Timo vor dem WM-Start: Wenn angepfiffen wird, ist es völlig egal, ob man die Pyramiden gesehen hat

Am Donnerstag, also am Tag vor dem Start der Deutschen Nationalmannschaft in die 27. Handball-Weltmeisterschaft in Ägypten, stand MT-Rechtsaußen im Insta-Kanal des ZDF Rede in einem Livevideo Rede und Antwort zum Leben in der "Bubble", zur neuformierten Mannschaft und zur Einstimmung auf die ersten Spiele. Außerdem verrät der 25-Jährige, wie er und seine Mannschaftskollegen einem Lagerkoller vorbeugen.

Zu den obligatorischen Corona-Tests:

Am Anfang dachte ich, man gewöhnt sich mit der Zeit daran, aber wirklich angenehm ist es nicht. Gerade wenn der das Stäbchen in die Nase oder ganz tief in den Rachen geschoben wird. Aber es gibt sicherlich schlimmeres.

Zum Leben in der „Bubble“:

Zuallererst versuche ich das so zu sehen, dass wir die Chance haben, mal raus zu kommen. Wir haben ein wunderschönes Hotel, das Essen ist gut, die Zimmer sind gut, und die Menschen sind freundlich. Ich glaube, wir können hier sehr gut auf uns selbst achten. Wir haben auch schon zuvor in der Mannschaft darüber gesprochen, dass wir hier nicht die top europäischen Standards zu erwarten haben, auch wenn das vielleicht auf dem Papier steht. Deshalb ist die Situation für uns hier weniger überraschend als vielleicht für Sander Sagosen und die Norweger (Anmerkung: Der Star des THW Kiel hatte die Hygiene- und Corona-Bedingungen als „Witz“ und „wie im Wilden Westen“ bezeichnet). Ich habe das Gefühl, dass die hier alle auch mit Nachdruck daran arbeiten, um die Probleme in den Griff zu bekommen. Man kann sicherlich darüber schockiert sein, aber wir versuchen, uns gar nicht damit auseinanderzusetzen, sondern achten selber darauf, das Beste daraus zu machen und die Regeln zu beachten. Und wenn das andere anders sehen, dann akzeptiere ich das. Von einem Schockzustand in der deutschen Mannschaft zu sprechen, wäre zu viel.



Zur seiner Entscheidung, an der WM teilzunehmen:


Ich habe das Privileg, meinem Hobby, meinem Beruf, meiner Leidenschaft nachgehen zu können. Ich bin froh, Handball spielen zu dürfen. Deshalb stand es für mich nicht zur Debatte, auf die WM zu verzichten. Gerade auch, weil ich keine Frau und keine Kinder zuhause habe, die zur Arbeit oder zur Schule gehen müssen. Entsprechend freue ich mich, hier zu sein und dass die WM für uns endlich losgeht.

Zur attraktiven Umgebung (Anmerkung: Die Spieler blicken vom Hotel aus direkt auf die weltberühmten Pyramiden):

Angesichts der vielen “Nebenkriegsschauplätze” ist es um so schöner, dass die WM jetzt beginnt und alles wieder mehr auf den Sport konzentriert wird. Wir haben eine spannende Truppe zusammen, freuen uns alle sehr. Und wenn es dann endlich in die Halle geht und angepfiffen wird, dann ist es völlig egal, ob man die Pyramiden gesehen hat oder nicht. Schließlich sind wir nicht als Touristen hier, sondern als Handballer.

Zu den ersten Gegnern:

Uruguay und die Kap Verden gelten im Handball ja als Exoten und deshalb ist es gerade spannend, dagegen anzutreten. Das macht eine solche Weltmeisterschaft natürlich auch aus. Man sollte sich top vorbereiten, um keine Überraschungen zu erleben. Ich denke, wir sind wir von unserem Trainer und dem ganzen Betreuerteam sehr gut eingestellt worden und wir werden deshalb diese Spiele mit aller Ernsthaftigkeit angehen.

Zur Ungewissheit, ob die Kap Verden überhaupt antreten werden (Anmerkung: In den letzten Tagen waren in deren Mannschaft mehrere Corona-Fälle aufgetreten) und wie man sich angesichts dessen auf dieses Spiel vorbereitet:

Das ist sicherlich nicht einfach, aber da vertrauen wir ganz auf Alfred Gislason. Wir bereiten uns ganz normal so darauf vor, als wenn wir gegen Kap Verde antreten werden. Aber vorher haben wir ja erst einmal das Spiel gegen Uruguay und erst danach schauen wir, wie es weitergeht, wer von Kap Verde alles dabei ist und was wir dann daraus machen.

Wie sich die deutsche Mannschaft in der neuen Besetzung zusammengefunden hat und sich auf Uruguay einstellt:

Unser Schwerpunkt ist, dass wir auf uns schauen. Wir sind eine neuformierte Truppe mit einigen Debütanten.  Trotzdem haben wir einen Stamm von Spielern, die auch letztes Jahr bei der EM schon dabei waren. Es ist ein sehr guter Mix, aus ”Wir haben etwas, an dem wir uns festhalten können” und “viel Neues dabei”. Das müssen wir in einen gewissen Einklang bringen. Deshalb müssen wir auf uns schauen und dass wir unser System in Abwehr und Angriff festigen. Wir versuchen auch, die Euphorie, die wir uns aus den beiden EM-Quali-Spielen gegen Österreich erarbeitet haben, mit in die WM zu nehmen. Ich glaube, das waren “perfekte” Spiele, weil wir als Mannschaft gesehen haben, dass es gut laufen kann und wir Qualität haben, aber auch, woran wir noch arbeiten müssen.

Was sich Timo für sich selbst und im Verbund mit Positionskollege Tobias Reichhmann vorgenommen hat:

Natürlich möchte man performen, möchte Spielanteile bekommen und zeigen, dass man zu Recht in der Nationalmannschaft steht. Das gilt natürlich auch für mich. Da ich mit Tobias Reichmann auch bei der MT Melsungen ein Duo auf Rechtsaußen bilde, haben wir glaube ich, beide den Antrieb zu zeigen, wir zusammen können schaffen. Keiner von uns, kann immer 100 Prozent performen, und deshalb ist es wichtig, sich gegenseitig zu unterstützen und eine. super Team abbildet. Wenn wir das schaffen, müssen wir uns um die Rechtaußenposition keinen Sorgen machen. Wir respektieren uns, jeder von uns beiden will spielen, aber es gilt immer, dies auch auf die Platte zu bringen.

Wie weit es für die deutsche Mannschaft bei dieser WM gehen könnte - vorausgesetzt, die Vorrunde wird überstanden:

Uruguay und Kap Verde sind zwei Spiele, die wir auf jeden Fall gewinnen müssen. In der Hauptrunde warten dann ganz sicher extrem Brocken auf uns warten. Deshalb ist das Spiel gegen Ungarn für uns richtungsweisend, wo es in diesem Turnier hingehen kann. Wir müssen die ersten beiden Spiele jetzt dafür nutzen, um gut ins Turnier zu starten und dann gegen Uruguay voll da zu sein. Alles, was darüber hinaus geht, lässt sich schwer vorhersagen.  Wir müssen verletzungsfrei bleiben, dürfen keine Corona-Fälle haben, da gibt es natürlich einige Faktoren, die gegenüber einem normalen Turnier jetzt noch hinzukommen.

Was die Mannschaft im Hotel gegen drohenden Lagerkoller macht, da ja Sightseeing nicht möglich ist:

Momentan ist es noch so, dass wir uns zu helfen wissen. Wir haben eine. Darts-Scheibe und eine Mini-Tischtennisplatte dabei, spielen ansonsten Brändi Dog und SKYO (Anmerkung: Brett-, bzw. Kartenspiel). Es wird uns also sicher nicht langweilig werden.

Ob der Bundestrainer seinen Namen kennt (Anmerkung: Gislasons Vorgänger Christian Prokop hatte mal in einer Auszeitansprache auf Timo gezeigt und gefragt “Wie heißt Du?"):

Das werdet ihr dann in einer Auszeit erleben. Bis jetzt weiß Alfred meinen Namen noch (lacht).


Am Freitag, 15.01.21, startet Deutschland mit dem Spiel gegen Uruguay in die 27. Handball-Weltmeisterschaft:

19:00 Uhr EEZ / 18:00 Uhr MEZ, Dr Hassan Moustafa Indoor Sports Complex, Kairo (5.200 Plätze, erbaut 2020):
Das Spiel wird live im Ersten gezeigt, die Übertragung beginnt am 17:50 Uhr

Mehr Infos zur Deutschen Mannschaft und zum Spieplan:
Originalseite der IHF Handball-Weltmeisterschaft (in englisch)

Die Spiele mit deutscher Beteiligung werden allesamt im Free-TV von ARD und ZDF gezeigt.

Die Handball-WM-Portale der Öffentlich-Rechtlichen:
ARD Sportschau
ZDF Sport

Die Handball-WM im Livestream:
Alle 108 WM-Spiele sind komplett für nur 10 EUR live und on demand auf sportdeutschland.tv zu sehen.

(Foto: Sascha Klahn / TV-Screenshot / Comp.: KM)