WM: Deutschland schlägt Ägypten und wahrt Chance auf Platz 5

Was für ein Krimi! Im Qualifikationsspiel für Platz fünf zwischen Deutschland und Ägypten musste eine Verlängerung her, um die Entscheidung herbeizuführen. Mit einem hauchdünnen 35:34-Sieg wahrte das deutsche Team die Chance auf den fünften Platz im Endklassement dieser Weltmeisterschaft.

MT-Kapitän Kai Häfner stand eine Dreiviertelstunde lang auf dem Feld und zeigte sich einmal mehr als Routinier im Angriff. Der Linkshänder wies bei all seinen Aktionen eine sehr geringe Fehlerquote auf, wie auch seine fünf Tore aus sieben Versuchen belegen – Foto: S. Klahn/DHB.

Unverständlich, warum es im Verlauf des zweiten Durchgangs noch einmal so knapp wurde. Denn das DHB-Team sah bei eigener 28:21-Führung nach 43 Minuten schon wie der sichere Sieger aus. Dann aber schwanden – ähnlich wie zuletzt gegen Frankreich – Kräfte und Konzentration, während sich die Fehler im Angriff häuften. Wie gut, dass sich die deutsche Mannschaft stets auf Andreas Wolff verlassen konnte. Mit 20 gehaltenen Bällen wurde der Keeper nach dem Abpfiff zu Recht zum "Man of the Match” gekürt.

Die Schützlinge von Alfred Gislason hatten sogar Glück, dass es überhaupt in die Verlängerung ging. Denn Wolff lenkte den letzten Ball von Ali Zein, Ägyptens stärkstem Spieler, kurz vor dem Abpfiff der regulären Spielzeit noch gerade so mit den Fingerspitzen an die Latte.

Spannend blieb es auch in der ”Overtime”. Die von MT-Trainer Roberto Garcia Parrondo gecoachten Pharaos hatten nach den ersten 5 Minuten mit 33:32 die Nase vorn. Dank zweier Treffer in Folge von Jannik Kohlbacher und Christoph Steinert bog Deutschland aber die Partie wieder um und Julian Köster machte mit seinem Tor zum 35:34 den Deckel drauf. MT-Kapitän Kai Häfner lieferte mit fünf Toren bei sieben Versuchen eine sehr solide  Vorstellung.

Nun spielt das DHB-Team am Sonntagnachmittag (13:00 Uhr, ZDF) gegen Norwegen um Platz 5, das am Freitagabend mit 33:25 gegen Ungarn gewann.

Spielbericht mit Material von ihf.info:

Deutschland begann gut und wollte unbedingt gewinnen, um am Sonntag um den fünften Platz spielen zu können. Ägypten hatte ein Problem im Angriff und konnte in den ersten fünf Minuten kein Tor erzielen, da Andreas Wolff zwischen den Pfosten in guter Form war.

In den ersten 15 Minuten des Spiels parierte Wolff sechs von 12 Versuchen und verhalf seiner Mannschaft damit zu einer Vier-Tore-Führung. Der Vorsprung der Deutschen hätte sogar noch größer sein können, wenn es nicht fünf Ballverluste gegeben hätte, während die Pharaos nur einen zu verzeichnen hatten.

Deutschland spielte gut mit seinen Außen und dem Kreisläufer Johannes Golla, den die Ägypter  nicht stoppen konnten. Der Flensburger agierte tadellos und erzielte vier Tore.

"Wir machen die gleichen Fehler wie in den letzten beiden Spielen. Kommt schon, Jungs", sagte Roberto Parrondo in der ersten Auszeit nach dem Fünf-Tore-Rückstand zu seinen Spielern. Doch nichts schien zu funktionieren, denn die ägyptischen Würfe gingen direkt auf Wolff, als wäre er ein Magnet. Parrondo wechselte den Torhüter, und Abdelrahman Homayed hielt sofort zwei Mal hintereinander und bremste die Deutschen aus. Infolgedessen erzielte Ägypten nach sieben Minuten sein erstes Tor (8:13).

Als Deutschland einen Sieben-Tore-Vorsprung erzielt hatte (28:21, 43.), schien dies die Vorentscheidung gewesen zu sein. Doch die letzten fünf Minuten der ersten Halbzeit änderten alles. Die ägyptische Abwehr stand dichter und zwang Deutschland zu einer Reihe von fehlern. Aus einem Rückstand von sieben Toren machte Ägypten bis zum Ende der ersten Halbzeit ein Drei-Tore-Spiel und kam so zurück.

Es dauerte nur zehn Minuten in der zweiten Halbzeit, bis Deutschland seinen größten Vorsprung in diesem Spiel mit sieben Toren wiederherstellte. Wolff machte da weiter, wo er aufgehört hatte, und das 22 Jahre alte Talent Juri Knorr erhöhte seine Trefferzahl auf fünf. Mohab Abdelhak verkürzte den Vorsprung in den ersten Minuten auf vier Tore, doch seine direkte Disqualifikation durch eine Rote Karte machte alles Gute zunichte, so dass Parrondo ein weiteres Problem hatte und Ägypten mit sieben Toren in Rückstand geriet. Auch die Mannschaft von Alfred Gislassons erhielt eine rote Karte, als Lukas Stutzke seine dritte Zwei-Minuten-Strafe erhielt.

Die Ägypter waren wie eine Katze mit neun Leben, die mit einer guten Abwehrleistung zum zweiten Mal ins Spiel zurückkam und die deutschen technischen Fehler und Fehlwürfe ausnutzte. Vom 28:21 in der 43. Minute zum 28:26, nur fünf Minuten später.

Akram Saad hatte zehn Minuten vor dem Schlusspfiff die Chance, den Rückstand auf einen Treffer zu verkürzen, doch Wolff parierte den 18. Treffer des Tages und gab damit seinen Teamkollegen noch einmal einen Schub. Den sie aber nicht nutzten.

Nur drei Minuten später meldete sich Karim Hendawy zurück und half Yehia Elderaa und Omar Elwakil drei Minuten vor dem Ende beim Ausgleich (30:30). Drei Ballverluste und ein Pfostenwurf von Ali Mohamed führten zu einer Verlängerung.

Ägypten ging zu Beginn der Verlängerung durch ein Tor von Ahmed Mohamed erstmals in Führung (33:32), konnte diese aber nicht halten, Deutschland hingegen legte erneut vor. Mit Wolffs 20. Parade und Gollas Steal gelang Deutschland schließlich ein 35:34-Sieg gegen Ägypten. Man konnte Ali Zein und Yehia Elderaa die Enttäuschung ansehen, aber auch den Kräfteverschleiß der deutschen Spieler.

Deutschland – Ägypten 35:34 n.V.

Deutschland: Wolff, Birlehm – Mertens (4), Dahmke, Stutzke (1), Weber, Köster (6), Knorr (7/2), Witzke, Ernst, Häfner (5), Steinert (2), Groetzki, Zerbe (1), Golla (6), Kohlbacher (3) – Trainer Alfred Gislason.

Ägypten: Hendawy, Homayed – Aly, El Wakil (4), Kaddah, Zein (7/4), S. Elderaa, Y. Elderaa (7), Hesham (3), Abdelhak (4), Mahmoud (1), Moamen, Saad (1), Sanad (1), El Masry (1), Mamdouh (4), Mesilhy, Elnakkady – Trainer Roberto Garcia Parrondo.

Zuschauer: 1.604, TELE2 ARENA Stockholm (SWE)


Spanien spielt um Bronze

MT-Regisseur Augustin Casado spielt mit Spanien am Sonntag, 18:00 Uhr, gegen den Verlierer aus Frankreich vs. Schweden um WM-Bronze.

Die Iberer verloren am Freitagabend in einem gegen Ende packenden Halbfinale gegen Dänemark mit 23:26 (10:15). Agustin Casado blieb während seiner rund 15 minütigen Einsatzzeit bei drei Wurfversuchen leider torlos.


Der Finaltag am Sonntag, 29.01.2023 – Alle vier Spiele finden in der TELE 2 Arena in der schwedischen Hauptstadt Stockholm statt

Weiter geht es für Deutschland am Sonntag um 13:00 Uhr (live im ZDF ab 12:45 Uhr) mit dem Spiel um Platz fünf gegen Norwegen. Ägypten tritt um 15:30 Uhr gegen Ungarn um Platz sieben an.

Das "Kleine Finale", also das Spiel um Platz 3, zwischen Schweden und Spanien steigt um 18:00 Uhr. Das Finale bestreiten um 21:00 Uhr Frankreich und Dänemark.

Die Spiele sind auch als kostenpflichtige Livestreams auf sportdeutschland.tv zu sehen.

Alle Ergebnisse, Spielansetzungen und Storys lesen sie auf der offiziellen Seite der IHF.