3. Liga: Das Bruderduell ging an den VfL Ohl

Im Spiel gegen den VfL Gummersbach 2 musste die MT Melsungen 2 ihre erste Heimniederlage in der 3. Liga hinnehmen. Mit 34:38 (18:15) zogen die Nordhessen in einem temporeichen Schlagabtausch den Kürzeren und fielen dadurch in der Tabelle auf den 15. Platz zurück.

 

Das Trio Manuel Hörr (Foto: Heinz Hartung), Lasse Ohl und Jan Waldgenbach vereinigten zusammen 22 MT2-Treffer auf sich, für Gummersbach war Paul Ohl als Denker und Lenker mit allein 13 Toren ganz klar der Mann des Tages.

 

Wie lief der Start ins innerfamiliäre Duell zwischen Lasse und Paul Ohl?

Nur kurzzeitig mit Vorteilen für den Melsunger. Der stellte und stoppte seinen Bruder zum ersten Mal gleich nach 65 Sekunden und ballte die Faust. Die ersten Tore fielen innerhalb von 13 Sekunden, wieder mit Vorteil Lasse, der zum 1:2 traf. Was Paul unmittelbar mit dem 1:3 (5.) beantwortete und anschließend gleich noch zweimal nachlegte: 3:5 nach sieben Minuten, Gummersbach durch Ohl-Power also in der Vorlage und der ältere von beiden sollte auch für den Rest der Partie den Ton angeben. Weil dessen Rückraum-Kollege Giacomo Hrovatin in der Anfangsphase ebenfalls gleich drei am Stück lochte, hielt der Abstand bis zum 6:8 (14.).

Bekamen die Rot-Weißen die Partie besser in den Griff?

Ja. Durch viel Geduld, den Wechsel im Rückraum auf zwei Spielgestalter und ein paar ganz starke Paraden von Jannik Büde. Im Einzelnen. Das Hinterherlaufen führte nicht zu übertriebenem Tempo oder gar Aktionismus. Im Gegenteil wurde notfalls auch mal eine erste Welle abgebrochen und ein spielerischer Weg zum Erfolg gesucht. Dann wirbelte, wie schon in Emsdetten gesehen, das Zusammenspiel der eingewechselten Florian Weiß und Jona Rietze auch die VfL-Deckung einige Male ganz gut durcheinander. Und weil hinten ganz starke Szenen und ein gehaltener Siebenmeter von Schlussmann Jannik Büde notiert werden konnten, drehte die MT 2 das Spiel. Jan Waldgenbach holte die Führung zum 9:8 (16.) zurück und erhöhte per Siebenmeter auf 15:13 (27.). Kurz vor der Halbzeit baute Lasse Ohl mit seinem vierten Treffer auf 18:15 aus. Kleiner Wermutstropfen für ihn: sein Bruder Paul hatte zu diesem Zeitpunkt bereits sechs.

Überstand der MT-Lauf die Halbzeit-Unterbrechung schadlos?

Leider nicht. Zwar versuchte Lasse Ohl sofort, seine persönliche Aufholjagdmit Tor Nummer fünf zu starten. Aber nach Jan Waldgenbachs mittlerweile siebtem Treffer zum 20:17 (34.) riss der Faden nicht nur beim MT-Halbrechten. Niemand anders als ausgerechnet Paul Ohl sorgte, begünstigt von gleich mehreren Fehlern der Melsunger im Vorwärtsgang, mit einem Dreierpack für den Turnaround. Kapitän Philip Würz erhöhte gar auf 20:22 (38.), obwohl Trainer Arjan Haenen zuvor schon mit einer Auszeit gegenzusteuern versucht hatte. Minus fünf binnen knapp mehr als dreieinhalb Minuten also gleich in der Anfangsphase des zweiten Durchgangs und die Nordhessen doch ziemlich von der Rolle.

Gab es ein Comeback?

Zumindest erst einmal eine Rückkehr auf Augenhöhe. Weil der zurückgewechselte Manuel Hörr die Zügel fest in die Hand nahm. Drei Tore gingen direkt auf sein Konto, die Vorarbeiten für den eingelaufenen Leon Stehl und Jan Waldgenbach ebenfalls: Nur noch 25:26, Auszeit Gummersbach und noch genau eine Viertelstunde auf der Uhr. Genug Zeit also, um mit den gleichen Tugenden wie vor dem Seitenwechsel das Blatt noch einmal zu wenden. Und tatsächlich blieben die Hausherren dran. Obwohl Keno Danzenbächer zweimal rettete und Moritz Köster dem VfL mit dem 25:28 (49.) Luft verschaffte. Durch Lasse Ohls 29:30 war Melsungen drei Minuten später wieder dran.

Was war da los direkt nach dem Anschlusstreffer?

Ziemliches Durcheinander. Lasse Ohl war im Wurf zu seinem Tor unfair angegangen wurde, knallte mit dem Steiß voll auf den Boden und blieb mit schmerzverzerrtem Gesicht liegen. Gummersbach kümmerte sich nicht um ihn und auch nicht um die protestierenden Rot-Weißen, die Referees ließen die ausgeführte Schnelle Mitte laufen. Mykola Protsiuk fand in der Vorwärtsbewegung kurz vor seinem Abschluss in Florian Weiß einen unnachgiebigen Prellbock. Die Folge: Lasse Ohl lag weiter mit Schmerzen im Torraum von Gummersbach, nun aber auch Protsiuk in dem von Melsungen. Während die Aktion gegen Ohl im Nachgang ungeahndet blieb, sah Weiß glatt Rot von den zumindest in dieser Doppelszene nicht von Fingerspitzengefühl gesegneten Referees. Den darüber hinaus verhängten Siebenmeter verwandelte Paul Ohl ungerührt zum 29:31.

Reichte die Kraft der Gastgeber für ein letztes Aufbäumen in den verbleibenden acht Minuten?

Nein, sie reichte nicht. Weil ohne Florian Weiß hinten zu große Löcher klafften. Und weil vorn gleich drei, vier zu fahrige Anspiele an den Kreis Beute der durchgehend konzentrierteren VfL-Abwehr wurden. Die zogen von 32:33 binnen zwei Minuten auf 32:36 weg und ließen sich danach auch durch eine offene Deckung nicht mehr aus dem Gleichgewicht bringen und zogen bis zum Schlusspfiff voll durch. Dass Merlin Kothe an seinem Geburtstag der letzte MT-Treffer gelang, diente leider nicht zur Einstimmung auf eine erhoffte Party in der Kabine.

Der Verlauf:

0:2 (4.), 4:6 (9.), 6:6 (10.), 6;8 (13.), 9:8 (16.), 11:9 (19.), 12:13 (25.), 15:13 (27.), 18:15  (Halbzeit), 20:17 (34.), 20:22 (38.), 25:26 (45.), 25:28 (49.), 29:30 (52.), 29:31 (52.), 32:33 (55.), 32:36 (59.), 34:38 (Ende).

Statistik

MT Melsungen 2: Büde (9 Paraden / 30 Gegentore), Beck (2 P. / 8 G.) – Stehl 3, Hörr 8, Reinbold 1, Rietze, Ohl 7, Beekmann 2, Kothe 1, Potzkai, Waldgenbach 8/3, Wolf 2, Weiß 2 – Trainer Arjan Haenen.

VfL Gummersbach II: Danzenbächer 9 P. / 26 G.), Knudsen (0 P. / 8 G.) – Suiters, Brill 3, Hrovatin 7, Unbehaun 1, Petersen, Protsiuk 1, Israel 2, Köster 7, Ohl 13/2, Würz 2, Csaba, Eickhoff 2 – Trainer Goncalo, Miranda.

Z: 166 - SR: Schneider / Siebert (Wuppertal / Schwerte) - Strafen: 4 - 6 Minuten – Disqualifikation: Weiß (MT2, 52.) – 7m: 3/3 - 3/2.