3. Liga: MT 2 kehrt trotz hoher Niederlage mit erhobenem Kopf aus Emsdetten zurück

Erwartungsgemäß wurde es für die MT Melsungen 2 nichts mit Punkten beim TV Emsdetten. Das 32:44 (14:18) fiel jedoch um einige Tore zu hoch aus und verschleierte am Ende die couragierte Leistung des Aufsteigers.

Der auch mit einem zweistelligen Rückstand im Gepäck das Tempo des Aufstiegsfavoriten über weite Strecken mitging und sich den Respekt der fast 1.500 Zuschauer mit einer Vielzahl gelungener Aktionen verdiente. Ben Beekmann (Archivfoto: Heinz Hartung) überzeugte dabei nicht nur wegen seiner sechs erzielten Tore.

Wie kam Melsungen in die Partie?

Nicht gut. 0:2, 1:4, 3:7, 4:9 – Gerade die ersten zehn Minuten waren, zumindest ergebnistechnisch, glatt zum Vergessen. Spielerisch sah das schon anders aus. Da waren überraschende Seitenwechsel (Waldgenbach auf Beekmann) ebenso drin, wie Zauberpässe an den Kreis (Beekmann auf Ohl). Die Krönung: ein Kempa-Anspiel von Florian Weiß auf Ben Beekmann, das der mit einem sehenswerten Dreher im Tiefflug zum 6:9 veredelte. Da hatte Trainer Arjan Haenen aber in einer Auszeit bereits nachjustiert, das Power-Duo Manuel Hörr und Tom Wolf durch das Kreativ-Doppel Jona Rietze und eben Florian Weiß ersetzt. Es lief fortan spürbar besser.

Waren das Publikum und die Stimmung in der Halle ein Faktor?

Anfangs sicher schon. Die eineinhalbtausend Emsdettener machten ganz schön Krawall in der engen Halle. Da zog sich, auch weil es sehr schnell hin und her ging, der tosende Torjubel schonmal durch gleich bis zum nächsten Treffer. Aber es war auch anerkennendes Raunen da, wenn den Melsungern ein feiner Spielzug gelang. Das half enorm, die Anfangsnervosität langsam abzulegen.

Wie arrangierte sich die Haenen-Sieben mit den Gegebenheiten?

Nach der erwähnten ersten Auszeit prima. Klar, Emsdetten als Top-Aufstiegsaspirant der Liga zeigte natürlich, dass mit ihnen gerade daheim nicht gut Kirschen essen ist. Aber die MT 2 mischte gut mit beim Handball-Offensivfestival in der Ems-Halle. Voller Selbstvertrauen spielte Leon Stehl den zweiten Kempa des Tages auf Florian Weiß: 13:17 (26.). Will heißen: Ab der frühen Auszeit bewegte sich Melsungen tatsächlich weitgehend auf einer Ebene mit dem Favoriten und traf ebenso zuverlässig ins Netz.

Wie beeinflussten die Torhüterleistungen das Geschehen?

Jan Lasse Herbst kam diesmal nicht so gut rein wie noch gegen Aurich, Jannik Büde machte es nach seiner Einwechslung besser. Trotzdem hatte der TVE mit Ante Vukas schon vor der Pause ein klares Plus auf dieser Position. Vor allem direkt nach der Pause, als der Kroate binnen kürzester Zeit bereits vier glasklare Möglichkeiten kassierte. Mit Carl Beck brachte Arjan Haenen auch den dritten Torhüter, der unter dem Strich sogar die meisten Bälle des MT-Trios abwehrte. Trotzdem: Gegen Vukas war an diesem Tag kein Duell zu gewinnen. Der hatte nach zwölf Minuten in Durchgang zwei schon mehr Paraden stehen als im gesamten ersten Durchgang.

Kam Melsungen noch einmal zurück in Schlagdistanz?

Nein, da war nichts zu machen. Als Emsdettens Nummer 16 nach einer dreiviertel Stunde seinen Posten für Oliver Krechel räumte, hatten seine passenderweise 16 gehaltenen Bälle längst für eine mehr als beruhigende 31:20-Führung gesorgt. Immerhin, und das stimmte dann doch wieder versöhnlicher aus der Sicht der Gäste: Ohne den überragenden Vukas als Gegenspieler knickte der Aufsteiger anschließend nicht noch weiter ein. Ging im Gegenteil die unglaubliche Angriffsfrequenz des Titelaspiranten mit und hielt, was die Torausbeute anging, dem Druck stand. Mit dem vermeintlich finalen Angriffsversuch wäre sogar eine Rückkehr auf minus zehn möglich gewesen, doch einer der ganz wenigen technischen Fehler war ein letztes gefundenes Fressen für die schier unersättlichen Hausherren.

Der Spruch des Tages?

Kam vom Hallensprecher des TV Emsdetten: „Wir spielen jetzt einfach ohne Abwehr weiter“. Gefallen, als er den eigenen Torschützen zum 33:22 verpasst hatte. Warum? Weil die Treffer hüben wie drüben in dieser Phase gefühlt im Sekundentakt fielen. Insbesondere die Hausherren kamen nicht einmal in die Nähe des Positionsspiels, Melsungen ließ sich kaum mehr Zeit bis zum (meist ebenfalls erfolgreichen) Abschluss. Emsdettens Coach Lennart Lingener zählte nach dem Schlusspfiff für seine Mannschaft die fast unglaubliche Zahl von 70 gelaufenen Angriffen in 60 Minuten. Kein Wunder, dass zwischenzeitlich selbst dem erfahrenen Mann am Mikrofon kurzzeitig schwindelig wurde.

Der Verlauf: 2:0 (3.), 4:1 (6.), 7:3 (9.),9:4 (10.), 9:6 (14.), 12:9 (20.), 14:9 (22.), 18:14 (Halbzeit), 20:16 (34.), 24:16 (38.), 28:17 (41.), 31:20 (44.), 37:25 (50.), 40:28 (55.), 44:32 (Ende).

Stimmen zum Spiel

Arjan Haenen: Wir haben in der ersten Halbzeit gut mitgehalten, sind dann aber zu oft an Ante gescheitert. Nach zehn Minuten in der zweiten Halbzeit war das Spiel dann durch. Der Sieg von Emsdetten war sehr verdient. Wir musste heute hier nicht gewinnen, nächste Woche daheim gegen Gummersbach II ist wieder ein anderes Spiel.

Lennart Lingener: Wir haben gut reingefunden und waren bis zum 9:4 gut unterwegs. Dann fehlte mir ein wenig der Killerinstinkt und Melsungen kam ebenfalls ins Spiel. Unser Tempospiel war heute eine Waffe, da hatten wir 75% Effektivität. Was mir gefehlt hat, war die letzte Konsequenz in der Abwehr. Da müssen wir besser werden! Hut ab vor der Leistung der Melsunger und dem Mut, eine so junge Truppe in die 3. Liga zu schicken.

Statistik

MT Melsungen 2: Herbst (2 Paraden / 12 Gegentore), Büde (4 P. / 15 G.), Beck (6 P. / 17 G.) – Stehl 1, Hörr, Reinbold 3, Rietze 2, Ohl 5, Beekmann 6, Potzkai 2, Waldgenbach 6/3, Wolf 2, Weiß 3, Drosten 2/1 – Trainer Arjan Haenen.

TV Emsdetten: Vukas (16 P. / 20 G.), Krechel (2 P. / 10 G.), Maroldt (0 P. / 0 G.) – Zobel 6, Terhaer 7/3, Budelmann 2, Kolk 1, Kooij 4, Thomas 2, Holzner 3/1, Jansen 4, Stefan 5, Wiencek 2, Kluwe 2, Nowatzki 6 – Trainer Lennart Lingener.

Z: 1.495 - SR: Argav / Frankholz (Frechen/Wuppertal) - Strafen: 2 - 6 Minuten – 7m: 5/4 - 5/4.