Timo Kastening vor seinem zweiten olympischen Einsatz

MT-Rechtsaußen Timo Kastening blickt voller Vorfreude auf seinen Einsatz mit der deutschen Nationalmannschaft in Tokio. Am Samstag steht das erste Vorrundenspiel auf dem Programm, angeworfen wird um 09:15 Uhr deutscher Zeit (live auf ZDF und Eurosport). Für den 26-jährigen sind es aber nicht die ersten olympischen Spiele. Der Linkshänder war bereits in 2011 beim Olympischen Festival der Europäischen Jugend, was oft auch als Europäische Olympische Jugendspiele bezeichnet wird, am Start. HNA-Redakteur Björn Mahr sprach mit Timo Kastening in kurz vor dem Umzug der deutschen Mannschaft vom Trainingsort Tokushima ins olympische Dorf in Tokio.

Timo Kasting im Nationalmannschaftsdress (Archivfoto: S. Klahn/DHB)

Wie haben Sie als Kind die Olympischen Spiele verfolgt?
Timo Kastening: Genauso wahrscheinlich wie andere Jungs auch. Ich habe mir auf der Couch alles reingezogen: Leichtathletik, Schwimmen, die Hockey-Teams. Vor allem die Sportarten, in denen die Deutschen erfolgreich waren. Aber auch eben die, in denen die Superstars wie Michael Phelps und Usain Bolt für Aufsehen sorgten.

2004 holte das deutsche Team Olympia-Silber. Wie haben Sie da mitgefiebert?
Timo Kastening: Die Sommerspiele in Athen waren die ersten, an die ich mich erinnern kann. Von damals sind mir insbesondere Vlado Sola und Mirza Dzomba im Kopf geblieben. Die beiden Kroaten, die mit ihrem Team ja auch im Handball-Finale gegen Deutschland gewonnen haben. Dzomba war so eines der wenigen Vorbilder, die ich hatte. Ich fand ihn damals richtig klasse. Dennoch hatte ich natürlich der deutschen Mannschaft die Daumen gehalten.

Jetzt sind Sie erstmals unter den Olympischen Ringen im Einsatz. Wie groß ist die Anspannung bei Ihnen kurz vor Beginn der Sommerspiele?
Timo Kastening: Die ist erst mit den letzten Tagen gekommen. Allerdings hat sich bei mir auch eine große Vorfreude eingestellt. Es ist einfach schön zu wissen, dass es jetzt ins Olympische Dorf und dann Schlag auf Schlag geht. Wir sind jetzt alle darauf fokussiert, unsere beste Leistung abzurufen.

Das erste Mal, dass Sie so weit von zu Hause als Handballer im Einsatz sind?
Timo Kastening: Nein, ich war schon 2015 bei der U21-WM in Brasilien dabei. Und ich habe auch schon an den Olympischen Spielen der Jugend in Trabzon teilgenommen, also auf asiatischem Boden der Türkei. Beides waren unglaubliche Erlebnisse.

Die deutsche Mannschaft startet zunächst nur mit einem Rechtsaußen ins Turnier – und das sind Sie. Wie viel Druck verspüren Sie selbst?
Timo Kastening: Es ist nicht selbstverständlich, mit 26 Jahren die alleinige Verantwortung auf einer Position zu tragen. Eine sehr besondere Situation. Ich sehe es als großen Vertrauensvorschuss von Bundestrainer Alfred Gislason. Und natürlich möchte ich das in mich gesetzte Vertrauen bestätigen.

Die letzte deutsche Niederlage gab es bei der WM im Januar gegen Spanien. Wie gehen Sie die Aufgabe an?
Timo Kastening: Ich sehe es so, dass wir bei der EM 2020 chancenlos waren, die Spanier bei der Weltmeisterschaft im Ägypten aber am Rand einer Niederlage hatten. Leider waren wir über die 60 Minuten nicht konstant genug. Wir haben unser Niveau nicht gehalten. Die Spanier haben dagegen wenig Ausschläge. Für uns ist das Auftaktspiel extrem wichtig. Wir wollen zeigen, dass mit uns zu rechnen ist.

Was hat sich beim deutschen Team seit der WM verändert?
Timo Kastening: Gestandene Spieler sind zurückgekommen. Und weil diese Jungs schon nachgewiesen haben, dass sie auf hohem Niveau spielen können, gibt das der Mannschaft ein gutes Gefühl. Da sind wieder Spieler dazugekommen, die uns beispielsweise in kritischen Situationen sehr helfen können.

Die Vorrundengruppe besteht aus einigen Handball-Schwergewichten. Welche Rolle trauen Sie Ihrem Team zu?
Timo Kastening: Nach dem zwölften Platz im Januar bei der WM und Rang fünf bei der EM 2020 sollten wir erst einmal demütig in jedes Spiel gehen. Wir sollten uns aber auch bewusst machen, dass wir eine gute Mannschaft haben – gefühlt aus meiner Sicht ist es sogar die beste, seit ich für die Nationalmannschaft spiele. Dementsprechend wollen wir jedes Spiel gewinnen. Das wollen zwar andere Teilnehmer auch, aber diese Attitüde brauchen wir, um ins Halbfinale kommen zu können, was auf jeden Fall realistisch ist. Wir müssen einfach alles in die Waagschale werfen.

Das komplette Interview lesen Sie auf hna.de