Wieder eine MT-Familie

Auf in den letzten Spieltag der DAIKIN Handball-Bundesliga: Zum Abschluss der Saison 2024/25 gastiert die MT Melsungen bei Absteiger 1. VfL Potsdam. Anwurf ist um 15 Uhr.

Wie auch immer die Begegnung des 34. Spieltags in Potsdam ausgehen wird – die MT Melsungen hat die erfolgreichste Saison der Klubgeschichte bestritten. Der dritte Tabellenplatz ist ihr nicht mehr zu nehmen. Grund genug, mit Sportvorstand Michael Allendorf (38) ein kleines Fazit zu ziehen.

Michi, hast du schon Glückwünsche bekommen zur besten Saison in der MT-Geschichte?
Ja, habe ich. Aber es fühlt sich noch etwas komisch an. Nach dem Unentschieden gegen Lemgo, auch wenn wir da eine fantastische Aufholjagd hingelegt haben, war ich ein bisschen ernüchtert, dass wir die Qualifikation für die Champions League verpasst haben. Ich bin mir aber sicher: Spätestens ab nächster Woche werde ich stolz sein auf das, was wir in dieser Saison geleistet haben.

Aus gutem Grund: Tabellenplatz drei, zweimal bei einem Final4 dabei, zu Hause ungeschlagen – was klingt für dich am schönsten?
Die Kombination aus allem klingt für mich sehr schön. Zeigt es doch, dass wir über die gesamte Saison sehr konstant agiert haben. Das ist keine Selbstverständlichkeit. In drei Wettbewerben haben wir bis zum Schluss um den Titel mitgespielt. Und das vor dem Hintergrund, dass wir zwischenzeitig personell auf dem Zahnfleisch gekrochen sind.

Auch Kapitän Timo Kastening hat sich nach dem 26:26 gegen Lemgo über die verpasste Champions-League-Quali geärgert. Das sagt viel aus über das, was in der jüngeren Vergangenheit bei der MT passiert ist, oder?
Ich sage es mal so: Vor gut zwei Jahren übernahm ich den Vorstandsposten. Hätte ich damals angekündigt, dass wir 2025 um drei Titel und dazu noch um den Einzug in die Königsklasse mitspielen, hätten mich wohl alle für verrückt erklärt. Natürlich hätten wir jetzt gern etwas mitgenommen. Von daher bin ich fast froh, dass Timo und die Jungs im ersten Moment enttäuscht sind. Ich bin es auch. Wären alle zufrieden, hätten wir die falsche Einstellung. Aber wie schon gesagt: Nächste Woche werden wir mega stolz sein.

Was hat dich in den zurückliegenden Monaten am meisten beeindruckt?
Da gibt es mehrere Dinge. Vor allem war und bin ich schwer beeindruckt über das Auftreten der Mannschaft. Wie sie Rückschläge weggesteckt hat. Wie sie mit dem Verletzungspech umgegangen ist. Wie sie manche Spiele noch umgebogen hat. Wie die Jungs zusammengehalten haben. Kurzum: Es war sensationell, wie sich die Mannschaft in allen Wettbewerben präsentiert hat.

Und was hat dich noch begeistert?
Nicht nur die Mannschaft ist zusammengewachsen, auch zwischen Team und Fans ist die Verbindung fester geworden. Es fühlt sich nach einer Einheit an. Wir sind wieder eine MT-Familie. Vor allem in der zweiten Saisonhälfte haben unsere Fans richtig gutes Fingerspitzengefühl bewiesen.

Was meinst du damit?
Grundsätzlich war die Stimmung in der Rothenbach-Halle und auch bei den zwei Spielen in der Nordhessen Arena noch nie so gut gewesen wie in dieser Saison. Es war schon Wahnsinn, wie die Fans unsere Halle regelmäßig in einen Hexenkessel verwandelt haben. Und immer dann, als wir sie am meisten brauchten, haben sie noch eine Schippe draufgelegt. Das war großes Kino.

Wie groß war eigentlich deine Verzweiflung, als Anfang des Jahres ein Spieler nach dem anderen ausfiel?
Verzweifelt ist vielleicht etwas übertrieben, ich war eher ratlos. Irgendwann wusste ich nicht mehr, was ich sagen sollte. Mit Svensson, Soler, Danner und Lichtlein haben wir zwar kurzfristig Unterstützung bekommen können, aber das alles in kleinem Rahmen. Ich habe damals nur gedacht, dass der Handballgott irgendetwas gegen uns haben muss.

Fragst du dich manchmal, was hätte sein können, wenn die meisten Spieler an Bord geblieben wären?
Hätte, wenn und aber… Das zählt für mich nicht. Eigentlich mache ich mir um rein hypothetische Dinge auch keinen Kopf. Aber ich muss gestehen, dass ich mich kurz bei diesem Gedanken erwischt habe. Es hätte mich einfach interessiert, was mit voller Kapelle möglich gewesen wäre. Gleichwohl weiß ich natürlich, dass solche Gedankenspielchen nichts bringen.

Die Saison war lang und intensiv – ist Urlaub in Sicht?
Erst einmal haben wir noch unser letztes Spiel am Sonntag in Potsdam. Aber natürlich bin ich froh, wenn die Saison rum ist und der Druck der vergangenen Wochen abfällt. Gerade die zurückliegenden drei Wochen hatten es in sich. Für einen Urlaub ist es zu früh. Rund um das Final4 der Champions League in Köln am nächsten Wochenende habe ich ein paar Termine. Bis Ende Juni geht die Handball-WM der U21-Junioren. Und abgesehen davon ist meine Frau Lehrerin. Da können wir ohnehin erst mit dem Beginn der Sommerferien in den Urlaub fahren. (Robin Lipke
 


Infos zum Gegner:www.vfl-potsdam.de

Schiedsrichter am Sonntag: Markus Kauth (Taufkirchen) / Andre Kolb (Augsburg); Spielleitung: Stefan Schneider.

Spielort: MBS Arena, Olympischer Weg 2 in Potsdam

Übertragung:Dyn startet die Live-Sendung um 14.45 Uhr.