13 mit zwei Treffern Vorsprung in die Pause.
Der Wiederbeginn verlief aber so gar nicht nach dem Geschmack der MT-Fans. Es dauerte fast neun Minuten, bis Timo Kastening den ersten Treffer des zweiten Durchgangs für die MT erzielte. Da hatten die Spanier Morawski bereits sechsmal überwunden. Und die Gäste machten weiter – 17:21 nach 43 Minuten.
Die personell so gebeutelte MT warf nun alles rein und startete eine Aufholjagd. Lichtlein kam zwischen die Pfosten, vorn setzte Parrondo auf den siebten Mann. Und es gab ja noch den achten Mann – Wahnsinn, für welch fantastische Kulisse die Fans sorgten. Schritt für Schritt rückten die Nordhessen heran. Ein Doppelpack von Adrian Sipos bescherte das 21:22 (47.), Lichtlein war zweimal zur Stelle und die MT wieder dran.
Die ohnehin schon hitzige Partie begann nun in der Schlussphase regelrecht zu kochen. Und als Kastening auf 26:26, Balenciaga auf 27:26 und David Mandic auf 28:26 stellten (58.), dürfte der eine oder andere befürchtet haben, das Dach der Rothenbach-Halle könnte wegfliegen. Spiel gedreht. Niemand saß mehr. Dass Rodrigo Salinas den Schlusspunkt zum 28:27 setzte, tat der Stimmung keinen Abbruch. Die MT-Fans feierten ihre Mannschaft und zollten ihr Respekt.
Am kommenden Dienstag heißt es nun, im nordspanischen Irun den Vorsprung von einem Tor zu verteidigen. Dann stünde die MT zum zweiten Mal in dieser Saison in einem Final4. (Robin Lipke)
Statistik
MT Melsungen: Morawski (4 Paraden / 21 Gegentore), Lichtlein (4 P. / 6 G.), Krawczyk (n.e.); Wilfer, Balenciaga 3, Sipos 2, Ignatow, Moraes 3, Jonsson 5, Soler, Cavalcanti 3, Svensson 2, Riecke, Kastening 3, Barrufet 6/6 – Trainer Roberto Garcia Parrondo.
Bidasoa Irun: Skrzyniarz (8 Paraden / 26 Gegentore), Maciel (0 P. / 2 G. bei 2 Siebenmetern); Cavero 3/3, Jevtic, Zabala, Gey, Furundarena, E. Salinas 5, R. Salinas 3, Mugica 3, Boskos, da Silva, G. Nieto 2, Garcia 3, Pacheco 2, Nieto 6 – Trainer Alejandro Mozas.
Schiedsrichter: Bartosz Leszczynski / Marcin Piechota (Polen); EHF-Delegierter: Christian Kaschütz (Österreich).
Zeitstrafen: 2 – 6 Minuten (Cavalcanti 52:24 – da Silva 25:09, Gey 49:29, Jevtic 54:07)
Strafwürfe: 6/6 – 3/3
Zuschauer: 2.907 in der Rothenbach-Halle, Kassel
Spielstände: 1:0 (2.), 2:2 (5.), 4:4 (10.), 9:7 (18.), 10:10 (21.), 13:11 (28.), 13:13 (29.), 15:13 (30.) HZ – 15:14 (31.), 15:19 (39.), 16:19 (39.), 18:22 (44.), 21:24 (49.), 23:25 (53.), 26:26 (56.), 28:26 (58.), 28:27 (60.) Endstand.